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freiesMagazin März 2013
(ISSN 1867-7991)
Fedora 18
Das neu erschienene Fedora 18 will den Benutzern wie jedes halbe Jahr die neueste freie Software und die neuesten Technologien bringen, von denen die wichtigsten im Laufe des Artikels erwähnt und, soweit möglich, auch ausprobiert werden. Vorrangig wird auf die Desktopumgebungen GNOME und KDE eingegangen. (weiterlesen)
Einführung in Docbook
Wer publiziert, Software dokumentieren möchte oder sich mit elektronischen Dokumentenformaten beschäftigt, der stößt irgendwann mit Sicherheit auf Docbook. Docbook stammt aus dem Bereich der EDV-Dokumentation und wird überwiegend, aber nicht ausschließlich, dafür verwendet. Docbook ist ausgereift und umfangreich genug, um eine Grundlage für die professionelle Buchproduktion zu sein, wird aber auch für kleinere Projekte verwendet, wie zum Beispiel die Linux-Manpages. Docbook wird mittlerweile vielfältig eingesetzt und es kann damit grundsätzlich plattformunabhängig bzw. -übergreifend gearbeitet werden. (weiterlesen)
Subsurface – Tauchen unter Linux
Subsurface ist ein quelloffenes und kostenloses Programm zur Verwaltung von Tauch-Logbucheinträgen für Linux, MacOS X und Windows. Es erlaubt den direkten Import von Daten aus einer Vielzahl von Tauchcomputermodellen und -programmen. Außerdem bietet es eine ansprechende grafische Aufbereitung der vom Tauchcomputer während des Tauchgangs aufgezeichneten Daten. Eine Fülle weiterer Informationen zu den Tauchgängen können vom Benutzer komfortabel erfasst und verwaltet werden. (weiterlesen)
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Linux allgemein
Fedora 18
Der Februar im Kernelrückblick
Anleitungen
Firefox-Erweiterungen mit dem Add-on-SDK erstellen – Teil II
Einführung in Docbook
Eine kurze Einführung in Hadoop
Laufzeitanalyse mit gprof
Software
Subsurface – Tauchen unter Linux
Foto-Kartengenerator
Community
Rezension: PC-Netzwerke: Das umfassende Handbuch (6. Auflage)
Rezension: Die Kunst des Vertrauens
Magazin
Editorial
Die Gewinner des sechsten Programmierwettbewerbs
Leserbriefe
Veranstaltungen
Vorschau
Konventionen
Impressum
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Steam für Linux
Mitte Februar war es soweit: Steam für Linux wurde nach einer ausgiebigen
Beta-Phase für alle Linux-Nutzer freigegeben [1].
Wobei „alle“ vielleicht nicht alle meint, da offiziell erst einmal nur Ubuntu
unterstützt wird. Als vermutlich meist genutzte Distribution ist dies aber
natürlich ein verständlicher Schritt für Valve, der Firma hinter Steam.
Als Lockangebot gab es die ersten Tage zahlreiche Spieletitel zum
vergünstigten Preis mit 50 % oder gar 75 % Rabatt. Dabei vertreten waren
nicht nur Indie-Titel wie Dungeons of Dredmor, Osmos, World of Goo, Aquaria
oder Bastion, wie der eine oder andere vielleicht denken möchte. Valve hat
einige ihrer eigenen Triple-A-Spiele portiert und bietet diese für Linux
an. Darunter u. a. Serious Sam 3, Team Fortress 2, Half-Life oder
Counter Strike: Source.
Natürlich sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass die Nutzungsbestimmungen
von Steam alles andere als kundenfreundlich sind. Und es gab auch schon des
öfteren Meldungen, dass Spieler nicht mehr auf ihre teuer gekauften Spiele
zugreifen konnten, weil Steam den Zugang gesperrt hat. Ein Wiederverkauf ist
völlig ausgeschlossen.
Dennoch bietet Steam für Linux eine gute Chance, dass viele Nutzer, die Windows
als Zweit-OS zum Spielen aufgespielt haben, sich komplett von Microsoft lösen.
Mit Windows 8 setzt Microsoft alles daran, Windows-Nutzer zu vergraulen, und
da wird es den einen oder anderen sicherlich freuen, dass es Steam auch für
Linux gibt.
Im Endeffekt muss jeder selbst entscheiden, ob er das Angebot wahrnimmt. Mit
den Humble Bundles [2] gibt es für den
Spaß zwischendurch eine gute Alternative, die einen auch so lange genug
beschäftigen können.
Ende des sechsten Programmierwettbewerbs – jetzt wirklich!
Der sechste freiesMagazin-Programmierwettbewerb [3]
nahm in den letzten Monaten immer mal wieder Raum im Editorial ein.
Jetzt ist aber Schluss damit, denn der Wettbewerb ist zu Ende und die
Auswertung wurde durchgeführt. Die Gewinner, Daten und auch ein paar
Hintergrundinformationen können Sie in einem
Extra-Artikel nachlesen.
Und nun wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen der neuen Ausgabe.
Ihre freiesMagazin-Redaktion
Links
[1] http://www.pro-linux.de/news/1/19455/steam-fuer-linux-freigegeben.html
[2] http://www.humblebundle.com/
[3] http://www.freiesmagazin.de/sechster_programmierwettbewerb
Das Editorial kommentieren
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von Hans-Joachim Baader
Das neu erschienene Fedora 18 will den Benutzern wie jedes halbe Jahr die
neueste freie Software und die neuesten Technologien bringen. Der Artikel zeigt
die Neuerungen und was es dabei zu beachten gibt.
Redaktioneller Hinweis: Der Artikel „Fedora 18“ erschien erstmals bei
Pro-Linux [1].
Überblick
Fedora 18 [2]
enthält eine Vielzahl von Neuerungen, von denen die wichtigsten im Laufe des
Artikels erwähnt und, soweit möglich, auch ausprobiert werden. Vorrangig
wird auf die Desktopumgebungen GNOME und KDE eingegangen.
Wie immer sei angemerkt, dass es sich hier nicht um einen Test der
Hardwarekompatibilität handelt. Es ist bekannt, dass Linux mehr Hardware
unterstützt als jedes andere Betriebssystem, und das überwiegend bereits im
Standard-Lieferumfang. Ein Test spezifischer Hardware wäre zu viel Aufwand
für wenig Nutzen. Falls man auf Probleme mit der Hardware stößt, stehen die
Webseiten von Fedora zur Lösung bereit.
Da eine Erprobung auf realer Hardware nicht das Ziel des Artikels ist,
werden für den Artikel zwei identische virtuelle Maschinen, 64 Bit, unter
KVM mit jeweils 1 GB RAM verwendet. Außerdem wurde ein Netbook mit
32-Bit-CPU aber funktionierender Grafikbeschleunigung, von Fedora 17 auf 18
aktualisiert.
Installation
Fedora kann von DVDs, Live-CDs oder minimalen Bootmedien installiert werden.
Natürlich kann man aus einem ISO-Image auch ein USB-Medium für die
Installation erstellen. Die Live-CDs, in den Varianten GNOME, KDE, LXDE und
Xfce, sind aufgrund ihres geringen Umfangs eher eine Notlösung für die
Installation, denn es fehlen dann unter anderem LibreOffice und
Übersetzungen. Zwar erfolgt die Installation binnen Minuten, da hierbei
offenbar mehr oder weniger nur ein Abbild der CD auf die Platte geschrieben
wird, aber für normale, vollständige Installationen sind die DVD oder das
minimale Image vorzuziehen, bei dem die eigentliche Distribution über das
Netz installiert wird.
Bootscreen der DVD.
Die Installation von Fedora erfordert mindestens 786 MB RAM, wie schon in
Version 17 (siehe „Fedora 17“, freiesMagazin 08/2012 [3]. Für den Betrieb
werden mehr als 1 GB empfohlen, was aber allenfalls für ziemlich alte
Rechner zu einem Problem wird.
In Fedora 18 wurde das Installationsprogramm Anaconda gründlich überarbeitet
und seine
Oberfläche völlig neu
geschrieben [4].
Dies war der Hauptgrund für die außerordentliche Verzögerung der Freigabe
von Fedora 18 um über zwei Monate. Die neue Oberfläche soll einfacher zu
benutzen sein, aber dennoch alle Optionen bieten, wenn sie benötigt werden.
Bei der Sprachauswahl sollte man gleich die Option „Set keyboard“
aktivieren, sonst muss man die Tastatur später manuell konfigurieren. Danach
gelangt man in der neuen Installation zu einer Übersichtsseite. Warum hier
alle Texte in Großbuchstaben geschrieben wurden,
wissen wohl nur die
Entwickler. Auf der Seite sind alle Punkte, die vom Benutzer noch bearbeitet
werden müssen, mit einem gelben „Warndreieck“ markiert – als ob es ein
Fehler des Benutzers sei, dass diese Punkte noch offen sind.
Als erstes muss man das Installationsziel auswählen. Die erkannten
Festplatten werden durch ein Icon angezeigt, das allerdings die grundlegende
Information vermissen lässt, um welches Gerät (/dev/sda usw.) es sich
handelt. Stattdessen zeigen die Entwickler den Modellnamen des Gerätes an.
Hier gibt es ein schwerwiegendes Problem. Hat man zwei oder mehr Festplatten
desselben Modells verbaut, wie soll man sie unterscheiden? Ein Merkmal wäre
der Gerätename, ein anderes die Seriennummer – beides fehlt jedoch. Wenn man
plant, ein RAID-System einzurichten, mag das verschmerzbar sein, in anderen
Fällen besteht jedoch die Gefahr, dass man die falschen Partitionen
überschreibt. Bei genauerer Prüfung stellt sich
heraus [5], dass die
Entwickler die Platten auch in der falschen Reihenfolge anzeigen, was Fehler
geradezu herausfordert.
Bevor man die Installation starten kann, muss man die Installationsquelle
auswählen. Meist muss man hier nur die Vorgabe bestätigen, jedenfalls wenn
man von der DVD installiert. Warum die explizite Auswahl hier forciert wird,
obwohl man sie von der Übersichtsseite aus aufrufen kann, wenn man sie
braucht, ist nicht nachvollziehbar.
Auch die Software-Auswahl sollte man sich noch ansehen. Das sollte man
sowieso, wenn man nicht GNOME, sondern eine andere Oberfläche installieren
will, aber es ist auch nötig, häufig benötigte Anwendungen wie LibreOffice
explizit auszuwählen, sonst werden sie nicht mit installiert, und man muss
es später nachholen, was zusätzlichen Aufwand darstellt. Wenn man KDE
auswählt, sollte man darauf achten, dass auch Apper installiert wird,
ansonsten muss man später seine Software-Updates oder zusätzliche Programme
von der Kommandozeile aus installieren.
Zusammenfassung der Installation.
Nach Angaben der Entwickler ist Anaconda in dieser Version noch
unvollständig. Jedoch sind die gewohnten Optionen wie die Verschlüsselung
der gesamten Festplatte oder einzelner Partitionen, RAID und LVM vorhanden.
Auch das Dateisystem Btrfs wird wieder unterstützt, sogar mit seinen
spezifischen Funktionen wie Subvolumes. Wer die automatische Partitionierung
wählt, erhält eine LVM-Installation mit einer 500 MB großen
/boot-Partition und dem Rest als Root-Partition. Die Installation verlief
im Test unfallfrei, von den erwähnten Problemen abgesehen.
Wer bereits Fedora 17 installiert hat, kann mit dem Programm fedup auf
Version 18 aktualisieren. Üblicherweise bezieht man dabei die ca. 1400 zu
aktualisierenden Pakete über das Netz, aber auch andere Quellen sind
möglich. Das Update funktionierte problemlos, allerdings erst im zweiten
Anlauf. Anhand der Logdatei konnte man sehen, was passiert war: Das Update
schaufelt ein mehr als 300 MB großes Bootimage nach /boot. Ist nicht genug
Platz vorhanden, geht es schief, ohne dass der Benutzer informiert wird.
Dies dürfte dem Bugzilla-Fehler
#902498 [6] entsprechen.
Bootscreen von Fedora 18.
Beim ersten Booten des installierten Systems kommt das bekannte
Einrichtungsprogramm mit der Möglichkeit, Benutzer anzulegen.
Erstellung des ersten Benutzers.
