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Fuchs in Flammen: Mozilla Flame im Test

Der Markt für mobile Betriebssysteme ist 2014 fest in einer Hand: Googles Android dominiert weltweit den ganzen Markt. Einzig Apples iOS kann teilweise noch seine Stellung im zweistelligen Prozentbereich behaupten. Es gibt aber auch noch zahlreiche andere Betriebssystemhersteller, die einen Fuß in die Tür bekommen wollen. Einer davon ist Mozilla mit Firefox OS. Dieser Artikel stellt das Betriebssystem zusammen mit dem Referenz-Entwickler-Gerät namens Flame vor.

Mobile Betriebssysteme

Es gibt viele mobile Betriebssysteme. Wie in der Einleitung beschrieben dominiert Googles Android ganz klar den Markt. Neben den proprietären Alternativen wie iOS oder Windows Mobile gibt es aber auch einige Betriebssystemalternativen auf Basis Freier Software (aber nicht alle Projekte sind komplett frei):

Von diesen vier Systemen gibt es aber nur eines, was aktuell tatsächlich etwas breiter am Markt angeboten wird: Firefox OS. Neben dem Geeksphone und einigen Modellen der Firma ZTE, die auch in Deutschland vertrieben werden, hat Mozilla ein Referenz-Smartphone namens Flame auf den Markt gebracht. Das Telefon konnte man für knapp 170 Euro (Gerät inkl. Versand und Zoll) aus den USA auch in Deutschland bestellen. Diese Version liegt auch zum Test vor.

Das Mozilla Flame von vorne.

Das Mozilla Flame von vorne.

Der Artikel behandelt hauptsächlich das vorinstallierte Firefox OS 1.3 und stellt dabei gleichzeitig ein Update des Artikels „Firefox OS“ aus freiesMagazin 08/2013 dar.

Hardware

Mit einer Höhe von 132 mm und einer Breite von 68 mm ist das Flame ähnlich groß wie andere, aktuelle Vertreter auf dem Smartphone-Markt. Da das Flame als Ersatz für ein älteres Handy gedacht war, macht sich die Größe aber schon bemerkbar. Nicht in jeder Hosentasche findet das Flame Platz bzw. man kann es zwar einstecken, sollte danach aber hektische Bewegungen vermeiden.

Das Gewicht ist mit ca. 120 Gramm ganz okay und das Gerät liegt gut in der Hand, was auch an der aufgerauten Rückschale liegt. Diese lässt sich abnehmen, wobei man hierbei etwas Vorsicht walten lassen sollte, da sie aus sehr dünnem Plastik ist und leicht brechen könnte.

Unter der Haube, also der Rückschale, befindet sich der herausnehmbare Akku, ein Slot für eine Micro-SD-Karte und gleich zwei SIM-Karten-Einschübe. Das Flame ist also auch gut für Leute geeignet, die sich oft in zwei verschiedenen Netzen aufhalten und nicht ständig die SIM-Karte tauschen wollen. Der Micro-SD-Slot ist glücklicherweise so angebracht, dass man eine Karte auch einsetzen kann, ohne den Akku entfernen zu müssen (was nicht zwingend zum Standard gehört).

Das Innenleben des Mozilla Flame.

Das Innenleben des Mozilla Flame.

An der Rückseite des Gerätes befindet sich eine 5-Megapixel-Kamera mit Flash. Auf der Vorderseite ist eine kleinere 2-Megapixel-Kamera angebracht. Ansonsten hat das Flame nur noch zwei Knöpfe: den Ein-/Ausschalter an der Oberseite und den Lautstärkeregler an der rechten Seite. Als Anschlüsse gibt es einen Kopfhöreranschluss (3,5 mm Klinke) an der Oberseite und einen Micro-USB-Anschluss Typ B an der Unterseite. Der USB-Anschluss ist dabei auch zum Laden des Flames gedacht, da kein separates Netzteil mitgeliefert wird.

