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Musical: Monty Python's Spamalot

In Frankfurt im English Theatre läuft noch bis zum 5. März Monty Python's Spamalot, ein Musical, welches auf dem Film Ritter der Kokosnuss basiert. Monty-Python-Darsteller Eric Idle hat zusammen mit John Du Prez das Stück geschrieben.

Wer die Monty-Python-Filme kennt (vor allem natürlich „Ritter der Kokosnuss“), wird definitiv seinen Spaß an dem Musical haben. Einige Lieder und viele Dialoge kommen einem bekannt vor. So gibt es die Szenen mit der europäischen und afrikanischen Schwalbe, die Ritter des Nie, der schwarze Ritter, das Killer-Kaninchen (welches auch im Theater-Eingang überall zu sehen war), der Trojanische „Hase“ und vieles mehr. Dennoch gibt es auch einige neue Gags, die teilweise auf die heutige politisch Zeit anspielen. Vor allem die „Lady of the Lake“, die Artus das Schwert Excalibur übergibt, nimmt eine größere Rolle als im Film ein. Umgekehrt fehlen auch ein, zwei bekannte Szenen, was aber nicht so tragisch ist.

Insgesamt lohnt sich ein Besuch auch für Nicht-Python-Fans. Unbedingt sollte man aber die englische Sprache gut beherrschen, um allen Gags folgen zu können. Wer das kann, wird wie ich sicherlich Tränen lachen. Live aufgeführt und mit Gesang hebt das Musical die Gags von Monty Python auf ein neues Level.

Empfehlung: WildWechsel

Bereits vor zwei Jahren konnte ich meiner erste Improvisationstheater-Erfahrung sammeln. Letztens kam ich wieder dazu, dieses Mal mit der Gruppe WildWechsel. Diese besteht aus aktuell 9 Mitgliedern, von denen aber nur drei vor Ort waren. Der Leiter der Gruppe, Rüdiger Ewald, stand mit dem jüngsten Mitglied Iris Küster gemeinsam auf der Bühne und beide improvisierten drauflos. Am Klavier saß Bernhard Birk.

Wie immer bei Improvisationstheater ist nicht alles gleich lustig. Einige Dinge sind zu normal oder belanglos oder nur beim ersten und zweiten Hören witzig. Dennoch gab es auch zahlreiche Stücke, die sehr viel Spaß machen. Am besten hat mir die Marionettenperformance gefallen, bei denen zwei Zuschauer aus dem Publikum, die Schauspieler bewegen mussten, während diese passende Texte dazu von sich gab. Hier musste ich wirklich Tränen lachen. Man merkte aber, dass Iris Küster noch etwas unerfahrener war und nicht bei allen Dingen gegenüber ihrem älteren Kollegen mithalten konnte. Dennoch waren die meisten Stücke witzig.

Wie beim letzten Mal gilt: Wenn eine Improvisationsgruppe bei Euch in der Nähe ist, wagt das Expriment und geht ruhig einmal hin.

Bericht von der OOP 2016

Am Dienstag, den 2.2.2016, war ich wieder auf der OOP. Es gab viele interessante Vorträge, die ich hier kurz zusammenfassen möchte.

Wider die Mikroskop-Falle – Die wahren Probleme finden

Den Start am Dienstag macht Dr. Gernot Starke, der jedes Jahr auf der OOP sein „Unwesen treibt“. Andere kennen ihn ggf. von seinen Büchern, z.B. „Effektive Softwarearchitekturen“. In seinem Vortrag ging er darauf ein, dass wir manchmal im Detail an Problemen herumschrauben, die im Großen gar keine Rolle spielen. Als Bild zeigte er Karamba als super Rostentferner auf, um verrostete Schrauben zu lösen. Was natürlich nichts bringt, wenn das Auto, was an der Schraube hängt, gerade zur Schrottpresse unterwegs ist.

Seine Empfehlung war, dass man zuerst anhand eines Qualitätsbaums (nach ISO 25010) eine Breitensuche nach eventuellen Problemen durchführt. Deren Auftreten und Risiko bewertet man dann und taucht gezielter in die Problemsuche ab. Auf die Art übersieht man weniger und konzentriert sich auf die wichtigen Dinge. Zur Umsetzung wurden Stichworte wie eine Stakeholder-Map („Kenne Deine Kunden“) oder ATAM (Architecture Tradeoff Analysis Method) genannt.

Der Vortrag brachte für mich zwar nur Altbekanntes, zeigte dies aber noch einmal gut zusammenfasst auf. Und es schadet nicht, immer einmal wieder daran erinnert zu werden, einen Schritt zurückzugehen, um ein größeres Bild zu sehen.

Keynote: Testen heißt Gas geben

Dr. Frank Simon hielt die erste Keynote des Tages. Er wollte mit dem Bild des Testers aufräumen, dessen einziger Job es ist, alles kaputt zu machen. In der Tat gab es früherer Definitionen eines Testers, der genau dies tun sollte. Laut Dr. Simon hat sich dies aber geändert.

Zum Testen gehöre mehr als die Funktionalität. Auch sinnvolle Anforderungen muss ein Tester prüfen, da er sonst nicht weiß, was er für die Stakeholder testen soll. Ebenso zählt dazu auch ein Test des Prozesses, der Dokumentation, der Software und der Architektur. Es sind also zahlreiche Abläufe, in die ein Tester eingebunden werden kann und die man erst einmal nicht damit verbindet.

Mir gefiel das neue Bild des Testers. Am Tag zuvor hatte mir ein Kollege erst wieder gesagt, dass ein Tester nur dazu da ist, alles kaputt zu machen – und deswegen ein Entwickler auch kein guter Tester sei, weil er das Kaputtmachen nicht könne. Das sehe ich anders. Denn gerade mit der Definition oben können Entwickler sehr gute Tester sein.
Der restliche Teil der Keynote war eher eine Werbeveranstaltung für die ISTQB-Trainings und –Zertifizierung, sodass ich davon weniger mitgenommen habe.