Ausstattung
Der Kernel in Fedora 18 beruht auf Linux 3.7.2. Dazu gesellen sich
zahlreiche aktualisierte Softwarepakete. Fedora 18 enthält eine neue Version
des NetworkManagers, der die Nutzung von
WLAN-Hotspots [7]
deutlich erleichtern soll. Als Desktop-Umgebungen stehen in Fedora 18 unter
anderem KDE SC 4.9, GNOME 3.6, Xfce
4.10 und Sugar 0.98 zur Verfügung.
Außerdem wurden der GNOME-Fork Cinnamon und der GNOME2-Nachfolger Mate
aufgenommen. Die von Red Hat entwickelten Schriften „Liberation Fonts“
kommen in einer neuen Version. Avahi, die freie MDNS-Implementation, wird
auf Desktops standardmäßig aktiviert.
Administratoren finden in Fedora 18 unter anderem erstmals die
fehlertolerante und skalierbare NoSQL-Datenbank
Riak [8] und
Samba 4 [9], das SMB3 und
vertrauenswürdige Domänen von FreeIPA unterstützt. Ein Fedora 18-System soll
sich
auch leicht in eine Active Directory- oder FreeIPA-Domäne integrieren
lassen. Außerdem sind jetzt System-Updates
offline [10]
möglich, indem Pakete, die zuvor im Hintergrund heruntergeladen wurden, beim
Neustart des Systems in einem speziellen Update-Modus installiert werden,
bevor das reguläre System startet. Dadurch werden inkonsistente Zustände
vermieden, die bei Updates im laufenden System vorkommen können.
Für Administratoren ist es auch wichtig zu wissen, dass einige
Konfigurationsdateien in /etc/sysconfig nicht mehr verwendet werden
sollen. Stattdessen werden andere Dateien in /etc benutzt.
Einiges hat sich bei der Sicherheit getan. Die Installation unterstützt UEFI
Secure Boot. Der Daemon rngd, der dem Kernel-Zufallsgenerator zusätzliche
Entropie zuführen soll, wird standardmäßig installiert, aber nicht
gestartet. Mit SELinux und virt-sandbox können nun auch Dienste in sicheren
Sandkästen ausgeführt werden, auch als Root. Mit der Bibliothek libseccomp
können Anwendungen festlegen, welche Systemaufrufe sie ausführen wollen.
Qemu und KVM nutzen dies zur Erhöhung ihrer Sicherheit. Die Verwendung von
PolicyKit wurde weiter ausgedehnt.
Ein neues Kommandozeilenprogramm ssm (System Storage
Manager [11])
vereinheitlicht die Verwaltung von Speichergeräten, gleichgültig ob dabei
LVM, RAID oder Btrfs zum Einsatz kommen. Das Verzeichnis /tmp wird als
tmpfs im RAM
realisiert [12], was
sich aber ändern lässt. Ändern muss man es aber nur, wenn ein Programm gegen
die Konventionen verstößt und große Dateien in /tmp ablegt, statt den
Systempfad abzufragen oder als Fallback /var/tmp zu verwenden. Neu ist
FedFS [13], ein
Mechanismus, mit dem man eine konsistente Sicht auf den Dateibaum von
verschiedenen Dateiservern einrichten kann. Es ist allerdings noch im Status
einer Vorschau.
Firewalld [14] wird
anstelle von iptables standardmäßig als Firewall eingesetzt. Dadurch wird
die Firewall dynamisch und benötigt für Änderungen keinen Neustart mehr. Der
Paketmanager DNF ist erstmals als Alternative zu YUM verfügbar. In
einem
kurzen Test arbeitete er mindestens genauso schnell wie Yum, dem man
bekanntlich bisweilen mehr Geschwindigkeit wünscht, und teilweise auch
deutlich schneller. Yum besitzt aber wesentlich mehr Funktionen, vermutlich
ist DNF derzeit nur ein Extra. Systemtap, ein umfangreiches Trace-System,
wurde auf Version 2 aktualisiert; auch das Trace-System LTTng liegt in
Version 2.0 vor.
Firewall-Konfiguration.
Für Entwickler gab es zahlreiche Updates der Programmierumgebungen,
beispielsweise D und Haskell. Unterstützung für die Programmiersprache
Clojure kam neu hinzu. Perl (5.16), Python (3.3), Ruby on Rails (3.2) und
PHP wurden aktualisiert. Die Power7-Plattform ppc64p7 wird nun unterstützt.
Owncloud ist jetzt in der Distribution enthalten und Terminals können 256
statt nur 8 Farben nutzen.
Auch im Bereich Virtualisierung und Cloud wurde Fedora 18 erweitert.
OpenShift Origin, eine Platform-as-a-Service-Infrastruktur (PaaS), wurde
hinzugefügt. Mit Eucalyptus lassen sich private, Amazon-kompatible Clouds
verwalten. Die Plattform OpenStack für Infrastructure-as-a-Service (IaaS)
wurde auf die Version „Folsom“ aktualisiert, die alternative IaaS-Plattform
Eucalyptus auf Version 3.1. Das Projekt Heat zur
Orchestrierung von
Cloud-Anwendungen kam hinzu. Virt Live Snapshots machen es möglich,
Schnappschüsse von virtuellen Maschinen unter Qemu und libvirt zu machen,
ohne die Gastsysteme anzuhalten. oVirt wurde auf Version 3.1 gebracht und
enthält jetzt auch grafische Werkzeuge.
Fedora 18 startet etwa genauso schnell wie sein Vorgänger. Wie immer ist
SELinux eingebunden und aktiviert. Als normaler Benutzer merkt man überhaupt
nichts davon, solange die Konfiguration korrekt ist. In Fedora 18 wie auch
in der Vorversion trat kein sichtbares Problem im Zusammenhang mit SELinux
auf. Für den Fall, dass ein Problem auftritt, sei es nach der Installation
von zusätzlicher Software oder anderen Änderungen, steht ein
Diagnosewerkzeug zur Verfügung.
KDE benötigt in Fedora 18 direkt nach dem Start mit einem geöffneten
Terminal-Fenster etwa 420 MB RAM, Gnome dagegen hat sich auf 470 MB
aufgebläht, hauptsächlich durch die GNOME-Shell. Bei der Geschwindigkeit
lässt sich kein nennenswerter Unterschied zwischen den Desktops feststellen,
sofern genug RAM vorhanden ist. Die Angaben zum Speicherverbrauch sind nur
als Anhaltswerte zu sehen, die sich je nach Hardware und Messzeitpunkt
erheblich unterscheiden können.
GNOME
GNOME 3.6 ist der Standard-Desktop von Fedora 18, wenn man nicht
ausdrücklich KDE, Xfce,
oder anderes auswählt. Gegenüber GNOME 3.4 ist
der Menüpunkt Ausschalten anstelle des als nutzlos kritisierten Suspendieren
zurückgekehrt. Die Aktivitätenübersicht der GNOME-Shell besitzt nun einen
Gitter-Button in der Startleiste (Dash), mit dem man angeblich schnell zu
einzelnen Anwendungen wechseln kann. Schnell ist daran allerdings nichts,
weil man dennoch meistens nach der Anwendung suchen muss. Die Eingabe von
Suchbegriffen soll durch das Hervorheben der Suchleiste vereinfacht werden.
Der Login-Bildschirm von GNOME.
Das Sperren des Bildschirms folgt nun dem Paradigma einer Jalousie, die vor
dem Bildschirm heruntergezogen wird, und wurde direkt in die GNOME-Shell
eingebaut. Der gesperrte Bildschirm zeigt eine große Uhr,
Anpassungsmöglichkeiten fehlen. Der gesperrte Bildschirm
erlaubt aber auch
das Anhalten und Ändern der Lautstärke, falls Audio abgespielt wird. Das
kann man zu Recht kritisch sehen. Überdies werden auch Benachrichtigungen
eingeblendet, was allerdings abschaltbar ist. Doch es ist paradox, dass
ausgerechnet eine Funktion, bei der es keiner Option bedarf – die
Privatsphäre gebietet es, dass keinerlei Benachrichtigungen in Abwesenheit
des Benutzers angezeigt werden – eine Option besitzt und auch noch die
falsche Standardeinstellung hat, während das GNOME-Team sonst jegliche
individuellen Einstellungen verweigert, jedenfalls in der grafischen
Oberfläche.
Eine der wichtigsten Neuerungen ist ferner die Überarbeitung der
Benachrichtigungen. Früher wurden Benachrichtigungen am oberen
Bildschirmrand unter der Systemleiste eingeblendet; nun haben sie eine
eigene Leiste am unteren Bildschirmrand erhalten, die aber nur eingeblendet
wird, wenn man mit der Maus für einen Moment an den unteren Bildschirmrand
fährt. Wenn die Leiste eingeblendet wird, überlappt sie sich nicht mit den
Bildschirminhalten, sondern schiebt diese nach oben. Die Elemente in der
Leiste wurden größer, klarer und verschieben sich nicht. Die
Benachrichtigungen selbst können geschlossen werden, und einige davon bieten
die Möglichkeit, direkt auf sie zu reagieren, beispielsweise durch Eingabe
einer Antwort in ein Instant-Messaging-System. Wenn man mit einer Anwendung
im Vollbildmodus arbeitet oder ein Spiel spielt, werden nur wichtige
Nachrichten angezeigt, die anderen werden erst später präsentiert. Wie sich
diese Änderung in der Praxis bewährt, kann dieser Test nicht aufzeigen.
Desktop von GNOME 3.6 mit Anwendungen.
Der Standard-Webbrowser unter GNOME ist Firefox 18.0, nicht der mit GNOME
mitgelieferte. Der Dateimanager Files, ehemals Nautilus, erhielt eine stark
verbesserte Suchfunktion, leichten Zugriff auf kürzlich benutzte Dateien,
verbesserte Werkzeug- und Seitenleisten, bessere Menüorganisation und
Optionen zum Verschieben oder Kopieren an einen ausgewählten Ort. Allerdings
wurden auch Funktionen entfernt, die von einigen Benutzern geschätzt wurden.
Der Webbrowser Web erhielt eine Übersicht, wie sie auch andere Browser
bieten, und einen
verbesserten Vollbildmodus. Weitere erwähnenswerte
Verbesserungen sind die vollständige Integration von Funktionen zur
Barrierefreiheit, also zur Unterstützung von Anwendern, die verschiedene
Arten von Behinderungen aufweisen, und die Integration von alternativen
Eingabemethoden, wie sie zur Eingabe vieler nichteuropäischer Schriften
benötigt werden.
Firefox 18.0 unter GNOME 3.6.
Die GNOME-Shell kann dank Software-Rendering auf jeder Hardware laufen, der
Fallback-Modus steht optional aber noch zur Verfügung. Im Gegensatz zu Unity
unter Ubuntu 12.10 ist das Software-Rendering aber einigermaßen schnell und
durchaus noch benutzbar, doch beim Abspielen von Videos versagt es. Das
globale Menü für Anwendungen ist weiterhin nicht mit der Tastatur
erreichbar, und Tastenkürzel für die Menüpunkte fehlen. Weiter fehlt es an
Möglichkeiten, GNOME nach eigenen
Vorstellungen zu konfigurieren. Zum Glück
ist es möglich, über Erweiterungen der GNOME-Shell einiges zu ändern, und
einige dieser Erweiterungen sind über die Paketverwaltung verfügbar.
Anwendungsübersicht in der GNOME-Shell.
Die neue Anwendung Boxes enttäuscht durch einen gravierenden Mangel an
Einstellungen. Virtuelle Maschinen sind komplexe Gebilde mit vielen
Optionen, da können die wenigen Optionen, die Boxes bietet, nur einige
völlig anspruchslose Fälle abdecken. Ähnlich primitiv ist die
Dokumentenverwaltung, die zudem nutzlos ist, wenn man nicht bereit ist,
Dokumente in irgendwelche Clouds zu stellen.
KDE
KDE ist in Version 4.9 enthalten, aber jetzt nur noch ein „Spin“ von Fedora.
Es gibt eine KDE-Live-CD, aber keine Installations-DVD mehr. Zur
Installation verwendet man jetzt die
Fedora-Installations-DVD und bei
der Software-Auswahl wählt man KDE sowie die benötigten Anwendungen aus. Den
Umfang der installierten KDE-Anwendungen bestimmt man damit selbst.
Desktop von KDE 4.9.
KDE 4.9 setzt noch mehr auf Qt Quick. Insgesamt halten sich die größeren
Änderungen gegenüber KDE 4.8 in Grenzen. Eine Reihe von Verbesserungen gab
es im Dateimanager Dolphin und in der Terminal-Emulation Konsole. Viele
weitere Anwendungen und Spiele bekamen kleinere neue Funktionen und
Verbesserungen.