Die Vorderseite des Smartphones nimmt hauptsächlich der 4,5 Zoll große Touchscreen ein. Darüber ist die Frontkamera und der orangefarbene Lautsprecher, darunter der Hauptmenü-Knopf.

Im Inneren des Flame ist eine MSM8210-Dual-Core-CPU mit 1,2 GHz. 1 GB RAM Speicher dient für Anwendungen. Zum Speichern von Daten sind 8 GB bereits vorinstalliert, wobei man durch eine Micro-SD-Karte den Speicher erweitern kann. Bluetooth, WLAN und GPS gehören ebenfalls zum Standard.

Das Mozilla Flame von hinten.

Das Mozilla Flame von hinten.

Software im Überblick

Wenn man das Mozilla Flame einschaltet, begrüßt einen ein Fuchs, dessen Schwanz wie eine Flamme geformt ist und dem Smartphone auch seinen Namen gibt. Beim erstmaligen Einschalten wird nach der Sprache gefragt, wobei die meisten europäischen Sprachen sowie traditionelles Chinesisch angeboten wird. Als Standardsystem des Flame kommt Firefox OS 1.3 zum Einsatz.

Es gibt effektiv zwei Hauptmenü-Bildschirme, zwischen denen man durch seitliches Wischen wechseln kann. Auf dem ersten Bildschirm ist eine Art Suchfenster für installierte Anwendungen zu finden sowie die Kategorien „Sozial“, „Spiel“, „Musik“ und „Werkzeuge“. Die Kategorien dienen zum leichteren Wiederfinden von installierten Apps sowie zum direkten Zugriff auf installierbare Apps aus dem Marketplace, wenn man mit dem Internet verbunden ist.

Start von Firefox OS.

Start von Firefox OS.

Auf der zweiten Bildschirmseite befinden sich die Hauptanwendungen, die vorinstalliert sind, darunter Musik, Galerie, Radio, Kalender, Uhr, Musik, Video, E-Mail und die Einstellungen. Der Browser fehlt in der Auflistung, da es am unteren Rand noch einmal vier Symbole für den Schnellstart gibt. Dort sind die Telefon-App, Kontakte, der Browser und die SMS-App zu finden.

Per Standard öffnet sich eine App oder eine Kategorie durch das einzelne Antippen. Wenn man ein Symbol für längere Zeit gedrückt hält, kann man es verschieben oder vom Bildschirm entfernen. Das Entfernen geht dabei aber nur für Kategorien und nachinstallierte Apps. Die vorinstallierten Hauptanwendungen lassen sich nicht entfernen. Durch Drag-and-Drop lässt sich ein bestehendes Symbol auch eine Kategorie hinzufügen.

Hält man den Finger länger auf den Hintergrund, kann man entweder das Hintergrundbild ändern oder neue Kategorien hinzufügen.

Etwas ungewohnt mag einem die Navigation zwischen den Apps vorkommen. Die meisten Anwendungen kann man nicht beenden, sondern mittels des Hauptmenü-Knopfs unter dem Bildschirm kommt man immer ins Hauptmenü zurück, die Applikation bleibt im Hintergrund geöffnet. Anwendungen schließen und zu anderen Anwendungen wechseln kann man, indem man längere Zeit den Hauptmenüknopf gedrückt hält. Dann kann man durch die offenen Applikationen wischen bzw. diese dort auch ganz schließen.

In Firefox OS 1.3 gibt es im Entwicklermenü (siehe unten) eine Option, durch seitliches Wischen zwischen den offenen Apps zu wechseln. In Firefox OS 2.0 ist diese Option sogar Standard.

Das Hauptmenü.

Das Hauptmenü.