Theorie leuchtet ein, Praxis ist einleuchtender

Der Untertitel von Mahbouba Gharbis Vortrag war „Architekturbewertung live und in Farbe“. Unter „live“ hatte ich mir zwar etwas anderes vorgestellt, als das Durchsprechen eines realen Anwendungsfalles und wie Gharbi dabei vorgegangen ist, dennoch stellte der Vortrag einen guten Ansatz dar, wie man Architektur bewerten kann. Extrem kurz zusammengefasst kann sagen: Es handelt sich um ATAM (Architecture Tradeoff Analysis Method).

Die Idee dahinter ist sehr einfach: Man schreibt zeilenweise alle Anforderungen auf, die man an das System bzw. die Software hat. Dabei geht man am einfachsten den Qualitätsbaum durch und erstellt zu den einzelnen nichtfunktionalen Anforderungen Szenarien, die man prüfen will (zusammen mit Sender, Nachricht, Umgebung und Reaktion). In den Spalten fasst man alle Design- oder Architekturentscheidungen zusammen, die man getroffen hat. Daraus ergibt sich eine Matrix, in die man einträgt, ob eine Entscheidung die Anforderung unterstützt, trivialerweise unterstützt, ihr widerspricht oder ob es egal ist. Nach der Eintragung liest man sowohl zeilenweise ab, ob Anforderungen mit den Entscheidungen gar nicht umgesetzt werden können oder gar vergessen wurden. Umgekehrt erkennt man, ob Entscheidungen getroffen wurden, die gar keine Anforderung adressieren oder die Umsetzung von Anforderungen verhindern.

An der Menge des Textes merkt man: Mir hat der Vortrag sehr gut gefallen und obwohl die Idee dahinter simpel ist, kannte ich sie noch nicht und hoffe, sie irgendwann einmal einsetzen zu dürfen.

Keynote: Vernetzte Software frisst die Welt

Dies war der reißerische Titel der zweiten Keynote, die Sascha Lobo gehalten hat. Einige kennen ihn ggf. von seiner Spiegel-Kolumne oder von seiner Aktivität als Blogger. Lobo bezeichnet sich selbst als reiner Anwender ohne jegliche Programmiererfahrung.

Die Essenz seines Vortrags war, dass wir als Entwickler eine ethische Aufgabe haben, wenn es um die immer breitere Vernetzung der Welt geht. In der heutigen Gesellschaft gilt: „Es gibt keine natürliche Beschränkung der Datenbegeisterung.“ Das heißt, wenn es einen Datensammel-/-auswertedienst gibt, der den Nutzern irgendein Problem löst, wird jeglicher Gedanke an Datenschutz fallen gelassen. Deswegen müssen Entwickler an mögliche Angriffszenarien denken, damit diese Daten sicher sind. Aber auch ethische Entscheidungen, wie der Abgasskandal bei VW, bei dem „irgendein“ Entwickler ja die Software geschrieben haben muss, zählen auch dazu. Lobo möchte vermeiden, dass in der Gemeinschaft ein Bild des bösen Entwicklers oder Hackers entsteht.

Der Vortrag war inhaltlich als auch von der Form sehr gut. Man merkt, dass Sascha Lobo gerne und gut redet, auch wenn der Vortrag am Anfang wie auswendig gelernt und aufgesagt wirkte. Es gab viele Pointen und nachdenkliche Anekdoten. Im Kern ging es in eine ähnliche Richtung wie Martin Fowlers „We are not code monkeys“ vor zwei Jahren auf der OOP.

Langlebige Softwarearchitekturen – Technische Schulden beherrschen und behandeln

Für den Vortrag machte Gernot Starke am Morgen bereits Werbung, wodurch es ein glücklicher Zufall war, dass ich den Vortrag im Vorfeld ebenfalls ausgewählt hatte. Dr. Carola Lilienthal definierte technische Schulden als „bewusste und unbewusste Entscheidungen, die langfristig zu Mehrkosten führen“.

Maßnahmen gegen technische Schulden sind dabei:

  • regelmäßige Architekturdiskussionen
  • Weiterbildung der Architekten und Entwickler
  • Automatisiertes Testen und Refactoring
  • regelmäßige Architekturanalyse und -Erneuerung

Sinnvoll ist der Abbau von technischen Schulden, weil damit hohe Kosten verbunden sind. So zeigte Dr. Lilienthal eine (nicht repräsentative) Messung, bei der ein Entwickler im Schnitt nur 30% der Zeit damit verbringt ein Problem zu lösen und den Code zu schreiben und die restlichen 70% mit dem Verstehen des Codes. Interessant fand ich auch die Anmerkungen, dass ein Schichtenmodell (z.B. mit UI, App und Data) nicht ausreicht, sondern dass auch die Komponenten der Software in dem Modell erkennbar sein müssen.

Am Ende des Vortrags zeigte Dr. Lilienthal noch, dass es eine Verbindung gibt zwischen kognitiver Wahrnehmung und einer einfachen und verständlichen Architektur, da sich beide auf ähnliche Strukturen und Mechanismen abstützen (z.B. Mustern, Hierarchiebildung und Modularität).

Objects in the Mirror

Kurz: Frank Buschmann und Kevlin Henney zeigten Auszüge und Zitate aus zahlreichen Büchern und Berichten seit den 1960ern, die die Entwicklung und Bewertung der Objektorientierung zeigten. Ich gebe zu, dass ich mir mehr erhofft hatte, aber das Vorlesen von Buchauszügen ist einfach nicht spannend. So war es auch nicht schlimm, dass ich 15 Minuten eher zum Zug musste.

Abschließend

Wie immer war die OOP eine Reise wert. Leider finde ich die Kosten von fast 1500 Euro für einen Tag viel zu hoch, was viele (vor allem kleinere) Firmen abschreckt, ihre Mitarbeiter dorthin zu schicken.

Verlosung: SoftMaker Office 2016

In meiner Eigenschaft als Chefredakteur bei freiesMagazin erhalte ich auch mitunter kleine Überraschungen in der Post. Gestern lag ein Schreiben von SoftMaker in meinem Briefkasten, welche mir die neue SoftMaker Office 2016-Version vorstellen wollte.