Die Aktivitäten wurden stärker mit Dateien, Fenstern und anderen Ressourcen
integriert. Es soll jetzt leichter sein, Dateien und Fenster einer Aktivität
zuzuordnen und so die eigenen Arbeitsflächen passender zu organisieren. Die
Ordneransicht kann nun Dateien anzeigen, die zu einer Aktivität gehören, und
es so erleichtern, die Dateien
in sinnvolle Zusammenhänge zu stellen.
Private Aktivitäten können verschlüsselt werden. Der Window-Manager KWin
erhielt Änderungen, so dass man Fensterregeln für Aktivitäten definieren kann.
Desktop von KDE 4.9 mit Anwendungen.
KDE ist im Prinzip der exakte Gegenpol zu GNOME. Hier sind die
traditionellen Bedienelemente unbeschädigt erhalten und es gibt
Einstellungsmöglichkeiten bis zum kleinsten Detail. Die Plasma-Oberfläche
für Mobilgeräte ist vollständig separat von der Desktop-Variante und kann
diese daher auch nicht beeinträchtigen. Die Anwendungen bieten einen großen
Funktionsumfang und sind konfigurier- und erweiterbar. Natürlich gibt es
bisweilen andere freie Anwendungen,
die den KDE-Anwendungen überlegen sind
oder von einigen Benutzern bevorzugt werden, aber viele KDE-Anwendungen sind
gut und nützlich.
Die Kritikpunkte an KDE sind dieselben wie eh und je: KDEPIM wird des
öfteren kritisiert, besonders KMail. Da ich selbst noch nie KMail-Benutzer
war, kann ich dazu nichts weiter sagen, aber es sieht so aus, als ob die
KDEPIM-Entwickler einiges an der Robustheit der Software verbessern müssten,
um ihren Ruf wieder herzustellen. Aktivitäten sind trotz aller
Verbesserungen in den letzten Versionen etwas, was von vielen nur als
unnütze Komplexität angesehen wird, weil sie keinen Nutzen erkennen. Ich dachte, dass
man mit Aktivitäten eine Gruppe von Anwendungen gemeinsam starten und
stoppen könnte; das könnte wirklich nützlich sein. Tatsächlich sind
Aktivitäten, die man einmal definiert hat, immer vorhanden. Man kann sie
zwar stoppen, aber ihre Anwendungen laufen weiter. Speicherplatz lässt sich
so offenbar nicht sparen. Welchen Nutzen aber haben sie dann, den man mit
virtuellen Desktops nicht erzielen könnte? Leider sind derzeit Menüpunkte
und Optionen zu Aktivitäten überall in Plasma vorhanden, angefangen mit dem
Button oben rechts auf dem Desktop, der sich nicht entfernen lässt.
Es
sollte eine Möglichkeit geben, alle Optionen auszublenden.
Konqueror.
Ein weiteres Problem werden wohl viele Benutzer schon erlebt haben, die sich
an einem frisch installierten KDE einloggen wollten: Man kommt nicht weit,
der Desktop stürzt einfach ab. Der Grund ist der, dass standardmäßig
zahlreiche Effekte eingeschaltet sind, und je nach Hardware und
Grafiktreiber kann da Vieles schiefgehen. Die Lösung besteht darin, sich im
„abgesicherten Modus“ einzuloggen und die Effekte abzuschalten. Korrekt
wäre, alle Effekte standardmäßig abzuschalten, so wie es beispielsweise Suse
Linux Enterprise macht. Wenn ein Benutzer Effekte aktiviert, dann auf
eigenes Risiko, und wenn das einen Absturz zur Folge hat, sollte ihm dann
klar sein, woran es lag.
Multimedia im Browser und Desktop
Wegen der Softwarepatente in den USA kann Fedora, ebenso wie die meisten
anderen Distributionen, nur wenige Medienformate abspielen, da es viele
benötigte Codecs nicht mitliefern kann. Wenn man versucht, eine MP3- oder
Videodatei abzuspielen, dann bieten die gängigen Player aber die Option an,
über die Paketverwaltung nach passenden Plug-ins zu suchen.
Damit die Suche in der Paketverwaltung Aussicht auf Erfolg hat, muss man
vorher die zusätzlichen Repositories von RPM Fusion eintragen. Das muss man
wissen oder durch Suchen herausfinden. Die Repositories kann man eintragen,
indem man die Webseite von RPM Fusion [15] besucht.
Von dieser kann man Pakete installieren, die die Repositories hinzufügen.
Dies gilt für GNOME wie für KDE.
Nach dieser Vorbereitung sollten die Player unter GNOME und KDE in der Lage
sein, die benötigten Plug-ins selbsttätig zu installieren. Merkwürdigerweise
hat Totem aber ein Problem, wenn man ausgerechnet mit der Suche nach einem
MP3-Plug-in anfängt und noch keine Codecs installiert sind – diese Suche
schlägt fehl. Bei Videoformaten funktioniert es aber. Am schnellsten und
einfachsten ist allerdings eine manuelle Installation der GStreamer-Plugins,
insbesondere gstreamer-ugly und gstreamer-ffmpeg. Denn wenn man die
Plug-ins von Totem installieren lässt, treten, wie schon in der Vorversion,
eine Reihe von Merkwürdigkeiten auf:
- Nach der Installation muss Totem neu gestartet werden, sonst sieht er die
neuen Plug-ins nicht.
- Das Spiel mit Suchen und Installieren muss ggf. mehrmals wiederholt
werden, denn das Programm scheint unfähig zu sein, alle benötigten Codecs
auf einmal zu ermitteln.
- Zur Installation ist die Eingabe des eigenen Passworts nötig. Trotz
korrekter Eingabe schreibt die Dialogbox jedoch „Entschuldigung, das hat
nicht geklappt“, nur um dann fortzufahren und die Pakete korrekt zu
installieren.
Totem erscheint bei Installation von DVDs auch unter KDE als
Standard-Medienplayer, auch für MP3-Dateien. Das hängt wohl damit zusammen,
dass bei der KDE-Installation eine Menge GNOME-Pakete mitinstalliert werden.
Dragonplayer ist als Alternative installiert.
Die Flash-Situation in den Browsern bleibt mittelmäßig. Ohne den Adobe Flash
Player geht nicht allzuviel. Nichts hat sich bei Gnash getan, das bei
Version 0.8.10 blieb. Es kann viele Flash-Videos im Web nicht abspielen. Die
freie Alternative Lightspark ist jetzt in Version 0.7.1 in den Repositories
von RPM Fusion enthalten und kann vermutlich einige Videos mehr abspielen.
Konqueror, der Standard-Browser unter KDE, stürzte beim Versuch, ein
Youtube-Video abzuspielen, ab. Offensichtlich verwendet man besser einen
anderen Browser unter KDE.
Bei der Installation des Adobe Flash Players kann man ähnlich vorgehen wie
bei RPM Fusion. Zunächst lädt man von Adobe eine RPM-Datei herunter, die das
Repository anlegt. Dann kann man über die Paketverwaltung das eigentliche
Plug-in installieren. Die Alternative zu Flash, das WebM-Format, sollte in
Firefox seit Version 4 kaum Probleme bereiten.
Paketverwaltung und Updates
Wenig hat sich bei der Paketverwaltung getan. Installation bzw.
Deinstallation und das Aktualisieren von Paketen sind weiterhin separate
Anwendungen, die aber auch von der Paketverwaltung aus aufgerufen werden
können. Sie funktionieren normalerweise reibungslos und die Updates, wenn
sie auch zahlreich sind, sind dank Delta-RPMs oft erstaunlich klein und
schnell installiert.
Die Paketverwaltung baut unter GNOME und KDE grundsätzlich auf PackageKit
auf. Die Programme – gpk-application 3.6.1 bzw. apper 0.8.0
– sind
komfortabel genug. Etwas Vergleichbares wie das Software Center von Ubuntu
bietet Fedora jedoch nicht.
Installation von Updates in KDE von der Benachrichtigung aus.
Etwas merkwürdig ist, dass man beim ersten Update gefragt wird, ob man der
Paketquelle vertraut. Eigentlich sollten die Schlüssel der
Standard-Repositories bereits vorinstalliert sein und Fedora sollte seinen
eigenen Quellen automatisch vertrauen.
Fazit
Fedora 18 wurde von einigen Benutzern, darunter sogar Alan Cox, als die
bisher schlechteste Version bezeichnet, und das mag sogar zutreffen.
Allerdings muss man das relativieren. Die Kritik, die beispielsweise
hier [5] sehr
überzogen wirkt, bezieht sich hauptsächlich auf das neue Anaconda und GNOME.
Andere Fehler werden meistens schnell behoben und werden wesentlich
seltener, je länger man mit dem Update wartet. Zu Anaconda ist festzuhalten,
dass es im Test keine Probleme gab. Er mag stellenweise unvollständig und
noch nicht optimal bedienbar sein, kann dann aber so schlecht doch nicht
sein. Zudem werden viele Benutzer einfach ein Update mit fedup durchführen
und mit Anaconda gar nichts zu tun haben. Mehr als 400 Updates in den ersten
fünf Tagen allein in der Standardinstallation dürften einen neuen Rekord
darstellen. Es bedeutet aber auch, dass jetzt schon deutlich weniger
Probleme auftreten dürften.
Das andere Problem ist GNOME, aber dagegen hilft, eine andere
Desktopumgebung zu installieren. GNOME mit der GNOME-Shell ist eben nach wie
vor Geschmackssache. Manche argumentieren, es sei nur gewöhnungsbedürftig.
Dann sei aber die Frage erlaubt, warum man sich an eine Software gewöhnen
sollte. Muss es nicht eher umgekehrt so sein, dass sich die Software perfekt
an die eigenen Vorstellungen anpassen lassen muss? Grundsätzlich stellt sich
auch die Frage, warum die GNOME-Entwickler mit aller Gewalt etwas ändern
mussten (ich meine hier das Desktop-Paradigma), das überhaupt keinen Mangel
aufwies.
Fedora bringt reichliche und häufige Updates, Fedora 18 vielleicht noch mehr
als üblich, und ist damit immer aktuell. Doch genau hier liegt auch die
größte Schwäche der Distribution: Die Basis ändert sich ständig und es gibt
keine Version mit langfristigem Support. Alle sechs Monate ist das Update
auf die neueste Version Pflicht. Während das für fortgeschrittene Anwender
eine einfache Tätigkeit darstellt, die sie leicht beherrschen, ist es
normalen Anwendern einfach nicht zumutbar. Andere Distributionen,
insbesondere Ubuntu oder Debian, bieten nicht nur wesentlich längeren
Support, sondern ermöglichen auch das Update ohne Unterbrechung des
Betriebs. Man könnte nun argumentieren, dass normale Benutzer statt Fedora
Red Hat Enterprise Linux oder eine davon abgeleitete Distribution nutzen
sollten, die ja weitgehend zu Fedora kompatibel sind. Dagegen spricht
nichts, ganz im Gegenteil, aber diese Distributionen sind eben nicht exakt
Fedora.
Für mich bleibt es dabei, dass Fedora in erster Linie für erfahrene Benutzer
geeignet ist, die immer die neueste Software wollen und auch kein Problem
mit den Updates haben.
Links
[1] http://www.pro-linux.de/artikel/2/1611/fedora-18.html
[2] https://fedoraproject.org/wiki/F18_release_announcement
[3] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin-2012-08
[4] https://fedoraproject.org/wiki/Features/NewInstallerUI
[5] http://www.dedoimedo.com/computers/fedora-18-kde.html
[6] https://bugzilla.redhat.com/show_bug.cgi?id=902498
[7] https://fedoraproject.org/wiki/Features/RealHotspot
[8] https://fedoraproject.org/wiki/Features/Riak
[9] https://fedoraproject.org/wiki/Features/Samba4
[10] https://fedoraproject.org/wiki/Features/OfflineSystemUpdates
[11] http://fedoraproject.org/wiki/Features/SystemStorageManager
[12] http://fedoraproject.org/wiki/Features/tmp-on-tmpfs
[13] http://wiki.linux-nfs.org/wiki/index.php/FedFsUtilsProject
[14] http://fedoraproject.org/wiki/Features/firewalld-default
[15] http://rpmfusion.org/
Autoreninformation |
Hans-Joachim Baader (Webseite)
befasst sich seit 1993 mit Linux. 1994 schloss er erfolgreich sein
Informatikstudium ab, machte die Softwareentwicklung zum Beruf
und ist einer der Betreiber von Pro-Linux.de.
|
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von Mathias Menzer
Basis aller Distributionen ist der Linux-Kernel, der
fortwährend weiterentwickelt wird. Welche Geräte in einem halben
Jahr unterstützt werden und welche Funktionen neu hinzukommen, erfährt
man, wenn man den aktuellen Entwickler-Kernel im Auge behält.