Kommunikation

Das Wichtigste bei einem Smartphone sind sicherlich die Kommunikationsfähigkeiten. Auch wenn heute schon Witze darüber gemacht werden, dass viele ein Smartphone für alles nutzen, nur nicht zum Telefonieren, kann das Flame natürlich auch das. Das Wählen per Kontaktliste geht intuitiv und funktioniert wie gewünscht. Etwas schlecht ist, dass man beim Halten des Telefons am Ohr sehr leicht mit der Backe auf das Display und die Bildschirmtastatur kommt, wodurch beim Gegenüber ein nerviges Tonkonzert entsteht. Von der Sprachqualität ist das Telefon okay, es gab im Test aber ab und zu Tonaussetzer, wobei nicht klar auszumachen war, auf welcher Seite der Verbindung das Problem lag.

Die E-Mail-Verwaltung funktioniert auch mit mehreren E-Mail-Konten per IMAP ganz gut. Um Speicher zu sparen lädt die E-Mail-App aber nicht alle Daten in einem IMAP-Ordner herunter. Konkret bedeutet das, dass, wenn man eine alte E-Mail sucht, man erst manuell bis ganz ans Ende der Liste scrollen und dort dann “Weitere Nachrichten vom Server“ wählen muss. Das lädt dann die nächsten 20 E-Mails herunter. Nutzt man allein das Smartphone für E-Mail-Kommunikation, ist das aber gegebenenfalls kein Problem.

Für weitere Kommunikationswege stehen Kurznachrichten per SMS oder MMS zur Verfügung. Diese funktionieren wie gewünscht, einzig die Kommunikationsanzeige ist nicht optimal, da zwar der Kommunikationsstrang angezeigt wird, aber leider ohne Uhrzeit. Nur bei einer SMS, die an einem anderen Tag ankommt, wird Datum und Uhrzeit eingeblendet. Dadurch ist nicht mehr sichtbar, wann man genau eine Nachricht erhalten oder gesendet hat. Neue Nachrichten und Ereignisse werden in der oberen linken Seite angezeigt bzw. wenn das Telefon gesperrt ist, direkt auf dem Sperrbildschirm, was sehr
praktisch ist.

Kommunikation per SMS.

Kommunikation per SMS.

Für alles Weitere, wie z.B. Facebook, Google+, Twitter und Co. oder auch Whatsapp stehen im Marketplace die entsprechenden Apps zur Verfügung.

Surfen

Das Zweitwichtigste an einem Smartphone ist sicherlich der Weg ins Internet. Und natürlich wäre es seltsam, wenn Mozilla für sein Firefox OS einen anderen Browser als Firefox benutzt hätte.

Größtenteils funktioniert der Browser intuitiv. Etwas ungewohnt ist vielleicht, dass die URL-Eingabeliste verschwindet, wenn man auf einer Seite nach unten scrollt. Die Liste erscheint auch erst wieder, wenn man an den Beginn der Seite geht.

Unklar ist auch, wieso Webseiten (ohne Browserweiche natürlich) doch so sehr anders als auf dem Desktop aussehen. Vor allem Eingabefelder sind auf vielen Seiten extrem winzig im Vergleich zum restlichen Text, sodass das Antippen dieser ohne Zoom fast unmgöglich ist.

Neben Lesezeichen und Tabs bietet der Browser aber sonst nichts. Einstellungen gibt es keine, so kann man beispielsweise nicht regulieren, welche Seiten Cookies setzen dürfen oder wo JavaScript aktiv sein soll.

Im Browser wird nicht alles passend angezeigt.

Im Browser wird nicht alles passend angezeigt.

Weitere Anwendungen

Eine weitere wichtige Anwendung ist sicherlich der Wecker in der Uhr-App, mit dem man mehrere Alarme definieren kann, um beispielsweise am Wochenende zu einer anderen Uhrzeit geweckt zu werden. Daneben enthält die App auch noch eine Stoppuhr und einen Countdown-Zähler.