Warum der Blogbeitrag dann unter „Allgemein“ steht? Weil es die Professional-Version für Windows ist, mit der ich leider ohne Windows-Rechner gar nichts anfangen kann, so gerne ich das Programm auch testen würde. Neben Textprogramm, Tabellenkalkulation und Präsentationswerkzeug liegt der DVD auch noch Thunderbird als E-Mail-Programm und die Duden-Rechtschreibprüfung bei.

Wer Interesse hat, SoftMaker Office 2016 einzusetzen, kann einfach einen Kommentar unter dem Beitrag hinterlassen. Es wäre schade, wenn die DVD bei mir nur herumliegt. Unter allen Kommentare lose ich in einer Woche dann aus, wer die DVD gewonnen hat. Eine gute Begründung, wieso man das Programm haben möchte, könnte die Chancen auf den Gewinn erhöhen. :)

Christine Prayon

Bei „Die Anstalt“ hielt Christine Prayon ein sehr gutes Solo zum Thema Vorratsdatenspeicherung und der Eigenverantwortung jedes Bürgers. „Linux statt Windows, Startpage statt Google und Diaspora statt Facebook“ waren ihre Worte. Und wer seine Daten frei zur Verfügung stellt, darf sich auch nicht über die Vorratsdatenspeicherung beschweren.

Link zum Solo

Link zur ganzen Sendung „Die Anstalt“ vom 26.05.2015

Extra History: Die Tragödie des ersten Weltkriegs

Mal ein etwas anderes Thema … Dass ich regelmäßig Extra Credits schaue, sollte den Lesern meines Blogs nicht verborgen sein (siehe „Blogroll“ in der rechten Seitenleiste). Die Jungs und Mädels (inzwischen nur noch Jungs) haben sich die letzten Wochen mit dem ernsten Thema des ersten Weltkriegs beschäftigt und die Hintergründe erklärt, wieso es dazu kommen konnte:

Auch wenn einige Aussagen sehr vereinfacht – und laut den Kommentaren nicht ganz richtig – dargestellt werden, ist es besser als jeder Geschichtsunterricht, den ich in der Schule hatte. Wer Englisch kann und sich etwas weiterbilden will, sollte sich die ca. 40 Minuten anschauen.

Empfehlung: Improminenz

Gestern durfte ich im Zeltcafé in Ditzingen mein erstes Improtheater besuchen. Zu Gast waren Improminenz und haben mich wirklich begeistert.

Ich weiß nicht, ob Improvisationstheater immer so gut ist, aber ich kann es nur empfehlen. Improminenz ist wieder am 1. und 2.11. in Ditzingen. Ich habe leider nicht herausgefunden, ob die Gruppe auch noch woanders auftritt.

Auf YouTube gibt es zwei Videos, aber ich gebe zu, dass das Zuschauen vor Ort mehr Spaß macht, zumal aktiv die Themen bzw. Schlagworte, nach denen gespielt wird, von den Zuschauern vorgegeben werden. So konnte ich meinen „Pinguin“ (muss als Linux-Nutzer sein) gut im Impro-Interview platzieren.

Wenn die Improminenz oder eine andere Gruppe bei Euch in der Nähe ist, wagt das Expriment und geht ruhig mal hin.

Typographische Informationen

Letzte Woche bin ich auf den sehr guten Artikel Typografische Fachbegriffe für die Justierung von Buchstabenabständen erklärt gestoßen. Viele Begriffe wie Spacing oder Kerning werden im Detail und anschaulich erklärt.

Ebenso interessant ist auch der etwas ältere Artikel zu Die Top 10 der missverstandenen Typografie-Fachbegriffe, der einigen Mythen aufdeckt.

Allgemein ist die Typografie-Seite jedem zu empfehlen, der sich ein bisschen für Schriften, Typographie und dergleichen interessiert.


„Kerning“, (C) Randall Munroe
unter Creative Commons Attribution-NonCommercial 2.5

Im Test: PocketBook Touch 622

Die Welt wird immer digitaler. Auch in Deutschland erfreuen sich elektronische Lesegeräte für Bücher (E-Book-Reader genannt) immer größerer Beliebtheit. Neben dem bekannten Produkt eines großen Internet-Versandhandels gibt es auch viele andere Hersteller. In dem Artikel soll das PocketBook Touch 622 vorgestellt werden.

Besonderheiten von E-Books und E-Book-Readern

Bevor das PocketBook vorgestellt wird, soll zuerst noch erklärt werden, was ein E-Book-Reader im Allgemeinen ausmacht und was dessen Unterschiede zu einem herkömmlichen gedruckten Buch sind.

Modernes Layout

Eine klassische Buchseite besteht normalerweise aus einem Textkörper, einer Kopf- und Fußzeile. Das Layout ist fest vorgegeben und jedes Buch, was gedruckt wird, sieht gleich aus. Es gibt zwar oft verschiedene Editionen, bei denen die Schrift- oder Seitengröße anders ist, aber der Herausgeber weiß immer, wie der Leser später jede einzelne Seite des Buches sieht.

Die Anzeige eines E-Books auf dem E-Book-Reader funktioniert anders. Es gibt kein festes Layout, ebenso wenig wie eine Kopf- und Fußzeile. Viele E-Book-Reader lassen die Schriftgröße und den -stil anpassen. Oft kann man den E-Book-Reader auch drehen und im Querformat lesen. Das alles sorgt dafür, dass der Herausgeber des E-Books keinerlei Annahmen treffen kann, wie seine Seiten aufgebaut sind.

Die Eigenschaften des E-Book-Readers sind dabei gleichzeitig Vor- und Nachteil. Nachteil, weil es eben nicht immer sichergestellt ist, dass z.B. eine große Tabelle überhaupt vollständig abgebildet werden kann. Auch spezielle Layoutmechanismen (z.B. der Abdruck eines Gedichts in einer Rautenform) müssen nicht unbedingt vom Reader eingehalten werden. Der Vorteil wiederum ist, dass der Leser den Text seinen Bedürfnissen anpassen kann. Vor allem für ältere Menschen ist die Zoomfunktion extrem praktisch, um die Buchstaben größer darzustellen.