Linux 3.8 Entwicklung
Die bedeutendste Änderung der sechsten Entwicklerversion [1] dürfte wohl das Abschalten des Treibers „samsung-laptop“ in dem Fall sein, dass der Linux-Kernel mittels EFI [2] gestartet wurde. Der Hintergrund hierfür liegt im Bekanntwerden eines Fehlers, durch den einige Laptop-Modelle des Herstellers Samsung nach dem Start eines Linux-Systems unbrauchbar wurden. Zwischenzeitlich wiesen jedoch einige Kernel-Entwickler darauf hin, dass das Problem nicht jener Treiber, sondern die UEFI-Firmware selbst sein und der Fehler daher von Samsung behoben werden müsse [3]. Dass es auch unter Windows möglich ist, ein solches Gerät unbrauchbar zu machen, dürfte ihre These untermauern [4]. Die letzte Entwicklerversion im Reigen hieß -rc7 [5]. Sie hatte lediglich Korrekturen im Gepäck und war daher gut geeignet, den Entwicklungszyklus abzuschließen.
Linux 3.8 Release
Nach 70 Tagen Entwicklungszeit – und das über Weihnachten und den Jahreswechsel hinweg – steht Linux 3.8 nun zum Einsatz bereit [6]. Der neue Kernel hat nicht so viele Änderungen aufzuweisen, wie der Vorgänger, er bewegt sich eher in einem normalen Rahmen.
Mit als erstes bekannt wurde der Wegfall der Unterstützung für die 386-Prozessoren [7]. Eigentlich war dieser Prozessortyp die Wiege für Linux, da Torvalds seinen Kernel ursprünglich hierfür entwickelte. Doch von Sentimentalität war nicht viel zu spüren und so nahm der den entsprechenden Patch auf.
Es steht wieder ein neues Dateisystem zur Verfügung. F2FS ist speziell auf die Anforderungen von Flash-Speichern zugeschnitten, wie sie zum Beispiel in Solid State Drives [8] (SSD) zum Einsatz kommen. Generell existieren bereits mehrere für Flash-Speicher geeignete Dateisysteme wie Logfs oder UBIFS, doch die berücksichtigen nicht den Flash Translation Layer [9], den SSDs als Zwischenschicht zum System nutzen. Dieser optimiert Zugriffe auf die Flash-Speicherelemente auch für herkömmliche Dateisysteme, sodass der jeweilige SSD-Datenträger wie ein ganz normales blockorientiertes Gerät gehandhabt werden kann. F2FS kann mit dieser Zwischenschicht umgehen und ihre Optimierungs- und Schutzfunktionen für die Flash-Speicherbausteine mitnutzen.
Auch die altgedienten Dateisysteme wurden mit Verbesserungen bedacht. Ext4 [10] kann nun sehr kleine Dateien direkt in Inodes ablegen. Dort befinden sich normalerweise nur die Metadaten zu Dateien und Verweise auf die Speicherblöcke, in denen die Dateien tatsächlich physikalisch gespeichert sind. Die Inodes sind normalerweise sehr klein – 256 Byte in der Standardeinstellung – doch dieser Platz wird meist nicht vollständig gebraucht. Passt in einen solchen Inode die zugehörige Datei noch mit hinein, so wird nicht nur etwas Speicherplatz gespart, da ein ansonsten 4 Kilobyte großer Block verschwendet werden würde, sondern die Zugriffe auf die Datei erfolgen auch schneller, da die Suche nach dem zugehörigen Speicherblock entfällt.
Btrfs [11] ist ein äußerst flexibles und vergleichsweise junges Dateisystem und
bringt mit fast jeder Kernel-Version neue Funktionen hervor. Diesmal haben die Entwickler den Austausch physikalischer Datenträger ins Visier genommen. Bislang war es zwar möglich, einen neuen Datenträger in ein btrfs-Dateisystem einzubinden und daraufhin einen anderen wieder zu entfernen, doch nahmen die darauf folgenden Operationen viel Zeit in Anspruch. Mit der neuen Funktion „replace“ wird letzten Endes das Gleiche erreicht, doch arbeitet btrfs hier wesentlich performanter solange keine weiteren Datenträger-Operationen anfallen. Der Austausch des Datenträgers erfolgt im laufenden Betrieb, es ist nicht notwendig irgendwelche Operationen zu stoppen oder gar das Dateisystem auszuhängen. Eine Abfrage zum Status des Austauschs und auch der Abbruch ist über das Kommandozeilen-Tool für btrfs möglich.
Die Speicherverwaltung des Kernels wurde um eine Funktion zum Ordnung halten erweitert. „Huge Pages“ (deutsch: „Große Seiten“) sind spezielle Speicherseiten, die größer als die üblichen 4KB-Speicherseiten sind, sie werden als spezielle Funktion von der Speicherverwaltung der CPU bereitgestellt. Diese Huge Pages wurden nun erweitert, um „Zero Pages“ (deutsch: „Null-Seiten“) abbilden zu können, quasi Speicherseiten die vollständig mit Nullen gefüllt sind. Zero Pages werden von Anwendungen
genutzt, um Speicherplatz zu reservieren. So kann die Speicherverwaltung letztlich Speicherplatz einsparen, indem einige dieser Seiten nicht zugewiesen werden, sondern stattdessen auf eine bereits existierende Zero Page verwiesen wird.
Die „Cgroups“ (Control Groups) sind eine Funktion des Kernels, mittels der die Verteilung von Ressourcen des Systems, wie zum Beispiel Prozessor-Zeit oder Speicher, auf Prozess-Gruppen gesteuert werden kann. Die Cgroups wurden nun erweitert, sodass der Speicher, der zur Verwaltung von Prozessen durch den Kernel benötigt wird, limitiert und abgegrenzt werden kann. Das kann zum einen die Sicherheit des Systems erhöhen, zu anderen die Stabilität, da mit oder ohne Absicht schadhaft geschriebene Programme in ihrem Ressourcenverbrauch wirksam eingeschränkt werden können. Auch die berüchtigten Fork-Bomben [12] sollen hierdurch ihren Schrecken verlieren.
NUMA (Non Uniform Memory Access) [13] ist eine Architektur der Speicheranbindung für Multiprozessor-Systeme, die für jeden Prozessor seinen eigenen lokalen Speicher vorsieht. Dieser kann dann jedoch auch von anderen Prozessoren angesprochen werden, wobei natürlich der Zugriff auf den eigenen Speicher schneller erfolgen kann als auf den anderer CPUs. Insofern ist es günstig, wenn Prozesse auf dem Prozessor ausgeführt werden, in dessen Speicher auch die benötigten Daten liegen. Um dies zu optimieren, wurde in Linux 3.8 mit nun die Grundlage gelegt. Detaillierte Regeln, nach denen NUMA dann Prozess- und Speicher-Zuweisung steuert, werden im kommenden Kernel folgen.
Eine vollständige Übersicht über alle Neuerungen und Verbesserungen von Linux 3.8 findet sich auch diesmal wieder auf der Seite Linux Kernel Newbies [14].
Spekulationen, dass Linux 3.8 wieder ein Longterm-Kernel werden würde, hat Greg Kroah-Hartman im Übrigen bereits vorzeitig beendet [15]. Er pflege derzeit Linux 3.0 und 3.4 für noch mindestens 2 Jahre, zusätzlich zu den normalen Kernel-Versionen und seiner Tätigkeit bei der Kernelentwicklung. Einen dritten Longterm-Kernel könne er nicht betreuen, ohne noch mehr Haare zu verlieren.
Ein D-Bus im Kernel
Seit sieben Jahren schon steht mit D-Bus [16] unter Linux ein System für die Interprozesskommunikation [17] (IPC) zur Verfügung, das mittlerweile von den gängigsten Desktop-Umgebungen und Anwendungen verwendet wird. Doch D-Bus basiert auf einem Daemon. Greg Kroah-Hartman hegt nun Pläne, ein IPC-System in den Linux-Kernel direkt zu implementieren [18]. Er verspricht sich davon, dass die Kommunikation zwischen Prozessen und Systemkomponenten beschleunigt wird, außerdem würde es allen Linux-Anwendungen zur Verfügung stehen, sobald nur der Kernel gestartet ist. Damit hätte es auch die besten Aussichten, zu einem neuen Standard zu werden. Zu D-Bus kompatible Schnittstellen sollen es ermöglichen, das IPC-Framework zu wechseln, ohne dass Desktop-Umgebung oder Anwendung etwas davon mitbekommen. Zwar existiert mit AF-Bus bereits ein IPC-System für den Linux-Kernel, doch der eigne sich nach Ansicht von Kroah-Hartman eher für die „verrückten Linux-Entwickler aus der Automobilbranche“. So findet sich AF-Bus auch im LTSI-Kernel, jedoch wurde seine Aufnahme in den Mainstream-Kernel von der Entwicklergemeinde bisher abgelehnt.
Keine Secure-Boot-Schlüssel im Kernel
Mit der Anfrage um die Aufnahme einiger Patches wandte sich der Red-Hat-Entwickler David Howells an Torvalds. Konkret ging es darum, dass der Kernel in die Lage versetzt werden sollte, neue Schlüssel für die Verwendung im Zusammenhang mit Secure Boot automatisch zu importieren [19]. Torvalds lehnte die Aufnahme der Patches erst einmal ab, da ihm die neue Funktion und worauf sie aufbaut nicht gefiel. Unter anderem störte er sich daran, dass die Schlüssel aus PE-Dateien [20] extrahiert werden sollen, weil Microsoft nur diese signiere, der Linux-Kernel aber X.509 [21] unterstütze, welches ein Standard für Zertifikate ist. Das Parsen der PE-Binärdateien solle im Userland geschehen. Auch im weiteren Verlauf der Diskussion zeigte sich Torvalds nicht kompromissbereit. Er glaube nicht, dass sich jemand um von vertrauenswürdigen Stellen signierte Schlüssel schere. Da sich auch weitere Entwickler skeptisch zeigten, scheint es eher unwahrscheinlich, dass eine Schlüsselverwaltung in den Kernel integriert wird, die mit den von der Microsoft-Zertifizierungsstelle für die Signierung vorausgesetzten PE-Binärdateien zurechtkommt. Für Linux bedeutet das im Zusammenhang mit Secure Boot, dass zum Beispiel das Aufwachen des Systems nach dem Ruhezustand, was kein eigentlicher Bootvorgang ist, nicht funktioniert oder Fehlermeldungen erzeugt.
Gregs 2012
Sicherlich kann Greg Kroah-Hartman auf vieles im Jahr 2012 zurückblicken. Doch die Linux Foundation interessierte sich insbesondere für seine Tätigkeit als Kernel-Maintainer und hat hier einige Zahlen zusammengefasst [22].
Ein Jahr im Leben eines Kernel-Maintainers.
© The Linux Foundation (CC-BY)
So bekam Kroah-Hartman über 32.000 E-Mails pro Monat, die Kernel-Mailing-Liste nicht hinzugerechnet, und mehr als 40.000 E-Mail hat er in 2012 verschickt. Fast 179.000 Zeilen Code hat er selbst geändert, dazu kommen über 31.000 entfernte Zeilen. 595 Commits wurden von ihm akzeptiert und über 7.000 hat er abgesegnet.