Natürlich kann man mit dem Flame auch Musik hören. Neben dem UKW-Radio, für das zwingend als Empfänger ein Kopfhörer angeschlossen sein muss, kann die Musik-App verschiedene Musiktypen abspielen. MP3 ist selbstverständlich Standard, aber auch der freie Standard OGG wird unterstützt. Die Musiktitel kann man entweder als Übersicht oder nach Titel, Interpret oder Album sortiert anzeigen lassen. Es gibt zusätzlich verschiedene Wiedergabenlisten, die beispielsweise die am wenigsten gehörten oder die neuesten Titel abspielt. Die Klangqualität über Kopfhörer ist recht gut, einen Equalizer gibt es leider nicht. Die Ausgabe über den Telefonlautsprecher zur Raumbeschallung sollte man aber sein lassen.

Die Musik-App mit der Übersicht aller Alben.

Die Musik-App mit der Übersicht aller Alben.

Ein kleines Problem beim Musik hören ist die Lautstärke-Einstellung. Das Flame hat für verschiedene Szenarien verschiedene Lautstärkeprofile. So lässt sich die Lautstärke des Klingelns bei einem Anruf separat zur Lautstärke beim Telefonieren einstellen. Ebenso kann man auch die Musiklautstärke separat einstellen. Hierbei gibt es aber einen Bug, sodass die Musik-App beim ersten Start die Lautstärke des Klingeltons übernimmt. Wenn dieser aber – wie im Test – auf lautlos steht und nur Vibration an ist, hört man nichts und muss manuell erst die Lautstärke nach oben drehen.

Weiterhin oft genutzt ist die Bildschirmtastatur. Diese funktioniert ganz normal, stellt aber per Standard keine Umlaute da. Wer es nicht weiß, sucht ggf. etwas länger, aber durch das lange Festhalten eines Buchstabens wird ein Overlay angezeigt, worüber man Sonderzeichen auswählen kann. Hiervon stehen zahlreiche zur Verfügung. Eine Wisch-Technik wie Swype steht per Standard nicht zur Verfügung.

Wie bei der Hardware schon erwähnt, hat das Mozilla Flame zwei Kameras. Beide liefern für ihre Verhältnisse gute Bilder. Sehr praktisch ist, dass die Kamera-App auch gleich noch einige Bildbearbeitungswerkzeuge mitbringt. So kann man Bilder beschneiden, die Helligkeit ändern, Farbräume wählen oder eine Auto-Verbesserung aktivieren.

Entwickleroptionen

Da es sich beim Mozilla Flame um ein Entwicklerhandy handelt und auch Firefox OS noch nicht fertig entwickelt ist, gibt es etwas versteckt in den Einstellungen unter „Geräteinformationen -> Weitere Informationen -> Entwickler“ ein spezielles Entwicklermenü, in dem man verschiedene Hilfsoptionen wählen kann.

So ist in Firefox 1.3 dort eine Option „Randgesten“ zu finden, mit der man nach der Aktivierung zwischen offenen Apps per seitlicher Wischgeste wechseln kann. Daneben gibt es auch noch die wichtige Option „Externes Debugging“, mit der es möglich ist, das Telefon manuell zu aktualisieren.

Apps und Marketplace

Was wäre ein Smartphone ohne Apps? Richtig, ein normales Telefon, das man aber ebenso normal nutzen kann, um die notwendigsten Dinge des Alltags damit zu erledigen. Dennoch reichen die vorinstallierten Anwendungen sicherlich nicht allen Nutzern aus, weswegen Firefox einen eigenen App-Marketplace hat.

Der Firefox Marketplace im Browser.

Der Firefox Marketplace im Browser.

Eine Vielzahl der Anwendungen sind – wie wohl bei anderen Smartphones auch – Spiele. Aber es gibt auch einige sinnvolle Anwendungen wie beispielsweise Whatsapp-Clients, Übersetzungen, Navigation, Taschenrechner etc. Aber der Großteil sind wirklich Spiele.

Bei vielen Apps wird angegeben, dass diese offline funktionieren, was leider so gut wie nie der Wahrheit entspricht. Von willkürlich 10 getesteten Apps, die angeblich offline funktionieren, meldeten 8 nach der Installation beim Start, dass sie ohne eine WLAN-Verbindung nicht starten können.