Lesen im Hellen und Dunkeln

Die meisten E-Book-Reader nutzen ein E-Ink-Display. Von der Technik ist es natürlich kein echtes Papier, hat aber, was die Leseeigenschaften angeht, Ähnlichkeiten dazu.

Konkret heißt dass, dass man mit einem E-Ink-Display auch bei strahlendem Sonnenschein im Freien lesen kann, ohne dass das Gerät einen blendet, wie man das von manchen Laptops mit glänzendem Bildschirm kennt. Ganz im Gegenteil ist mehr Helligkeit sogar besser, um gut lesen zu können – wie bei einem echten Buch.

Und wie bei einem Buch kann man normalerweise im Dunkeln nicht lesen, da E-Ink per se keinerlei Beleuchtung hat. Es gibt inzwischen aber schon Geräte, die eine Lichtquelle zuschalten lassen, sodass die Seite auch bei Dunkelheit beleuchtet wird und lesbar bleibt.

Ein weiterer Nachteil der herkömmlichen E-Ink-Displays ist die geringe Reaktionszeit. Das heißt, wenn man eine Seite umblättert, erscheint nicht sofort der neue Text, sondern es dauert etwas, ehe der Text sichtbar ist. Heutige Geräte sind dabei aber so schnell, dass das Umschalten in etwa genauso lange dauert wie das Umblättern einer Buchseite.

Ein großer Vorteil von E-Ink ist dessen Energiesparsamkeit. Für die reine Anzeige des Textes muss so gut wie keine Energie aufgewendet werden. Nur für den Aufbau einer neue Seite benötigt man Strom. Das führt dazu, dass Gerätehersteller die Akkuleistung nicht in Stunden angeben, sondern in Seiten, die man betrachten kann. Wie ein echtes Buch kann man einen E-Book-Reader offen auf den Nachtisch legen und ohne Energieverbrauch am nächsten Abend weiterlesen (auch wenn die meisten Reader sich dann von selbst ausschalten).

Ein kleiner Nachteil ist die Anzahl an dargestellter Farben. Heutige, moderne Geräte können auch schon einige geringe Anzahl an Farben darstellen, es ist aber kein Vergleich zu den 16,7 Millionen Farben eines Tablets. Viele der verfügbaren Geräte zeigen dagegen nur Graustufen an und dann auch nur 16 Grauwerte. In der Regel stört das aber nicht, da die meisten Bücher sowieso in Schwarz-Weiß gedruckt sind. Somit fallen die fehlenden Farben nicht auf.

Vom Schriftbild her können heutige E-Book-Reader mit einem Taschenbuch locker mithalten. Die Ansicht wirkt dann wie gedruckt und liest sich sehr angenehm.

Ich leih Dir mein Buch – nicht

Verleiht jemand heute noch Bücher an Freunde? In Zeiten von DVD und Blu-ray ist es eher wahrscheinlicher, dass man den neuesten Kinofilm an seine Freunde gibt.

Dennoch ist der große Vorteil eines herkömmlichen Buches, dass man es verleihen kann. Vor allem für Büchereien ist es essentiell, dass die Bücher von den Lesern ausgeliehen und daheim gelesen werden können. Diverse Buchtauschbörsen im Netz deuten ebenfalls darauf hin, dass das Interesse, Bücher weiterzugeben, noch besteht. (An dieser Stelle soll auf BookCrossing verwiesen werden, das eine sehr nette Idee für die Buchweitergabe gefunden hat.)

E-Books haben den „Nachteil“, dass sie nur digital vorliegen. Und weil sich digitale Medien schnell kopieren lassen, verkaufen die meisten Verlage ihre Bücher nur mit DRM-Schutz (Digitales Rechtemanagement). Dieser sorgt dafür, dass die Bücher oft personalisiert sind und nur auf dem einen Gerät des Käufers lesbar sind. Ein Verleih und ein Verkauf sind dann so gut wie ausgeschlossen.

Sonstige Merkmale

E-Book-Reader und E-Books haben aber noch weitere Vorteile. So kann man in E-Books Inhalte verlinken, wodurch die Auffinden und vor allem das direkte Springen zu einer bestimmten Textstelle mit einem Index oder über das Inhaltsverzeichnis sehr schnell geht. Und wenn man etwas nicht findet, kann man Dank der Suchfunktion, die eigentlich alle E-Book-Reader haben, sehr einfach das gesamte Buch nach bestimmten Begriffen durchforsten. Ebenso ist das Markieren und manchmal auch Kommentieren von Inhalten im Buch selbst möglich, ohne dass man das Buch dadurch mit einem Stift „verschandeln“ muss.

Die Datenübertragung von Inhalten geschieht meist per USB-Anschluss über den heimischen Computer. Neuere Geräte haben aber auch WLAN integriert, sodass man sie leicht in das Heimnetzwerk einbinden kann.

Das PocketBook Touch 622.

Das PocketBook Touch 622.

Das PocketBook Touch 622 im Detail

Hardware und Daten

PocketBooks werden von der PocketBook International S.A. hergestellt, die anfangs hauptsächlich auf den russisch-sprachigen Raum ausgerichtet war. Inzwischen gibt es aber im ganzen europäischen Raum Niederlassungen, die die Geräte vertreiben.

Das PocketBook Touch 622 erschien im März 2012 und war das erste Gerät der PocketBook-Reihe mit Touch-Screen. Ein Umblättern der Seiten ist durch das Berühren des Bildschirms möglich. Zusätzlich gibt es aber auch noch zwei Tasten an der unteren Vorderseite, womit man ebenfalls Vor- und Zurückblättern kann.

Intern verbaut sind 2 GB Speicher, die das Betriebssystem und etwaige Medien beherbergen müssen. Über einen MicroSD-Slot kann man die Speicherkapazität um bis zu 32 GB erhöhen. Die Daten selbst werden entweder per WLAN oder per Micro-USB-Anschluss, der sich an der Unterseite des Gerätes befindet, übertragen. Ebenfalls an der Unterseite befindet sich ein Kopfhöreranschluss (3,5-mm-Klinkenstecker).

Anschlusse an der Unterseite des Gerätes.

Anschlusse an der Unterseite des Gerätes.