Links
[1] https://lkml.org/lkml/2013/1/31/593
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Unified_Extensible_Firmware_Interface
[3] http://www.pro-linux.de/news/1/19432/garret-uefi-problem-mit-samsung-laptops-noch-nicht-behoben.html
[4] http://heise.de/-1801269
[5] https://lkml.org/lkml/2013/2/8/470
[6] https://lkml.org/lkml/2013/2/18/476
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Intel_80386
[8] https://de.wikipedia.org/wiki/Solid-State-Drive
[9] https://en.wikipedia.org/wiki/Flash_Translation_Layer#Translation_layers
[10] http://de.wikipedia.org/wiki/Btrfs
[11] https://de.wikipedia.org/wiki/Forkbomb
[12] https://de.wikipedia.org/wiki/Non-Uniform_Memory_Access
[13] http://kernelnewbies.org/Linux_3.8
[14] http://www.kroah.com/log/linux/3.8-is_not_longterm_stable.html
[15] https://de.wikipedia.org/wiki/D-Bus
[16] https://de.wikipedia.org/wiki/Interprozesskommunikation
[17] http://www.pro-linux.de/news/1/19435/aufnahme-von-d-bus-in-den-kernel-geplant.html
[18] http://www.pro-linux.de/news/1/19498/uefi-secure-boot-schluessel-signierung-vorerst-nicht-im-linux-kernel.html
[19] https://de.wikipedia.org/wiki/Portable_Executable
[20] https://de.wikipedia.org/wiki/X.509
[21] https://de.wikipedia.org/wiki/Linux_Foundation
[22] http://www.linuxfoundation.org/news-media/infographics/year-life-kernel-maintainer-2012-greg-kroah-hartman
Autoreninformation |
Mathias Menzer (Webseite)
wirft gerne einen Blick auf die Kernel-Entwicklung, um mehr über die
Funktion von Linux zu erfahren
und um seine Mitmenschen mit seltsamen
Begriffen und unverständlichen Abkürzungen
verwirren zu können.
|
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Zum Index
von Markus Brenneis
Im ersten Teil der Reihe [1]
wurde erläutert, wie das Add-on-SDK eingerichtet und ein Symbol zur
Add-on-Leiste hinzugefügt wird. Es soll nun mit der Erweiterung möglich
sein, den gerade markierten Begriff in Wikipedia nachzuschlagen. Außerdem
wird erklärt, wie ein Eintrag im Kontextmenü angelegt wird und wie man seine
Erweiterung mit anderen Firefox-Nutzern teilen kann.
Ermitteln des ausgewählten Textes
Die an die Erweiterung gestellte Aufgabe umfasst zwei Teilaufgaben: Als
erstes muss festgestellt werden, welcher Text gerade markiert ist und
anschließend muss der Wikipedia-Artikel in einem neuem Tab geöffnet werden.
Um den Inhalt der aktuellen Auswahl zu bekommen, stellt das SDK das Modul
selection [2]
zur Verfügung. Um das Modul nutzen zu können, muss es zunächst – wie schon
vom widget-Modul bekannt – per
var selection = require("sdk/selection");
in die main.js eingebunden werden. Mit der Ende Januar erschienenen
SDK-Version 1.13 hat sich die Syntax von require übrigens ein wenig
verändert [3].
Wegen Änderungen an der SDK-Struktur muss nun sdk/ vor den Modulnamen
geschrieben werden; die alte Syntax (require("selection")) ist aber aus
Kompatibilitätsgründen zur Zeit auch noch gültig.
Die aktuelle Auswahl soll dann ausgelesen werden, wenn das „W“-Widget
angeklickt wird. Dafür wird eine Funktion verwendet, die aufgerufen wird,
wenn das
click-Event [4]
des Widgets ausgelöst wird. Ein erster Ansatz, der die aktuelle Auswahl
selection.text in die
Fehlerkonsole [5]
schreiben soll, könnte so aussehen:
var selection = require("sdk/selection");
var widgets = require("sdk/widget");
var widget = widgets.Widget({
id: 'wikipedia-icon',
label: 'Wikipedia',
content: '<b style="font-family:Times">W</b>',
onClick: function() {
console.log(selection.text);
}
});
Testet man nun den Code mit cfx run (vorher das Laden des SDK per
source bin/active nicht vergessen!), öffnet eine Webseite, markiert Text, klickt
auf das „W“ und schaut in der Fehlerkonsole
(„Extras -> Web-Entwickler -> Fehlerkonsole“)
nach, sieht man aber nur „info: meine-erweiterung: null“.
null bedeutet, dass kein Text markiert ist. Wie kann das sein? Sobald auf
das „W“ geklickt wird, verliert die Webseite – und damit auch die Selektion
– den Fokus und es gibt nun tatsächlich keinen markierten Text mehr.
Das Problem lässt sich lösen, indem sich die Erweiterung immer den zuletzt
markierten Text merkt. Dazu wird das select-Ereignis des
selection-Moduls verwendet:
var selectedText;
function selectionChanged(event) {
selectedText = selection.text;
}
selection.on("select", selectionChanged);
Die Funktion selectionChanged wird jedes Mal aufgerufen, wenn ein anderer
Text markiert wird. Dieser Text wird dann in der Variablen selectedText
gespeichert. Die onClick-Funktion muss jetzt noch in
console.log(selectedText);
geändert werden. Erneutes Testen zeigt, dass dieser Lösungsansatz wie
gewollt funktioniert.
Das Wort „Mozilla“ wurde markiert und mit einem Klick auf das „W“ öffnet sich die Fehlerkonsole.
Öffnen eines Tabs
Nun soll der zum ausgewählten Text passende Wikipedia-Artikel in einem neuen
Tab angezeigt werden. Das dafür nötige Modul heißt
tabs [6]
und wird mit
var tabs = require("sdk/tabs");
eingebunden. Um einen neuen Tab zu öffnen, wird die Funktion open verwendet:
onClick: function() {
console.log(selectedText);
tabs.open("http://de.wikipedia.org/w/index.php?search=" + selectedText);
}
Ein Eintrag im Kontextmenü
Damit der Benutzer der Erweiterung mit der Maus nicht immer den „langen“ Weg
zum „W“-Symbol zurücklegen muss, soll nun ein Eintrag im
Kontextmenü [7] angelegt werden.
Das benötigte Modul
context-menu [8]
wird wie üblich mit
var cm = require("sdk/context-menu");
geladen. Der Code zum Erzeugen des Menüeintrags könnte so aussehen:
cm.Item({
label: "Wikipediaartikel aufrufen",
context: cm.SelectionContext(),
contentScript: 'self.on("click", self.postMessage);',
onMessage: function() {
console.log(selectedText);
tabs.open("http://de.wikipedia.org/w/index.php?search=" + selectedText);
}
});
Die Beschriftung des Menüeintrags ist „Wikipediaartikel aufrufen“ (label)
und der Eintrag wird nur dann angezeigt, wenn auf der angezeigten Seite Text
markiert ist (context).
Um mit der Benutzeroberfläche (also auch
Menüeinträgen) zu kommunizieren, werden sogenannte „Content
Scripts“ [9]
verwendet. Der Sinn der Content-Skripte ist der, dass es, wenn in Firefox in
Zukunft die Benutzeroberfläche, Add-ons und auch Webinhalte in
unterschiedlichen Prozessen ausgeführt werden, nicht mehr möglich sein wird,
dass Skripte des Benutzeroberflächen-Prozesses auf Inhalte der
Add-on-Skripte zugreifen können; deshalb werden diese schon jetzt strikt
getrennt.
Content-Skripte werden in der Regel als separate Dateien angelegt (dazu gibt
es in einem späteren Teil mehr Informationen). Da in diesem Fall das Skript
nur aus einem Befehl besteht, ist es auch legitim, diesen Befehl direkt in
der main.js anzugeben. Das Skript sendet mit self.postMessage eine
(leere) Nachricht an die
Erweiterung, sobald das click-Event ausgelöst
wird. Dann wird die unter onMessage angegebene Funktion aufgerufen, welche
dann auf die bekannte Weise den Wikipediaartikel lädt.
Um doppelten Code zu vermeiden, ist es sinnvoll, den Code zum Anzeigen des
Artikels in eine eigene Funktion zu schreiben:
function openArticle() {
console.log(selectedText);
tabs.open("http://de.wikipedia.org/w/index.php?search=" + selectedText);
}
cm.Item({
label: "Wikipediaartikel aufrufen",
context: cm.SelectionContext(),
contentScript: 'self.on("click", self.postMessage);',
onMessage: openArticle
});
Die onClick-Eigenschaft des Widgets wird analog angepasst.
Der Menüeintrag „Wikipediaartikel aufrufen“.
Erstellen von XPI-Dateien
Wenn man anderen seine Erweiterung zur Verfügung stellen möchte, gibt man
diese in der Regel als installierbare
XPI-Datei [10] weiter.
Eine solche Datei
erzeugt man mit dem Befehl
$ cfx xpi
Die XPI-Datei wird dann durch Ziehen in ein Firefox-Fenster installiert.
Nach der Installation sollte die Add-on-Leiste automatisch eingeblendet
werden. Ist dies nicht der Fall, so liegt das daran, dass der Benutzer die
Add-on-Leiste in der Vergangenheit manuell geschlossen hat. Sie kann dann
über „Ansicht -> Symbolleisten -> Add-on-Leiste“ wieder angezeigt werden.
Zusammenfassung und Ausblick
Bisher wurde gezeigt, wie man Widgets in der Add-on-Leiste anzeigt (Modul
widget), die aktuelle Auswahl abfragt (selection), Tabs öffnet (tabs)
und Einträge im Kontextmenü erzeugt (context-menu). Im nächsten Artikel
wird unter anderem gezeigt werden, wie Panels (kleine Pop-Ups) erstellt
werden.
Die komplette Erweiterung kann als Archiv ffox_addonsdk_2.tar.gz und
als installierbare Erweiterung ffox_addonsdk_2.xpi heruntergeladen
werden.
Links
[1] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin-2013-02
[2] https://addons.mozilla.org/en-US/developers/docs/sdk/latest/modules/sdk/selection.html
[3] https://blog.mozilla.org/addons/2013/01/25/changes-to-require-syntax/
[4] https://addons.mozilla.org/en-US/developers/docs/sdk/latest/modules/sdk/widget.html#click
[5] https://developer.mozilla.org/en-US/docs/Error_Console
[6] https://addons.mozilla.org/en-US/developers/docs/sdk/latest/modules/sdk/tabs.html
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Kontextmenü
[8] https://addons.mozilla.org/en-US/developers/docs/sdk/latest/modules/sdk/context-menu.html
[9] https://addons.mozilla.org/en-US/developers/docs/sdk/latest/dev-guide/guides/content-scripts/index.html
[10] https://de.wikipedia.org/wiki/XPI
Autoreninformation |
Markus Brenneis (Webseite)
hat 2007 sein erstes Firefox-Add-on geschrieben und 2012 beim Entwickeln der
Erweiterung LanguageToolFx erstmals das Add-on-SDK benutzt.
|
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Zum Index
von Daniel Stender
Wer publiziert, Software dokumentieren möchte oder sich mit
elektronischen Dokumentenformaten beschäftigt, der stößt irgendwann
mit Sicherheit auf Docbook. Docbook stammt aus dem Bereich der EDV-Dokumentation
und wird überwiegend, aber nicht ausschließlich, dafür verwendet.
Docbook ist ausgereift und umfangreich genug, um eine Grundlage für
die professionelle Buchproduktion zu sein (so basiert zum Beispiel
die gesamte Produktionskette des Verlages O'Reilly darauf), wird
aber auch für kleinere Projekte verwendet, wie zum Beispiel die
Linux-Manpages. Docbook wird mittlerweile vielfältig eingesetzt und
es kann damit grundsätzlich plattformunabhängig bzw. -übergreifend
gearbeitet werden.
Hallo, Docbook!
Docbook [1] ist eine auf XML basierende
Auszeichnungssprache für verschiedenartige Dokumente. Es umfasst eine
ganze Reihe von rein semantisch definierten Tags, mit denen sich die
einzelnen Elemente zum Beispiel eines Artikels, wie Überschriften und
Textabschnitte, zunächst völlig darstellungsneutral aufnehmen lassen.
Docbook-Dateien sind reine Textdateien; in einem weiteren
Produktionsschritt lassen sich daraus verschiedene Ausgabeformate
wie HTML/XHTML, EPUB [2] und PDF
erzeugen. Die Trennung von Masterdatei und daraus bzw. davon
gesetztem Dokument wird einigen Lesern bereits von dem Textsatzsystem
LaTeX [3] her bekannt sein. Docbook
unterscheidet sich davon allerdings dadurch, dass hier die
Quelldatei keine direkten Typensatzbefehle enthält, sondern einzelne
Text- und Dokumentelemente ausgezeichnet werden, die bei Erzeugen
des Ausgabeformates beliebig verwendet werden können. Textabschnitte
zum Beispiel, die in der Masterdatei mit <emphasis> gekennzeichnet
worden sind, können im Ausgabeformat beliebig gehandhabt, kursiv
oder fett gesetzt oder aber auch gar nicht hervorgehoben werden.