Sehr gut ist, das man für jede App die Berechtigungen einzeln einstellen kann. Zumindest im Test gab es als Einstellung aber nur, ob eine Anwendung den Standort erfahren darf. Die meisten Apps benötigen glücklicherweise keinen besonderen Zugriff.

Was für viele Flame-Käufer bzw. Firefox-OS-Nutzer ein Problem darstellen könnte, ist die Inkompatibilität zu Android-Apps. Viele, vor allem proprietäre Anwendungen gibt es aufgrund der Marktführerschaft nur für Android und für iOS. Firefox-OS-Nutzer sind außen vor und können die Anwendungen nicht nutzen. Jolla hat es mit seinem Sailfish OS cleverer gemacht und kann auch Android-Apps ausführen. Was das für die Zukunft heißt, ist unklar. Einen schwereren Stand hat Firefox OS damit aber natürlich, weil sich viele App-Entwickler überlegen werden, ob sie auch noch für eine dritte Plattform entwickeln wollen.

Die Firefox Marketplace App.

Die Firefox Marketplace App.

Eine Anekdote zum Schluss: Dass es nicht alles in App-Form gibt, zeigt eine Suche nach einer Screenshot-App im Firefox Marketplace. Leider findet man dort keine und für den Artikel wurde die Digitalkamera schon bereit gelegt. Eine Suche im Netz war dann aber erfolgreich, wobei das gleichzeitige Drücken von Hauptmenü- und Ausschalt-Knopf nicht zu den intuitivsten Dingen gehört, die sich die Firefox-OS-Entwickler ausgedacht haben.

Firefox-OS-Updates

Viele Android-Anwender kennen das Problem mit den Updates. Sehr oft stehen von den Handy-Herstellern keine zur Verfügung. Das Flame scheint da keine Ausnahme zu sein, obwohl man mit Mozilla direkt an der Quelle sitzt. Auch eine manuelle Suche nach Updates teilte einem bis Anfang November mit, dass es keine Updates für Firefox 1.3 gibt.

Am 10. November 2014 konnten Flame-Nutzer sich aber freuen, da Mozilla das erste FOTA-Update (Firmware over the air) veröffentlichte. Damit wurde in zwei Update-Paketen Version 2.0 von Firefox OS installiert (Erfahrungsbericht siehe weiter unten).

Auf der Mozilla-Flame-Seite findet man ausführliche Informationen (auf Englisch), wie man das Entwicklerhandy auf einen neuen Stand heben kann. Dies ist im Prinzip sehr simpel und innerhalb von 10 Minuten abgeschlossen inkl. dem Sichern und Zurückspielen der eigenen Daten wie Adressdaten, Kommunikationsprotokollen oder E-Mail-Einstellungen.

Insgesamt gibt es aber für Firefox 1.3 und auch für die Version 2.1 und 2.2 keine weiteren automatischen Systemupdates. Das heißt, wer Firefox OS 2.2 testen will, muss sich dieses manuell installieren, was etwas komplizierter ist, weil es hierfür kein fertiges Image gibt. Die manuelle Erstellung eines eigene aktuellen Images wurde aufgrund von Zeitmangel (der Download der benötigten Dateien war auch nach 4 Stunden noch nicht abgeschlossen) abgebrochen.

Erfahrungsbericht

Nach vier Monaten im täglichen Einsatz hat sich das Mozilla Flame zum größten Teil bewährt. Telefonieren, SMS schreiben, Musik hören und ab und zu ein Foto machen funktioniert ohne Probleme. Sicherlich klappt mitunter etwas nicht auf Anhieb, was mit Software-Version 1.3 aber auch zu erwarten ist. So scrollt beim Schreiben einer SMS das Eingabefenster bei einem Zeilenumbruch nicht immer mit, was man manuell justieren muss. Das nervt zwar etwas, ist aber auszuhalten.