Der Bildschirm misst 6 Zoll und hat 600x800 Bildpunkte bei 166 dpi. Die Anzeige erfolgt in 16 Graustufen, was Farbbilder natürlich nicht so gut aussehen lässt.

Software

Als Betriebssystem wird ein angepasstes Linux mit Kernel 2.6.35 eingesetzt. Wenn man den Reader einschaltet, begrüßt einen eine Liste der zuletzt betrachteten Bücher oder direkt das zuletzt geöffnete Buch.

Vorinstalliert sind zahlreiche freie Bücher, darunter sowohl deutsche Werke von Franz Kafka, Heinrich Heine, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller oder Theodor Fontane als auch viele englische wie Arthur Conan Doyle, Lewis Carroll, Charles Dickens, Jane Austen oder Bram Stoker. Weitere Werke gibt es in den Sprachen Russisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und zahlreiche mehr. Die Bücher können auf der Webseite auch für andere Geräte heruntergeladen werden.

Das Hauptmenü.

Das Hauptmenü.

Das Hauptmenü lässt sich durch ein Berühren des Pfeils in der rechten unteren Ecke bzw. durch das Drücken des Knopfes mit dem Haus auf der rechten unteren Seite aufklappen. Im Hauptmenü findet man dann die Bibliotheksverwaltung, kann Notizen eintragen, Musik hören, diverse Anwendungen starten oder Einstellungen ändern. Selbst kleine Spiele sind vorinstalliert wie Solitaire oder Sudoku. Aufgrund der E-Ink-Technik können natürlich keine Spiele angeboten werden, die einen ständigen Bildaufbau benötigen, da sonst der Akku sehr schnell leer wäre.

Das PocketBook unterstützt zahlreiche Dateiformate bei der Darstellung von Büchern und Texten. Natürlich auch PDF sowie den Quasi-Standard für elektronische Bücher: EPUB. Daneben kann man aber auch Microsoft-Dateien im DOC- oder DOCX-Format sowie HTML- und RTF-Dokumente anzeigen. Das OpenDocument-Format wird leider nicht unterstützt.

Als Bildformate werden die Standardformate für Bitmap-Bilder JPEG, BMP, PNG und TIFF unterstützt. Eine Darstellung von Vektorgrafiken (z.B. SVG) ist nicht möglich.

Daneben kann man mit dem Touch 622 auch MP3s abspielen – da es keinen Lautsprecher gibt, natürlich nur über Kopfhörer. Andere Audio-Formate werden nicht unterstützt.

Erfahrungen mit dem PocketBook Touch 622

Anschaffungsgründe

Das Gerät wurde aus zwei Gründen angeschafft. Der erste war, dass es auf Radreisen wesentlich praktischer ist, wenn man ein 200 g leichtes Gerät mit zig Büchern in der Tasche mitführen kann als zwei oder gar drei dicke Wälzer, die einen zwei Wochen beschäftigen sollen. Das Touch 622 ist sogar so handlich (11,4 x 17,4 cm), dass es in eine breitere Jackentasche passt und so sehr leicht transportiert werden kann.

Der zweite Grund, dass es genau dieser E-Book-Reader geworden ist, war Linux als Betriebssystem. Zusätzlich beherrscht das PocketBook sehr viele Formate (siehe oben), vor allem aber EPUB. So gut wie alle Reader können dieses Format lesen – außer das Amazon Kindle.

Formate und DRM

Das Gerät wurde im Oktober 2012 gekauft und seitdem sporadisch auf Reisen eingesetzt. Neben den freien, vorinstallierten Büchern haben vor allem die Humble E-Book-Bundles 1 und 2 für Unterhaltung gesorgt bzw. sorgen immer noch dafür.

Man kann mit dem Gerät aber auch DRM-geschützte Bücher lesen. Da diese aber grundsätzlich mit Adobe DRM geschützt sind, muss man hierfür die Software „Adobe Digital Editions“ installieren – die nicht unter Linux funktioniert. Zusätzlich sollte man sich aber eh die Frage stellen, ob man 12 Euro für ein Buch ausgeben will, das man nicht verleihen oder wieder verkaufen kann und oft nur auf einem einzigen Gerät lesen darf. Insgesamt wurde nicht getestet, wie sich Adobe-DRM-geschützte E-Books auf das Gerät übertragen oder anzeigen lassen.

Das Gerät hat nur sehr wenige Tasten.

Das Gerät hat nur sehr wenige Tasten.

Die Darstellung von EPUBs erfolgt größtenteils ohne Probleme. Es gab einige Tabellen oder Bilder, die zu groß für das 6-Zoll-Display waren und nicht komplett angezeigt werden konnten. In manchen Büchern fehlte auch das Ende von Sätzen, was aber vermutlich nicht Schuld des Readers ist, sondern des benutzten E-Books. Die Darstellung von PDF geht auch problemlos, aber durch das starre Layout von PDFs muss man hier stark mit der Zoomfunktion arbeiten bzw. scrollen.

Benutzung

Die Benutzung des Gerätes ist sehr leicht. Durch eine Berührung der Mitte eines der äußeren Ränder blättert man eine Seite vor, durch eine Berührung der unteren beiden Ecke eine Seite zurück. Alternativ kann man dafür auch die Pfeiltasten auf dem Gerät selbst nutzen, was an und ab notwendig ist, weil das Gerät die Berührung zwar erkennt, aber dennoch nicht umblättern will. Durch die Berührung der oberen linken Ecke kommt man zurück ins Hauptmenü, über die rechte obere Ecke kann man Lesezeichen setzen, die auch dort angezeigt werden.

Über die Ecken und Seiten kann man Umblättern.

Über die Ecken und Seiten kann man Umblättern.

Die Zoomfunktion lässt sich wie bei vielen anderen Geräten auch nutzen, indem man zwei Finger auf das Display legt und diese entweder auseinanderzieht oder zusammenschiebt. Die Schriftgröße und die Schriftart lassen sich aber auch als Standardeinstellung im Hauptmenü für alle Bücher gemeinsam einstellen.

Berührt man die Mitte des Bildschirms, erscheint ein Buchmenü, über das man verschiedene Funktionen wie Drehen der Ansicht, den Suchdialog, das Inhaltsverzeichnis oder den Notizblock auswählen kann.