Die strikte Trennung in Inhalt und Form (Prinzip: „was“ und nicht:
„wie“) macht Docbook sehr flexibel. So können zum Beispiel auch
verschiedenen Sprachversionen oder auch andere Varianten desselben
Textes in eine einzige Masterdatei geschrieben und dann
verschiedene Dokumente daraus generiert werden.
Dieser Artikel führt in die Benutzung von Docbook 5.0 auf einem
typischen Linuxsystem (Ubuntu 12.04 LTS) ein; dabei werden
zumindest grundlegende XML-Kenntnisse vorausgesetzt. Als
weiterführende Literatur empfiehlt sich der bei O'Reilly im Druck
vertriebene „Definitive Guide” zu Docbook 5.0 von Norman Walsh, der
als Referenz-Dokumentation mittlerweile auch frei im Netz angeboten
wird [4], und zwar zusammen mit seinem
Docbook-Quellcode [5].
Empfohlen sei an dieser Stelle auch das sehr ausführliche Handbuch
„Docbook-XML – Medienneutrales und plattformunabhängiges Publizieren”
von Thomas Schraitle (ISBN 978-3-938626-14-6).
Schemata
Docbook wurde zunächst als DTD-Schema für den XML-Vorgänger SGML
entwickelt. Ab Version 4.1 wurde daneben auch eine
Dokumenttypdefinition (DTD) für XML bereit gestellt. Seit 5.0 ist
Docbook ausschließlich in XML umgesetzt, und zwar hauptsächlich in
der gegenüber von DTD stark weiterentwickelten XML-Schemasprache
Relax NG [6] in Verbindung mit
einigen Ergänzungen in Schematron [7].
Die daneben offiziell gepflegten Schemata in den Sprachen DTD und
W3C XML Schema (XSD) haben nicht ganz denselben Funktionsumfang wie
diese. Die Docbook-Schemata werden mittlerweile vom Docbook
Technical Commitee bei OASIS betreut und stehen unter der freien
BSD-Lizenz. Die aktuelle Version von Docbook ist 5.0 [8],
welche neben Version 4.1 und 4.5 ein offizieller OASIS-Standard
ist [9]. Der 4.x-Zweig ist
mit der eingefrorenen Version 4.5 abgeschlossen worden und das
zukünftige Docbook 5.1 hat mittlerweile das 7. Betarelease erreicht.
Auf Debian-basierten APT-Systemen wie Ubuntu sind die älteren, aber
noch gebräuchlichen SGML und XML-DTDs bis hoch zu Version 4.5 in den
Paketen docbook und docbook-xml verfügbar, während sich die
aktuellen Docbook 5.0-Schemata mit dem Paket docbook5-xml bequem
installieren lassen. Das Relax NG-Schema (.rng) befindet sich dann
zusammen mit seiner Variante in kompakter Syntax (.rnc) im
Verzeichnis /usr/share/xml/docbook/rng/5.0, während sich die
Schematron-Ergänzungen (docbook.sch), sowie die Konvertierungen in
DTD- und XML-Schemata in entsprechenden, parallelen Verzeichnissen
vorfinden. Die XML-Schemata lassen sich aber ohne Weiteres auch
per Hand von der OASIS-Seite zum Beispiel direkt in das
Arbeitsverzeichnis einspielen und von dort aus verwenden.
Hello, world!
Das XML einer Docbook-Datei lässt sich grundsätzlich mit jedem
beliebigen Texteditor schreiben und bearbeiten. Eine rudimentäre
Docbook-Datei sieht nun folgendermaßen aus:
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<article version="5.0" xmlns="http://docbook.org/ns/docbook">
<title>Testdokument</title>
<para>Hello, world!</para>
</article>
In der ersten Zeile steht die für XML übliche Standard-Deklaration,
welche die Datei als XML-Dokument ausweist und die Textcodierung
festlegt. Docbook 5.x hingegen wird in Betrieb genommen, indem man
für eines der gültigen Wurzelelemente davon (hier: article) die
gewünschte Versionsnummer und die für Docbook 5.x vorgesehene URI
als Standard-Namensraum festlegt.
Eine Datei foo.xml (gebräuchlich ist auch die Dateiendung .dbk für
Docbook-Dateien) wie diese lässt sich nun gegenüber des
Docbook-Schemas validieren, zum Beispiel mit xmllint aus dem Paket
libxml2-utils:
$ xmllint --relaxng /usr/share/xml/docbook/schema/rng/5.0/docbook.rng foo.xml
OASIS empfiehlt im Docbook-Howto [10]
dafür allerdings den Multi-Schema XML Validator (MSV) von
Sun [11], der in Java
implementiert ist:
$ java -jar ~/Downloads/msv/msv.jar /usr/share/xml/docbook/schema/rng/5.0/docbook.rng foo.xml
Sollen modulare Dokumente benutzt werden, bei denen Teilstücke in
die Masterdatei mittels
XInclude eingefügt werden, so muss gegenüber
den Schemata docbookxi.rng/.rnc validiert werden, die sich auch in
docbook/rng/5.0 befinden. Aus einem syntaktisch und strukturell
fehlerfreien, d.h. wohlgeformten und gültigen Docbook-Dokument
können dann in einem weiteren Schritt mit gängigen XML-Tools
verschiedene Ausgabeformate hergestellt werden (siehe weiter unten).
Docbook-Elemente
Docbook 5.0 beschreibt 385 verschiedene Elemente mit
entsprechenden Tags, die im Verhältnis zu anderen Elementen im
Sinne der Baumstruktur von XML auf unterschiedlichen hierarchischen
Ebenen angesiedelt sind. Neben den reinen Steuerungselementen sind
diese in die Gruppen Strukturelemente, Blockelemente und
Inline-Elemente zusammengefasst.
Von den Strukturelementen sind zunächst die Wurzelelemente <set> und
<book> (ein <set> enthält mehrere <book>s) zu nennen. Ein Buch
(<book>) [12] enthält
zunächst einen <info>-Abschnitt, der den Buchtitel trägt und unter
anderem den Autorennamen [13] beinhaltet.
Es kann mit verschiedenen Komponenten ausgestattet werden, wie z. B. einer
Widmung (<dedication>), einem Vorwort (<preface>) und verschiedenen
Dingen wie einem Inhaltsverzeichnis (<toc>), Indices (<index>) oder
einem Glossar (<glossary>). Es besteht aber vor allem natürlich aus
Artikeln (<article>) oder Kapiteln (<chapter>), die Textabschnitte
(<para>) enthalten, welche wiederum in verschiedene Abschnitte (u. a.
<section>) unterteilt sein können. Blockelemente sind nun diejenigen
Elemente, die auf der Ebene von <para> angewendet werden können. Es
handelt sich dabei z. B. um Listen, Tabellen und Blockzitate. Die
z. B. aus den Büchern von O'Reilly bekannten separaten Hinweise
(admonitions) gehören auch hierzu (<caution>, <important>, <tip>).
Die Inline-Elemente schließlich sind diejenigen, die im laufenden
Text Verwendung finden. Es handelt sich hierbei zum Beispiel um
<emphasis>, Abkürzungen, Fußnoten, und Querverweise. Da Docbook aus
der Software-Dokumentation stammt, finden sich für diesen Zweck
besonders viele nützliche Elemente.
Ein <article> kann, wie oben gesehen, auch auch als selbständiges
Wurzelelement verwendet werden und kann – ähnlich wie ein Buch – mit
verschiedenen Komponenten wie einem Inhaltsverzeichnis, Indices,
Glossaren usw. ausgestattet werden [14].
Die Datei docbook_test.xml (aus Gründen der
Übersichtlichkeit nur verlinkt) zeigt gegenüber dem obigen „Hello, world!“-Beispiel ein mit Info-Block und verschiedenen Abschnitten
versehenes, aufwändigeres Beispiel.
Docbook mit Emacs
Es ist unbequem, XML mit einem Editor zu schreiben, der nicht
speziell dafür gedacht ist oder nicht zumindest besondere
Funktionen dafür bereithält und in Sachen XML-Komfort gibt es große
Unterschiede zwischen diesen Programmen. Wer nach freien Lösungen
Ausschau hält, stößt recht schnell auf die Möglichkeit, Docbook
komfortabel mit Emacs [15] zu
edieren, dem gewöhnungsbedürftigen, aber vielseitigen
Editor-Schwergewicht. Seit Version 23.2 von GNU Emacs ist
nXML [16] der
Standard-XML-Modus [17].
Es handelt sich bei nXML um einen sehr leistungsstarken Major-Mode,
der neben speziellen Eingabehilfen wie Syntax-Highlighting,
Autoeinrückung, Tag-Vervollständigung und
Wohlgeformtheits-Überwachung auch eine Echtzeit-Gültigkeitsprüfung
für Relax NG-Schemata sowie kontextsensitive Tag-Vorschläge
möglich macht.
nXML schaltet sich in Emacs automatisch hinzu, sobald Dateien mit
den Endungen .xml, .xsl, .rng oder .xthml ediert werden. Die
für Ubuntu
gepflegten GNU Emacs 23-Pakete beinhalten für nXML
verschiedene XML-Schemata (nXML verwendet Relax NG in kompakter
Syntax), gegenüber denen automatisch validiert wird. Die
im
aktuellen Paket auf Ubuntu 12.04 (23.3+1-1ubuntu9) und anderen
Distributionen verwendete Docbook-Schemadatei ist allerdings
veraltet, denn es handelt sich dabei immer noch um Version 4.2 und
ein konformes Docbook 5.0-Dokument wird dementsprechend als
ungültig bewertet. Eine einfache Lösung für dieses Problem ist, für
die geöffnete Datei ein eigenes, lokales nXML-Schemaregister zu
erstellen: Nach der Tastenkombination „Strg“ + „C“ „Strg“ + „S“ „Strg“ + „F“ kann die
korrekte Schemadatei eingegeben werden, worauf dann ein Register
schemas.xml dafür im aktuellen Arbeitsverzeichnis angelegt wird.
Im nXML gibt es mit „Strg“ + „Enter“ eine jeweils kontextsensitive Liste mit
allen möglichen Vervollständigungen von Tags und Attributen, sodass
bei einem eingegebenen <p dabei unter anderem das Element <para>
vorgeschlagen wird, falls es an dieser Stelle gültig ist. Eine
andere wichtige Funktion ist das Einfügen von korrespondierenden
End-Tags mit „Strg“ + „C“ „Strg“ + „F“. Fehler im Dokument werden rot
hervorgehoben [18].
GNU Emacs 23 im nXML-Modus beim Bearbeiten einer Docbook-Datei.
Das Element <para> in Zeile 10 wird als Fehler angezeigt, weil ein
Textabschnitt innerhalb von <book> nur innerhalb eines <chapter>
vorkommen darf, während die Auto-Vervollständigung die an der
aufgerufenen Stelle möglichen Elemente <chapter> und <colophon>
vorschlägt.
Docbook XSL
Für Docbook gibt es eine umfangreiche Sammlung von Stylesheets für
die Herstellung von verschiedenen Ausgabeformaten mittels
XSL-Transformationen (XSLT): Docbook XSL. Sie sind ebenfalls weit
entwickelt, sehr vielseitig und können neben den Schemata als
zweite Hälfte von Docbook
angesehen werden. Im Paket docbook-xsl-ns
ist für Ubuntu 12.04 eine aktuelle, für Docbook 5 vorgesehene
Version 1.76 (letzte Veröffentlichung: 1.78) der Stylesheets bequem
verfügbar. Diese befinden sich nach der Installation in
verschiedenen Unterverzeichnissen von
/usr/share/xml/docbook/stylesheet/docbook-xsl-ns. Brandaktuelle
Snapshots von Docbook XSL werden regelmäßig gepackt [19].
Mit Hilfe eines der üblichen XSLT-Prozessoren wie Saxon, Xalan, oder
Xsltproc können verschiedene Ausgabeformate wie HTML/XHTML, EPUB
oder XSL-FO (als Vorstufe u. a. für PDF-Dateien) aus einem
Docbook-Master erzeugt werden. Die Stylesheets liegen im XSLT-Format
1.0 vor, und die XSLT 2.0-Version davon ist bisher rein
experimentell. Die Stylesheets sind gut dokumentiert; Bob Staytons
„Docbook XSL – The definitive guide” (der auch als generelle
Einführung gelesen werden kann) ist frei im Netz verfügbar [20].