Etwas negativer sind die Neustarts, die Firefox OS des Öfteren plagen. Dies ist dabei ein bekanntes Problem bzw. ein Feature. Damit man das Gerät aus jeder Notsituation neu starten kann, kann man den PowerOn-Knopf an der Oberseite für längere Zeit (5 Sekunden) drücken und das Flame startet automatisch neu. Hat man das Smartphone in einer engeren Hose, passiert es leider sehr häufig, dass der Knopf im Sitzen für die Zeit gedrückt wird. Immerhin wird man durch ein Vibrationssignal „informiert“, dass man seine PIN eingeben sollte, um wieder erreichbar zu sein. Noch blöder ist, dass sich bei dem Neustart manchmal Datum und Uhrzeit auf den Zeitpunkt der letzten Einstellung zurückstellt. Wenn man das nicht mitbekommt, kann es sein, dass der Wecker nicht mehr ganz pünktlich klingelt.

Ab und an spinnt die Software auch komplett. So kam es auch schon vor, dass wie von Geisterhand irgendwelche Tasten beim Wählen einer Nummer erkannt wurden. Selbst als man nicht mehr getippt hat, erschienen neue Zahlen. Ebenso scheint die Tastatursperre nicht immer zu funktionieren, sodass im Telefonbuch bei den ausgehenden Gesprächen auch mal Rufnummern wie 004484 oder 114 (was glücklicherweise knapp vorbei war) erscheinen.

Sehr gut bzw. nicht so schlimm wie befürchtet ist die Akku-Leistung. Man hört aus dem Netz und aus dem Bekanntenkreis, dass deren Smartphones jeden Tag ans Netz zum Laden müssen. Würde man das Flame „normal“ benutzen, träfe das sicherlich auch hier zu. Wenn man das Gerät aber als Telefon nutzt, d.h. ab und an damit telefoniert, eine SMS schreibt oder Musik hört, hält der Akku zwischen fünf und sieben Tagen, was eine gute Leistung ist. Natürlich geht dies auch anders: Wenn man ständig das WLAN oder eine Internet-Verbindung aktiv hat, irgendwelche Spiele damit spielt oder 24 Stunden lang chattet, hält der Akku auch keine zwei Tage durch.

Erfahrungen mit Firefox OS 2.0

Wie oben berichtet gab es Anfang November ein offizielles Update auf die neue Firefox-OS-Version 2.0. Dabei handelt es sich aber nicht um die neueste Entwicklerversion, die die Zahl 2.2 trägt. Das Update in Form von Base-Image v1.88 stand dabei aber bereits einige Wochen zuvor auf der Update-Webseite zur Verfügung und konnte manuell eingespielt werden.

Beide Updates, sowohl das manuelle Flashen als auch über die Systemupdates, klappten recht reibungslos. Das Flash-Skript im Base-Image v1.88 hat nur leider einen kleinen Fehler, sodass es ggf. zu einer Fehlermeldung beim Updaten kommt, was aber nicht weiter tragisch ist. Man muss es eben nur wissen.

Die Hoffnung bei einem Update ist natürlich, dass einige der Fehler, die Version 1.3 noch hat, ausgemerzt sind. Leider ist dem nicht so und man hat eher das Gefühl, dass nur mehr neue Bugs hinzugefügt wurden.

Zuerst fällt auf, dass nach dem Update die Sprache des Systems plötzlich Englisch ist bzw. kann man bei einem manuellen Update und dem Neueinrichten nur Englisch, Französisch, traditionelles Chinesisch und eine arabische Sprache auswählen. Es ist sehr ärgerlich, dass die Mozilla-Entwickler viele europäische Tester vor den Kopf stoßen.

Das Hauptmenü wurde in Firefox OS 2.0 komplett überarbeitet. Natürlich ist so etwas sehr oft Geschmackssache, aber aus funktionaler Sicht ist es keine Verbesserung. Die untere Schnellstartleiste mit den wichtigsten Funktionen ist verschwunden. Es gibt auch keine Mehrfach-Menübildschirme mehr, sondern diese sind untereinander angeordnet und durch Striche getrennt. Vorher konnte man also durch ein einzelnes seitlichen Wischen zu allen vorinstallierten Apps kommen. Mit dem Update auf 2.0 muss man sehr weit nach unten scrollen, um alle Apps zu erreichen, was u.a. auch daran liegt, dass die Symbole größer geworden sind und mehr Platz wegnehmen.