Verschiedene Anwendungen erreicht man über das Buchmenü.

Verschiedene Anwendungen erreicht man über das Buchmenü.

Funktionen

Wer nicht selbst lesen möchte, findet im Buchmenü auch eine Option zum Vorlesen des Textes. Vorinstalliert sind verschiedene weibliche Stimmen für Deutsch, Englisch Französisch und Italienisch. Weitere können auf der Webseite heruntergeladen werden. Die Sprachausgabe ist dabei okay, aber natürlich kein Vergleich zu einem menschlichen Sprecher, der die Betonung der Worte und Satzteile besser hinbekommt als eine Maschine.

Die Eingabe von Notizen ist sehr umständlich, da das Gerät einen kapazitiven Touchscreen besitzt. Konkret heißt, dass sich das Gerät nicht mit Handschuhen oder einem normalen Stift bedienen lässt. Und dem Finger Notizen schreiben ist schwer bis unmöglich.

Da das PocketBook keinen Bewegungssensor besitzt, muss die Ansicht im Hoch- oder Querformat manuell eingestellt werden, was man ebenfalls im Buchmenü findet.

Nützlich für diesen Artikel war noch die vorhandene Screenshot-Funktion.

Internetverbindung und Obreey Store

Da das PocketBook Touch 622 eine WLAN-Verbindung hat, kann man über den integrierten Webbrowser auch Surfen. JavaScript wird dabei unterstützt, Flash natürlich nicht. Aufgrund der E-Ink-Technik sollte man keine Seiten besuchen, die eine ständige Aktualisierung des Bildinhaltes nach sich zieht.

"freiesMagazin"-Webseite im PocketBook-Browser.

"freiesMagazin"-Webseite im PocketBook-Browser.

Neue Bücher kann man über den Obreey Store kaufen, wenn man will. Obreey ist dabei auch der Hersteller der PocketBook-Software. Die Benutzung im Browser auf dem Reader selbst macht aber keinen Spaß, da man für Login und Suche sehr viel Zeit und Geduld braucht. Daher empfiehlt sich ein Kauf über den PC.

Die Bücher im Obreey Store sind ebenfalls DRM-geschützt. Entweder gibt es eine Zeitbeschränkung, wie lange man ein Buch herunterladen kann oder es gibt eine maximale Anzahl an Downloads.

Obwohl es auf dem PocketBook die Anwendung „ObreeySync“ gibt, wurde es nicht geschafft, diese korrekt einzurichten. Demzufolge konnte nicht getestet werden, wie der direkte Bezug von Büchern aus dem Obreey Store erfolgt. Immerhin können die Bücher auf dem PC heruntergeladen und per USB übertragen werden.

Akkuleistung

In der Zeit der Benutzung musste das Touch 622 bisher erst zweimal an die Steckdose, um geladen zu werden. Laut Hersteller hält der Akku für ca. 8000 Seiten. Ob es wirklich so viele sind, ist nicht klar, aber es dauert wirklich sehr lange, bis der Akku leer ist.

Erreicht wird das unter anderem auch dadurch, dass das Bild nicht bei jedem Blättern komplett neu aufgebaut wird, sondern nur bei jeder fünften Seite. Dadurch spart man Strom, erhält aber auch einen „Geister-Effekt“, sodass die Umrisse einzelner Buchstaben der Vorgängerseite leicht sichtbar sind. Dies stört aber nur minimal und kann in den Einstellung wahlweise auch auf 10, 3 oder jede Seite umgestellt werden. Dies kostet dann aber eben entsprechend mehr Akkuleistung.

Ebenso kostet es sehr viel Akkuleistung, wenn man WLAN aktiviert hat oder Musik hört.

An manchen Fehlerprotokollen merkt man, dass es Linux ist.

An manchen Fehlerprotokollen merkt man, dass es Linux ist.

Fazit

Insgesamt bin ich mit dem PocketBook Touch 622 sehr zufrieden. Dass die Berührung ab und an nicht erkannt wird, stört etwas, ist aber nicht so gravierend. Die Akkuleistung ist super, ebenso wie die Anzeige und das Leseempfinden. Vor allem auf Reisen, wo man nur begrenzt Gepäck mitnehmen will, ist der E-Book-Reader eine sehr gute Wahl.

Da auf dem Gerät nur DRM-freie bzw. komplett freie Bücher gelesen werden sollen, ist es nicht so schlimm, dass Adobe-DRM nicht unter Linux funktioniert. Und auch das Problem mit der Anbindung an den Obreey Store stören nicht wirklich.

Zum Surfen kann man den Reader nicht verwenden, ebenso wenig sollte man darauf längere Zeit Musik hören. Aber das Gerät ist dafür auch nicht primär gedacht, sondern für die Anzeige von elektronischen Büchern – und das kann das Touch 622 sehr gut.

Das Gerät hat darüber hinaus noch weitere Funktionen, die nicht alle im Artikel erwähnt werden konnten. Aber selbst nach zwei Jahren kann man mitunter noch die ein oder andere Neuheit entdecken, wenn man mit dem Reader herumspielt.

Das PocketBook mit Schutzhülle.

Das PocketBook mit Schutzhülle.

Einen anderen Test findet man bei e-Leseratte,der auch mit dem PocketBook Touch zufrieden war.

DRM-freie Bücher

Zum Abschluss soll noch kurz auf DRM-freie Bücher eingegangen werden. Im November 2012 ging folgende Nachricht an die Buchhändler von Bookzilla, Libri/ebook.de, Thalia/buch.de, Bücher.de, Jokers/Ciando, Hugendubel und Obreey heraus:

Guten Tag,

ich besitze seit kurzem einen E-Book-Reader (ein PocketBook Touch 622) und suche nun natürlich auch passende E-Books im EPUB-Format dafür. Ich lese bei Ihren E-Books aber, dass diese mit Adobe-DRM geschützt sind. Da ich ein Linux-Betriebssystem nutze und die Adobe-Software nicht dafür bereitgestellt wird und ich mir sowieso nichts von Adobe installieren möchte, stellt sich mir die Frage, ob es auch andere Möglichkeiten gibt. Bieten Sie zum Beispiel DRM-freie E-Books an? Oder bekomme ich die E-Books auch anders auf mein Gerät?