Dies gilt auch für Norman Walshs
„Reference Documentation“ [21].
Für den Prozessor Saxon (Paket libsaxon-java) gibt es für die
Verarbeitung von Docbook spezielle Erweiterungen im Paket
docbook-xsl-saxon.
PDF erzeugen
Um mit Docbook eine PDF-Datei zu erzeugen, muss nun zunächst aus der
Masterdatei mit Hilfe des dafür gedachten Stylesheets eine
XSL-FO-Datei hergestellt werden:
$ saxon-xslt -o foo.fo foo.xml /usr/share/xml/docbook/stylesheet/docbook-xsl-ns/fo/docbook.xsl
Danach kann die .fo-Datei mit einem FO-Formatierer wie FOP in die
gewünschte PDF-Datei umgewandelt werden:
$ fop foo.fo foo.pdf
Es empfiehlt sich, für die verschiedenen oft ausgeführten
Kommandozeilen-Operationen ein Shellscript oder ein Makefile für die
Benutzung mit GNU Make anzufertigen. Mit dem Tool Dblatex können aus
Docbook PDF-Dateien mit Hilfe von LaTeX auch ohne Docbook XSL
erzeugt werden; dazu müssen allerdings umfangreiche Abhängigkeiten
erfüllt sein bzw. mitgezogen werden.
Parameter manipulieren
Die Voreinstellungen der XSL-Stylesheets lassen sich grundsätzlich
auf zwei Arten manipulieren: indem bei Aufruf des XSLT-Prozessoren
Parameter an diesen übergeben werden und/oder durch eine separate
Anpassungsdatei. Die Anpassungsdatei docbook_test.xsl verändert für die
XSL-FO-Ausgabe die Standardwerte für Papiergröße (paper.type) von US
Letter auf DIN A4 [22],
schaltet die automatische Abschnittszählung (section.autolabel) ein,
ändert bei den obersten Abschnittsüberschriften
(section.title.level1.properties) die Schriftgröße auf das 1,5-Fache
der Brotschrift, und erhöht für diese den oberen Abstand auf
15 pt [23].
Es handelt sich dabei selbst um eine konforme XSLT-Datei, in der
alle Elemente dem dafür vorgesehenen Namensraum xsl zugeordnet sind.
Dem XSLT-Prozessor kann dieses selbsterstellte Stylesheet dann
anstatt der originalen Datei
docbook-xsl-ns/fo/docbook.xsl angegeben
werden, die von dieser mit xsl:import reimportiert wird. Auf diese
Art und Weise lassen sich die Ausgabedateien bis in alle
Einzelheiten kontrollieren.
Eine aus docbook_test.xml resultierende PDF-Datei.
Das automatisch generierte Inhaltsverzeichnis lässt sich übrigens
verhindern, indem man dem Paramater generate.toc die Einstellung
article nop übergibt. Eine sehr reichhaltige Sammlung von
Docbook-Hacks ist Thomas Schraitles
DoCookBook-Projekt [24].
Links
[1] http://www.docbook.org/
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Epub
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/LaTeX
[4] http://docbook.org/tdg5/
[5] http://docbook.svn.sourceforge.net/viewvc/docbook/trunk/defguide/en/
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Relax_NG
[7] https://de.wikipedia.org/wiki/Schematron
[8] http://www.docbook.org/xml/5.0/
[9] https://www.oasis-open.org/standards#dbv5.0
[10] http://docbook.org/docs/howto/
[11] http://java.net/downloads/msv/releases/
[12] http://www.docbook.org/tdg5/en/html/book.html
[13] http://www.docbook.org/tdg5/en/html/info.html
[14] http://www.docbook.org/tdg5/en/html/article.html
[15] https://de.wikipedia.org/wiki/Emacs
[16] http://www.thaiopensource.com/nxml-mode/
[17] http://ergoemacs.org/emacs/emacs23.2_features.html
[18] http://infohost.nmt.edu/tcc/help/pubs/nxml/emacs-commands.html
[19] http://snapshots.docbook.org/
[20] http://www.sagehill.net/docbookxsl/
[21] http://docbook.sourceforge.net/release/xsl/current/doc/reference.html
[22] http://docbook.sourceforge.net/release/xsl/current/doc/fo/paper.type.html
[23] http://www.sagehill.net/docbookxsl/TitleFontSizes.html
[24] http://doccookbook.sourceforge.net/
Autoreninformation |
Daniel Stender (Webseite)
hat einen Magister in Indologie, ist Debian-Maintainer und entwickelt im
Bereich Digital humanities.
|
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von Jens Dörpinghaus
Mit Hilfe von Hadoop können Anwendungen entwickelt werden, die auf großen
Datenmengen effektiv arbeiten. Dieser Artikel soll eine erste thematische
Einführung geben und eine kleine Beispielanwendung für MapReduce in Java
vorstellen. Grundkenntnisse in Java werden für diesen Teil vorausgesetzt.
Hadoop im Umfeld von Big Data
Wenn es darum geht, große Datenmengen zu verarbeiten (das englische
Schlagwort dazu lautet „Big Data“) scheinen heutzutage keine Grenzen mehr
gesetzt zu sein. Doch das ist natürlich nicht ganz richtig. Datenmengen, die
etliche Terabyte erreichen, können meist ohne größere Probleme auf
verbundenen Datenbank- und Rechnersystemen in akzeptabler Geschwindigkeit
verarbeitet werden. Doch viele Firmen und Forschungseinrichtungen
verarbeiten schon wesentlich größere Datenmengen. Zu nennen ist hier
beispielsweise Google, das einen riesigen Index von Suchbegriffen und
Webseiten speichert. Niemand möchte aber allzu lange auf seine
Suchergebnisse warten und so ist es kein Wunder, dass
Hadoop [1] im Umfeld von Google entwickelt wurde.
Hadoop stellt für die schnelle und parallele Verarbeitung vieler, oft
komplexer Anfragen über große Datenmengen auf Computerclustern verschiedene,
in Java geschriebene Anwendungen und Bibliotheken als Framework zur
Verfügung, die es ermöglichen, Lösungen in diesem Bereich zu entwickeln.
Zu nennen ist hier etwa das Hadoop Distributed File System
(HDFS [2]), dass verteilt auf verschiedenen
Rechnern läuft und sich aus dem seit 2003 entwickelten Google Distributed
File System (GFS [3])
entwickelt hat.
HDFS wurde entwickelt, um sehr große Dateien zu speichern und, auch unter
etwaigen Anfangsverzögerungen, einen großen Durchsatz beim Lesen der Dateien
zu erreichen. Außerdem wurde Wert darauf gelegt, dass das Dateisystem auf
normaler Hardware ausfallsicher läuft. Dies sind allerdings auch die größten
Defizite: So ist ein zügiger Zugriff auf die Daten nicht immer gewährleistet
und das Dateisystem wird ineffizient bei vielen kleinen Dateien. Für weitere
Informationen sei auf das Buch „Hadoop: The Definitive
Guide“ [4] von Tom White verwiesen.
Weiter kommt Hadoop mit zwei Datenbanken für große Datenmengen (HBase und
Hive) und verschiedenen weiteren Programmen.
Was ist MapReduce?
„Map“ bezeichnet ein Verfahren, in dem auf jedes Element einer gegebenen Liste
eine bestimmte Funktion angewendet wird. „Reduce“ wiederum ist eine Technik,
in dem eine Datenstruktur analysiert und neu zusammengestellt wird. Das
„MapReduce“-Verfahren hat seinen Namen aus diesen beiden Systemen erhalten,
funktioniert aber ein wenig anders.
In der Map-Phase wird die Eingabe, bzw. die Datenmenge auf der das Verfahren
ausgeführt werden soll, in kleinere Untermengen aufgebrochen, die dann auf
verschiedene Knoten des Rechnerclusters verteilt werden. Dieses Verfahren
kann von den Knoten rekursiv weiter ausgeführt werden, in jedem Fall wird
aber das Ergebnis wieder zurückgegeben. In der Reduce-Phase werden diese
Ergebnisse gesammelt und zu einem Gesamtergebnis zusammengestellt. Die Map-
und Reduce-Prozesse können und werden idealerweise auch parallel ausgeführt.
Auch MapReduce wurde 2004 von Google
veröffentlicht [5]. Ebenso war Yahoo an
den Entwicklungen beteiligt und 2008 ging es als Projekt zu Apache.
Voraussetzungen für MapReduce
Als Grundlage der zu analysierenden Daten ist die Statistik der
Beherbergungsbetriebe in Deutschland gewählt worden, die man als CSV-Datei
aus der Regionaldatenbank Deutschland [6]
herunterladen kann. Dazu kann man unter „Themen“ die entsprechende Tabelle
auswählen und mit „Werteabruf“ anzeigen lassen. Über das CSV-Icon kann man
die entsprechenden Daten herunterladen.
Man kann die Analyse der Rohdaten natürlich programmseitig gestalten, aber um
das Beispiel einfach zu halten, seien die Daten nun im festen Abstand wie folgt
gesetzt:
1995;0000016068;0000000030;0000001124;0000106919;0000035943
1995;0000016069;0000000060;0000002817;0000399859;0000082828
1995;0000016070;0000000106;0000003633;0000376252;0000142199
1995;0000016071;0000000045;0000001963;0000348688;0000066315
Jahr;Region;Beherbergungsbetriebe;Gästebetten;Gästeübernachtungen;Gästeankünfte
Die Daten werden auf das HDFS kopiert und dort mit dem
MapReduce-Ansatz bearbeitet, um das Jahr mit der größten Anzahl von
Beherbergungsbetrieben in einer bestimmten Region zu bestimmen.
Auch wenn das folgende Beispiel in Java geschrieben ist, müssen
MapReduce-Anwendungen nicht in Java geschrieben werden.
Ebenso würde die Installation von Hadoop den Rahmen dieses Artikels
sprengen, dazu gibt es genügend Informationen im Internet. Wer es
beispielsweise nur auf einem Knoten ausprobieren möchte, sei auf die
detaillierte Einführung von Michael Noll
verwiesen [7]. Es liegen auch Pakete für einige Distributionen
bereit und zu guter Letzt gibt es auch automatische Installationsverfahren,
beispielsweise die Data Platform von
Hortonworks [8].
Die heruntergeladene CSV-Datei muss jetzt in das HDFS-Dateisystem kopiert
werden. Das kann folgendermaßen bewerkstelligt werden:
$ hadoop dfs -copyFromLocal beispiel.csv /
Dem Befehl hadoop dfs können verschiedene, aus der Shell bekannte Parameter
übergeben werden, etwa -ls oder -mv. Eine genaue
Auflistung mit
Erklärungen findet sich in der
Hadoop-Dokumentation [9].
Eine MapReduce-Anwendung
Das folgende Beispiel soll nun das Maximum der Beherbergungsbetriebe über
die Jahre ermitteln. Dazu soll ihrem Aufruf die Eingabedatei und das
Ausgabeverzeichnis übergeben werden.
Man erstelle nun eine Klasse MaxGuest. In der Main-Funktion prüft man,
ob die Anzahl der Parameter stimmt:
if (args.length < 2)
{
System.exit(-1);
}
Nun wird ein Job-Objekt erstellt. Dieses kümmert sich darum, dass der
benötigte Code an die Knoten verteilt wird. Dazu muss ihm eine JAR-Datei
oder einfach eine bestimmte Klasse, in diesem Fall die Klasse selber,
übergeben werden.
import org.apache.hadoop.mapreduce.Job;
...
Job job = new Job();
job.setJarByClass(MaxGuest.class);
job.setJobName ("MaxGuest");
Weiterhin muss eine Mapper- und Reducer-Klasse gesetzt werden, diese sollen
später implementiert werden:
job.setMapperClass(MaxGuestMapper.class);
job.setReducerClass(MaxGuestReducer.class);
Den Eingabe- und Ausgabepfad kann man an dieser Stelle auch setzen:
import org.apache.hadoop.fs.Path;
import org.apache.hadoop.mapreduce.lib.input.FileInputFormat;
import org.apache.hadoop.mapreduce.lib.output.FileOutputFormat;
...