Das Hauptmenü in Firefox 2.0.

Das Hauptmenü in Firefox 2.0.

Von den oben genannten Fehler wurde keiner behoben. Der Browser zeigt zwar nun viele Seiten korrekt an, aber die Textgröße variiert immer noch sehr stark. Daneben sind neue Bugs hinzugekommen:

  • Die Musik-App war nach einem Update unbrauchbar, weil sie ewig nach Musik suchte, obwohl gar keine auf Gerät gespeichert war. Nur durch ein erneutes Update konnte das behoben werden.
  • Die Benachrichtigungstexte verschwinden nicht immer, wenn man auf sie klickt, wie das zuvor der Fall war. Man muss manuell noch auf „Alle löschen“ klicken.
  • Der SMS-Versand hängt leider etwas. Nach dem Senden wird die Nachricht nicht im Dialog angezeigt, sodass man denkt, dass sie nicht gesendet wurde. Verlässt man aber den Gesprächsverlauf und betritt ihn neu, sieht man die Nachricht.

Das größte Ärgernis ist aber die Akku-Leistung. Wo man das Flame in Version 1.3 noch loben kann, weil der Akku bei wenig Gebrauch fünf Tage hält, schafft der Akku in Version 2.0 keine 20 Stunden mehr. Das ist nicht hinnehmbar, weil man das Smartphone so nicht einmal länger als 24 Stunden vom Netz getrennt halten kann.

Fazit

Alles in allem ist das Gerät sehr brauchbar, auch wenn es hie und da noch etwas hängt. Neben den oben genannten größeren Fehlern funktioniert wie erwähnt auch die Lautstärkeregelung nicht wie erwartet, einmal sind nach dem Erstellen eines Screenshots alle Hintergrundbilder verschwunden und die WLAN-Aktivierung hängt manchmal. Davon abgesehen gab es aber bisher keinen einzigen Datenverlust.

Sehr negativ ist die Update-Politik von Mozilla. Auch wenn Firefox OS noch nicht ausgereift ist, kann es nicht sein, dass nach einem Update die Spracheinstellungen weg sind und das Smartphone keinen Tag mehr ohne Stromanschluss leben kann. Dies ist auch der Grund, wieso nach dem Update auf Version 2.0 nach einem Tag Test sofort wieder Version 1.3 in Form des Base-Image v1.23 eingespielt wurde, was glücklicherweise auf der Update-Webseite noch zur Verfügung steht. Version 2.0 ist für den täglichen Gebrauch, vor allem für deutschsprachige Nutzer, unbrauchbar.

Mit Version 1.3 kann man aber gut leben und das Smartphone funktioniert größtenteils so, wie es soll. Der Kauf wurde jedenfalls noch nicht bereut.

Trackbacks

deesaster.org am : Wochenrückblick 15/2015

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Heute nur als Linksliste: Ubuntu-Smartphone jetzt erhältlich – Man kann das Ubuntu Phone für 170 Euro auf der deutschen bq-Seite nun regulär kaufen. Ich bin ja fast versucht, mir das Gerät zuzulegen, um einen Vergleich zu meinem Mozilla Flame zu haben.

deesaster.org am : Kein Mozilla Flame und Firefox OS mehr (für mich)

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Weil es gerade zu der News passt: Mozilla stellt Firefox OS auf Smartphones ein. Das bedeutet implizit, dass auch mein Mozilla Flame nicht weiter mit neuen Versionen versorgt wird. Im Endeffekt ist das für mich nicht so schlimm – denn seit ca. vier Monate

Kommentare

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Name am :