Ich freue mich auf Ihre Antwort!

Die meisten Händler antworteten recht schnell und verwiesen auf Wine zur Ausführung von Adobe Digital Editions. Bookzilla wies darauf hin, dass einige Verlage inzwischen auch DRM-freie Bücher anbieten. Dementsprechend können die Händler auch nichts dafür, dass die Bücher mit DRM angeboten werden, da diese Vorgabe von den Verlagen kommt.

Auf eBook-Fieber.de findet man eine kleine Liste an erhältlichen DRM-freien Büchern. Dort sind auch Buchhändler gelistet, die ausschließlich DRM-freie Bücher anbieten, u.a. EPUBbuy.com, Beam eBooks oder Ebozon.

Ebenfalls empfehlenswert ist das Gutenberg-Projekt, das zahlreiche freie Bücher anbietet, deren Urheberrecht bereits erloschen ist.

Bericht von der OOP 2014 (Teil 2)

Donnerstag, 06.02.2014

Impact Maps und Story Maps

Am nächsten Morgen ging es mit dem Vortrag „Impact Maps und Story Maps: liefern was wirklich zählt“ von Christian Hassa weiter.

Er stellte eine Möglichkeit vor, dass das Backlog eines Projekts nicht überquillt. Hier nannte Impact Maps, die sichtbar machen sollen, welche Auswirkung ein bestimmtes Feature hat und was man dafür liefern muss. Daneben stellte er noch Story Maps vor, die auch irgendwas können.

Mir war der Vortrag leider viel zu hoch. Wer noch nicht mit User Stories im agilen Umfeld arbeitet, konnte mit dem Vortrag leider nichts anfangen.

Continuous Documentation statt Endless Specification

Der zweite Vortrag „Continuous Documentation statt Endless Specification - den Fokus auf nachhaltige Artefakte legen“ von Susanne Mühlbauer war da schon etwas besser, aber auf ähnlichem Niveau.

Die Referentin stellte zur Diskussion, ob es sinnvoll sei, dass man an vielen Stellen im Projekt mehrfach das Gleiche auf andere Art und Weise dokumentiert. Sie hält Prozess- und Projektdaten (Besprechungsprotokolle, Zwischenergebnisse etc.) für weniger wert als den entstandenen Code oder Designbeschreibung. Dieser Output könnte dann bei einem iterativen Verfahren wie Scrum wieder in die Anforderungsdokumentation wandern, um die Spezifikation zu verbessern.

Als Beispiele für solchen nachhaltigen Artefakte, die man aufheben sollte, zählt Mühlbauer Motivationen und Entscheidungen sowie der grobe Überblick über das Thema. Ebenso ist oft ein Benutzerhandbuch notwendig. Auch beschrieben werden sollten die Schnittstellen und nicht-funktionale Anforderungen, ebenso wie die Testfälle.

Architekt zu werden scheint nicht schwer, Architekt zu sein dagegen sehr

Siemens-Mitarbeiter Michael Stal sprach dann aus, was alle Software-Architekten denken: „Architekt zu werden scheint nicht schwer, Architekt zu sein dagegen sehr“.

Die Architektur ist das Rückgrat des Systems und so sind auch die Architekten wichtig, die dieses pflegen. Oft sind Architekten aber „nur“ normale Entwickler, die dazu ernannt wurden, aber keinerlei sonstigen Erfahrungen dafür mitbringen. Ein Problem ist dabei sicher auch, dass Architekten in manchen Prozessen einfach kein Platz zugeordnet wird.

Am Beispiel der Siemens AG stellte Stal dann die verschiedenen Architekten-Anforderungen und dessen Verantwortungen vor. Neben Design Skills benötigen sie Erfahrung im Requirement Engineering und Teststrategien. Vor allem die Soft Skills sah Stal als extrem wichtig an. Ebenso sollten auch Architekten noch implementieren – etwas, was sehr oft nicht mehr der Fall ist.

Zusätzlich sollte man als Architekt (und in meinen Augen auch allgemein) nicht alles bis ins kleinste Detail vorab spezifizieren, designen und berechnen, sondern lieber einfach etwas ausprobieren und dann nachjustieren, wenn es nicht stimmt. Das erfordert aber Mut.

Gut fand ich auch den Hinweis, dass man als Architekt auf ein guten Ausgleich zwischen Arbeits- und Privatleben achten sollte. Mehr als 40 Stunden kann ein Mensch auf die Dauer in einer Woche nicht sinnvoll arbeiten ohne sich kaputt zu machen bzw. ohne dass die Qualität leidet.

Keynote: An Agile Challenge

Die Keynote „An Agile Challenge: Munich Germany Takes On The Columbus Ohio USA Agile Benchmark Study“ war in meinen Augen dann eher wenig erwähnenswert.

Es wurden nur Ergebnisse von ein paar europäischen Firmen vorrgestellt, die an einer Agile-Benchmark-Studie teilgenommen hatten.

Über Freud und Leid der Entwickler beim Schätzen ihrer Aufgaben

Der Vortrag „'Och, nicht schon wieder ...!'; - Über Freud und Leid der Entwickler beim Schätzen ihrer Aufgaben...“ war eigentlich weniger Vortrag als Erfahrungsaustausch.

Die beiden Referenten Paul Herwarth von Bittenfeld und Joachim Seibert teilten den Raum in zwei Gruppen auf, die wiederum in drei Teilgruppen geteilt wurden. Diese drei Teilgruppen sammelten sich dann um drei Fragen an drei Tischen. Jeder sollte sich mit den anderen austauschen und aufschreiben, was 1. die Motivation für Schätzungen ist, 2. welche Störungen es gibt, die Schätzungen zunichte machen können, und 3. welche gute Erfahrungen mit Schätzen gemacht wurde. Die Teilgruppen wanderten dann zum nächsten Tisch weiter und am Ende wurden die erarbeiteten Ergebnisse vorgestellt.

Das ganze bezog sich natürlich auf das Abschätzen in Scrum-Projekten, sodass ich nicht direkt mitreden konnte, dennoch kam Einiges zusammen. Vor allem aus dem Scrum-Umfeld konnte ich so ein paar Begriffe wie „Planning Poker“ oder „Magic Estimation“ aufgreifen (hier grob erklärt).

Mir hat die Veranstaltung sehr gut gefallen, weil man so einmal mit seinen Tischnachbarn ins Gespräch kam und sich austauschen konnte. Dazu im Fazit mehr …

Keynote: Software Design in the 21st Century

Danach trat Martin Fowler mit seiner Keynote „Software Design in the 21st Century“ an. Martin Fowler ist kein Unbekannter in der Software-Welt und hatte/hat einen großen Einfluss auf die Entwicklung im Bereich Software-Architektur, Refactoring und Extreme Programming.

Dementsprechend habe ich mich auch auf seinen Vortrag gefreut, der zweigeteilt war. Der erste Teil beschäftigte sich mit den verschiedenen Arten des Refactorings. Neben Test-Driven-Development-Refactoring nannte er auch noch Little-Pickup-Refactoring, Comprehension-Refactoring, Preparatory-Refactoring, Planned Refactoring (im Backlog) und Long-Term-Refactoring.

Martin Fowler zum Thema Refactoring.

Martin Fowler zum Thema Refactoring.

Die guten Gründe, die für Refactoring sprechen, sind: Qualität, sauberer Code, Professionalität und dass es einfach das Richtige ist. Diese Gründe sollte man aber gegenüber den Geldgebern/Projektleitern nie nennen. Besser wäre es, wenn man „Okönomie“ als Grund angibt: Man kann nach dem Refactoring mehr und schneller liefern.

Der zweite Teil befasste sich weniger mit normalen Software-Themen, sondern griff die Nachricht der Keynote von Constanze Kurz vom Vortag mit auf. Fowler betonte, dass wir Entwickler nicht bloß „Code monkeys“ seien, sondern unser Gehirn einschalten sollten. Wir sollten das Richtige und Moralische während unser Arbeit tun. Dazu zählt auch die Privatsphäre der Nutzer zu schützen.

Er verwies dabei auch auf den kommenden Dienstag. Am 11. Februar 2014 ist der Tag, an dem wir zurückschlagen: The Day We Fight Back – Against Mass Surveillance. Martin Fowler rief jeden dazu auf, teilzunehmen, was ich nur unterstützen kann.

Ich hätte nicht mit so einem kritischen Thema auf der OOP gerechnet, bin deswegen aber umso mehr begeistert gewesen. Auch heise hat darüber berichtet.

Agile Softwarearchitektur - 5 Dinge die vom Hype bleiben

Im vorletzten Vortrag ging es um das Thema „Agile Softwarearchitektur - 5 Dinge die vom Hype bleiben“. Stefan Toth erzählte, wie Softwarearchitektur in die agile Welt passt.

Es sind dabei vor allem fünf Dinge, die bleiben: Schlanke Vorarbeit (d.h. nicht totdesignen, bevor man anfängt zu kodieren), gemeinsame Architekturarbeit aller Beteiligten/Entwickler, Architekturanforderungen müssen festgehalten sein, Architektur und Entwicklung verzahnen (iterativ mit Metriken und Tests verifizieren und korrigieren) und Reflexion der Architektur.

Insgesamt war es ein guter und interessanter Vortrag, der dabei half, das Thema Softwarearchitektur im agilen Umfeld korrekt einzuordnen.

SOLID Deconstruction

Den Abschluss – und mein Highlight – bildete der Vortrag SOLID Deconstruction von Kevlin Henney. Ich habe Henney bereits auf der OOP 2012 gehört und freute mich daher auf ihn. Grund war und ist, dass man in seinen Vorträgen Tränen lacht und trotzdem etwas lernt.

Henney nahm die SOLID-Prinzipien auseinander und erklärte zu jedem Prinzip, wo es herkam und was es ursprünglich bedeutete und wieso wir es in der heutigen Zeit manchmal falsch anwenden bzw. falsch verstehen.

Interessant war auch sein Verweis auf das Dreyfus-Modell zum Erwerb von Fähigkeiten, was den Menschen in fünf Typen unterteilt, wie er etwas lernt und aufnimmt. Dementsprechend sollte man auch mit den SOLID-Prinzipien umgehen.

Der Vortrag war wie erwartet sehr erheiternd. Kleinere Anekdoten und ein sehr lockerer Vortragsstil reißen einen einfach mit. Zusätzlich habe ich einiges über SOLID gelernt und kann die Prinzipien (bzw. Henney nennt es lieber Pattern) besser anwenden.

Fazit

Die OOP war wieder sehr gut und ich kann es eigentlich nur jedem empfehlen, der die Möglichkeit hat, dort hinzugehen, es mindestens einmal zu versuchen. Das Programm ist so riesig, dass für jeden etwas dabei ist. Daneben kann man auch viele Kontakte knüpfen …

… wenn die Raumgröße nicht wäre. In jedem Vortrag gab es das gleiche Bild: Zwischen je zwei Zuhörern war ein Platz frei. Immer! Ausnahme: Zwei Entwickler kamen gemeinsam durch die Tür herein und gehörten zusammen. Auch während der Pausen blieben die meisten (wenn sie nicht Teil einer Gruppe waren) für sich. Ich bin unsicher, wieso das so war, aber es fanden so nur wenige Gespräche statt. Einzig bei den Gruppenarbeiten in den Vorträgen (was bei mir nur zwei waren), wurde das Eis gebrochen und die Gespräche fingen an.

Interessant waren auch die Ausstellungen im unteren Bereich der Halle. Siemens stellte beispielsweise ein 1:2-Modell des Mars Rover aus. Und beim Carl-Hanser-Verlag konnte ich mit den Leuten reden, deren Bücher ich ab und zu lese.

Das Mars-Rover-Modell am Siemens-Stand.

Das Mars-Rover-Modell am Siemens-Stand.

Bilder gibt es im Übrigen beim Veranstalter, wer ein paar Impressionen sehen will.