Schöner Bericht! u.a. ..."meldeten 8 nach der Installation beim Start, dass sie ohne eine WLAN-Verbindung nicht starten können. ..." bestätigt mal wieder die Datenschutzprobleme bei Smartphones, weshalb ich keins mehr nutze. Läuft der Browser über einen (Mozilla-) Proxy, so wie z.B. Opera Mobile/Mini über Opera Asa? Lassen sich Scripte abschalten? Prefetching ausschalten? Referer blocken? Browserortung, Cookiebehandlung konfigurieren? Lassen sich die Kameras mechanisch durch einen Schieber abdecken? Kann man den (schwachen) Akku entfernen/wechseln? Speichert die Software Daten Lokal oder (auch) in der "Cloud"? Mit dem Daten-/Überwachungswahn haben die imo die ganze Technik kaputtgemacht, siehe z.B. http://www.heise.de/ct/hotline/FAQ-Handy-Ortung-1268122.html http://www.heise.de/security/meldung/Android-Trojaner-zum-Selberbauen-1919235.html http://www.heise.de/newsticker/meldung/Nacktbilder-von-Promis-im-Netz-angeblich-durch-Angriffe-auf-iCloud-2305313.html http://www.heise.de/ct/artikel/Die-Hotspot-Falle-1394646.html http://www.spiegel.de/netzwelt/web/datenschutz-debakel-wie-facebook-private-telefonbuecher-abgreift-a-697733.html http://www.iphone-ticker.de/mit-siri-diktieren-diesen-regeln-stimmt-ihr-demnaechst-zu-72127/
etc, pp...

Anon am :

Ne, du machst dir mit deinem Überwachungswahn die ganze Technik kaputt...

Dee am :

> Läuft der Browser über einen (Mozilla-) Proxy, so wie z.B. Opera Mobile/Mini über Opera Asa?

Nicht, dass ich wüsste. Aber ich kann es nicht sagen.

> Lassen sich Scripte abschalten? Prefetching ausschalten? Referer blocken? Browserortung, Cookiebehandlung konfigurieren?

Zu allem nein. Der Browser ist von den Einstellungen wie im Artikel beschrieben sehr spartanisch.

> Lassen sich die Kameras mechanisch durch einen Schieber abdecken?

Nein.

> Kann man den (schwachen) Akku entfernen/wechseln?

Ja, sieht man auf dem Foto eigentlich ganz gut.

André Jaenisch am :

Hallo, Dee,

ich möchte dich darauf hinweisen, dass Congstar Modelle von Alcatel OneTouch mit Firefox OS im Sortiment führt. Es sind also nicht nur ZTE und Congstar in Europa vertreten.

Im Gegensatz zum Flame (bei dem es einen Vertrag zwischen Mozilla und Hersteller T2 gibt) sind die Firmware-Updates aber noch langsamer … durfte ein Dreiviertel-Jahr auf v1.3 für mein Alcatel OneTouch Fire warten …

Name am :

Die ganze Thin-Client/Cloud-Entwicklung (ergo Smartphone) ist eine einzige Datenschutztechnische Katastrophe, schau zB. mal hier: http://www.henning-tillmann.de/2013/10/browser-fingerprinting-93-der-nutzer-hinterlassen-eindeutige-spuren/ Diplpomarbeit dazu: http://bfp.henning-tillmann.de/downloads/Henning%20Tillmann%20-%20Browser%20Fingerprinting.pdf

Thorsten Scherfel am :

Ich möchte erwähnen, daß das Jolla Phone durchaus ein Smartphone mit einer Betriebssystemalternative (SailfishOS) ist, welches man seit ca. einem Jahr ohne Probleme beim Hersteller kaufen kann. Ich besitze es jetzt seit einem Jahr und bin nachwievor begeistert. Vor Allem wenn man ein Smartphone sucht, bei dem man die volle Kontrolle über die Software haben kann, sollte man sich dieses ebenfalls mal anschauen.
Die Gestengesteuerte Bedienung will man nach kurzer Zeit nicht mehr missen.

Aber das wichtigste ist, daß es brauchbare Alternativen zu den "etablierten" Systemen gibt!

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