FileInputFormat.addInputPath(job, new Path(args[0]));
FileOutputFormat.setOutputPath(job, new Path(args[1]));
Nun muss noch näher definiert werden, welches Format Ein- und Ausgabe haben
sollen. Hadoop bietet dazu vorgefertigte Eingabe- und Ausgabeklassen in
hadoop.io, die das Lesen und Schreiben auf HDFS ermöglichen:
import org.apache.hadoop.io.*;
...
job.setOutputKeyClass(Text.class);
job.setOutputValueClass(IntWritable.class);
Das Eingabe-Format ist automatisch auf TextInputFormat gesetzt. Zu guter
Letzt kann man mit
job.waitForCompletion(true);
auf die Fertigstellung des Jobs warten. Die Klasse MaxGuestReducer wird
von der Klasse Reducer abgeleitet:
public class MaxGuestReducer extends Reducer<Text, IntWritable, Text, IntWritable>
{
@Override
public void reduce(Text key, Iterable<IntWritable> werte, Context context) throws IOException, InterruptedException
{ }
}
In dieser Wertemenge soll nun das Maximum über alle Schlüssel gefunden
werden. Da es nur nicht-negative Übernachtungszahlen gibt, kann man zu Beginn
int max = 0;
setzen. Eine Iteration über die Werte ermöglicht nun, das Maximum zu finden.
Da es sich um völlig unsortierte Datenmengen handelt, kann man das Maximum
nur linear suchen:
for (IntWritable eintrag : werte)
{
max = Math.max(max, eintrag.get());
}
Schließlich muss das neue Maximum gesetzt werden, was durch die
Kontext-Klasse geschieht.
context.write(key, new IntWritable(max));
Nun fehlt nur noch die Mapper-Klasse. Diese liest die entsprechende CSV-Datei
aus und speichert die Werte wieder in der Kontext-Klasse:
import java.io.IOException;
import org.apache.hadoop.io.*;
import org.apache.hadoop.mapreduce.Mapper;
public class MaxGuestMapper extends Mapper<LongWritable, Text, Text, IntWritable>
{
@Override
public void map(LongWritable key, Text value, Context context) throws IOException, InterruptedException
{
String line = value.toString();
String ort = line.substring(0,4);
int uebernacht = Integer.parseInt(line.substring(16,26));
context.write(new Text(ort), new IntWritable(uebernacht));
}
}
Nach dem erfolgreichen Kompilieren können die drei
Dateien zu einer JAR-Datei zusammengefügt werden:
$ jar cvf MaxGuest.jar MaxGuest.class MaxGuestMapper.class MaxGuestReducer.class
Man sollte die Umgebungsvariable HADOOP_CLASSPATH noch – idealerweise
absolut – auf diese Datei setzen. Dann kann Hadoop mit
$ hadoop MaxGuest /beispiel.csv /output
gestartet werden.
Wenn alles funktioniert, kann man dann die fertigen Ergebnisse auf HDFS im
Verzeichnis /output bewundern.
An dieser Stelle kann man genauer analysieren, wie das Programm, das im
vorherigen Abschnitt erstellt wurde, abläuft. In jedem Map-Schritt wird ein
Teil der Daten komplett in den Speicher geladen und verarbeitet. Alle Daten
werden also – im Gegensatz zu herkömmlichen Datenbankmodellen, wo gezielte
Suchen und Modifizierungen möglich sind – im Batchbetrieb vollständig
durchlaufen. Hadoop schickt die Ausgabe eines Map-Schrittes nun an einen
Reducer. Dieser wertet das Maximum aus.
Zusammenfassung
Man kann ohne viel Mühe einfache MapReduce-Anwendungen mit Hadoop gestalten,
auch für komplexere Aufgaben stellt Hadoop schon viel Funktionalität
bereit. Hadoop ist ein Projekt für große Datenmengen, dass derzeit ohne
große Alternativen ist und immer noch aktiv weiterentwickelt wird.
Es sei noch auf die Beispiele, die mit Hadoop kommen und das Buch „Hadoop:
The Definitive Guide“ von Tom
White [10] verwiesen. Neben
dem Hadoop-Wiki [11] und der offiziellen
Projekthomepage [1] hat dieses als Quelle und
Inspiration für den Artikel gedient.
Links
[1] https://hadoop.apache.org/
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/HDFS
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Google_File_System
[4] http://hadoopbook.com/
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/MapReduce
[6] https://www.regionalstatistik.de/
[7] http://www.michael-noll.com/tutorials/running-hadoop-on-ubuntu-linux-single-node-cluster/
[8] http://www.hortonworks.com/
[9] http://hadoop.apache.org/docs/r0.17.2/hdfs_shell.html
[10] http://shop.oreilly.com/product/9780596521981.do
[11] http://wiki.apache.org/hadoop/
Autoreninformation |
Jens Dörpinghaus
hat beruflich mit High Performance Computing zu tun. Dort dominiert Linux, aber auch privat ist er fast ausschließlich mit Linux unterwegs.
|
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von Dominik Wagenführ
Der GNU Profiler (kurz
gprof [1]) ist
ein mächtiges Werkzeug, um eigene mit dem GNU-Compiler erzeugte Programme,
auf Laufzeit und Aufrufhäufigkeit hin zu untersuchen. Der Artikel soll kurz
zeigen, wie man gprof selbst benutzen kann.
Installation
Der GNU Profiler ist Teil des Paketes binutils und kann in den meisten
Distributionen über die Softwareverwaltung installiert werden.
Vorbereitung
Damit man sein eigenes Programm analysieren kann, muss dieses zuvor mit der
Compiler-Option -pg übersetzt werden. Will man auch abhängige Bibliotheken
mit analysieren, müssen diese ebenfalls mit der Option -pg erzeugt werden.
Im einfachsten Fall also
$ g++ -pg -O1 main.cc -o myprog
Die Option -O1 ist ebenfalls wichtig, damit der Compiler nicht zu viele
Optimierungen vornimmt, was später die Zuordnung im Callgraph erschwert.
Als Beispiel dient mein Bot, den ich für den sechsten
freiesMagazin-Programmierwettbewerb geschrieben habe. Man kann das Archiv
dazu auf der
Wettbewerbswebseite [2]
herunterladen und muss es danach natürlich entpacken.
Da der Bot auf die Bibliotheken des Wettbewerbs zugreift, muss man diese neu
erstellen. Hierzu gibt es vorgefertigt im Makefile einen bestimmten make-Aufruf:
$ cd src
$ make clean
$ make GPROF=Y
Da dies aber auch die Engine mit der Profiling-Option erzeugt, was man nicht
will, muss man die erzeugte Binärdatei erst löschen und nochmal neu erstellen:
$ rm ../game.bin
$ make
Danach kann man sich dem Bot zuwenden und diesen genauso erstellen:
$ cd bots/WagenfuehrDominik
$ make GPROF=Y
Die Compiler-Zeile sieht dann so aus (gekürzt):
g++ -O3 -Wall -pg -I./ ... -c ...
g++ -O3 -Wall -pg -o ./bot ... -L./ ... -lbot -lgame -ltiles -lcards
Programm laufen lassen
Wenn man sein Programm erstellt hat, ruft man dieses ganz normal auf und
lässt es etwas tun, z. B. eine komplizierte mathematische Gleichung lösen
oder eine Webseite öffnen (das Profiling geht auch mit grafischen
Oberflächen).
$ ./myprog
Als Ergebnis erhält man im aktuellen Verzeichnis eine Binärdatei mit dem
Namen gmon.out. Leider lässt sich nicht einstellen, wo die Datei
gespeichert wird oder wie sie heißt.
Für das Beispielprogramm lässt man den Bot einfach eine Insel entlang laufen:
$ ./start.sh fields/island.txt bots/WagenfuehrDominik/bot
Analysedaten erzeugen
Zum Schluss muss man die binären Analysedaten in gmon.out mit dem eigenen
Programm verknüpfen. Hierzu ruft man gprof auf und übergibt als Argument das
eigene Programm, welches man zuvor analysiert hat. Die Ausgabe leitet man am
besten in eine Datei um.
$ gprof ./myprog > myprog.stats
Als Beispiel für den Bot von oben wäre das:
$ gprof bots/WagenfuehrDominik/bot > bot.stats
Daten analysieren
Jetzt folgt der schwerste Teil: Die Daten müssen analysiert werden. Öffnet
man die Datei, gibt es zwei große Bereiche. Zum einen eine Aufrufstatistik,
zum anderen ein „Call Graph“ [3].
Hinweis: Die unten stehenden Angaben können sich zum Abdruck des Artikels
verändert haben, da der Wettbewerb zum Zeitpunkt der Erstellung des Artikels
noch nicht beendet war.
Hier nun der gekürzte Auszug zur Aufrufstatistik und Call Graph darunter:
% cumulative self self total
time seconds seconds calls ms/call ms/call name
49.03 10.85 10.85 610802517 0.00 0.00 GameValueCalc::calculateSimpleFieldValue
34.30 18.44 7.59 426542 0.02 0.05 GameValueCalc::calculateGameValueRecursive
6.19 19.81 1.37 773391188 0.00 0.00 StrategyCommander::getIntPos
...
index % time self children called name
[1] 95.3 0.00 21.09 Bot::start [1]
0.00 21.04 151/151 Strategy::operate(StartMessage) [2]
0.00 0.06 945/945 Strategy::operate(FloodMessage) [14]
0.00 0.00 1/1 Strategy::operate(GameboardEndMessage) [27]
0.00 0.00 1268/1268 MessageHandler::receiveMessage(IMessage) [55]
0.00 0.00 1268/1268 Strategy::isCommandsAvailable() [56]
0.00 0.00 1268/1268 Strategy::isEnd() const [57]
...
Die Aufrufstatistik
Was bedeuten die einzelnen Spalten der Aufrufstatistik
(dies ist der obere Teil des Listings oben)?
- % time
- sagt aus, wie viel Zeit ein Methodenaufruf im Verhältnis zur
Gesamtausführungszeit benötigt hat. Bei
GameValueCalc::calculateSimpleFieldValue
in Zeile 3 ist das fast die Hälfte des
gesamten Programms, also eine ganze Menge.
- cumulative seconds
- ist die absolute Zeit in Sekunden, die die Methode
und alle darüber liegenden in der Tabelle benötigt haben.
Die Zeit ist eher unwichtig.
- self seconds
- ist die absolute Zeit in Sekunden, die die Methode selbst
gebraucht hat.
Hiernach ist die Liste absteigend sortiert.
- calls
- zeigt an, wie oft die Methode gerufen
wurde. Die Methode
GameValueCalc::calculateSimpleFieldValue wurde also ungefähr 611 Millionen
Mal aufgerufen.
- self ms/call
- berechnet sich einfach als self seconds * 1000 / calls.
In Zeile 3 ist der Wert aber so klein (17,76 Nanosekunden pro Aufruf), dass
nur eine 0.00 dort steht.
- total ms/call
- ist Zeit in Millisekunden für einen Aufruf der Methode
inklusive aller Unteraufrufe in der Methode.
- name
- ist der Name der Methode.
Der Call Graph
Was bedeuten die einzelnen Spalten/Zeilen (zweiter Teil im Listing)?
Aufgebaut ist diese in
Blöcke, die je eine Methode beschreiben.
- index
- ist ein eindeutiger Index für den Block und für die in dieser
Zeile stehende Methode. Alle Methoden vor dieser Zeile rufen die jeweilige
Methode des Blocks auf. Alle Methoden nach der Zeile werden gerufen. Man sieht
also daran Vorgänger und Nachfolger.
- % time
- sagt aus, wie viel Zeit ein Methodenaufruf im Verhältnis zur
Gesamtausführungszeit benötigt hat. Der Wert sollte mit der Aufrufstatistik
übereinstimmen.
- self
- gibt an, wie viel Zeit in Sekunden in dieser Methode verbraucht
wurde. Unteraufrufe werde nicht mitgezählt, es handelt sich also um die
Netto-Zeit.
- children
- ist dagegen die Zeit, die in einer bestimmten Untermethode
verbraucht wurde. In obigem Beispiel zeigt Zeile 4, wo die meiste Zeit der
Methode Bot::start verbraucht wurde.
- called
- gibt an, wie oft die jeweilige Methode gerufen wurde. Der erste Wert ist
dabei die Anzahl aus der gerade untersuchten Methode/Block. Der zweite Wert
gibt die Gesamtzahl der Aufrufe an.
- name
- ist der Name der Methode, die in dem jeweiligen Block analysiert wird.
Wie optimiert man?
Das hängt immer vom jeweiligen Fall ab und kann hier nur beispielhaft anhand
der obigen Beispieldaten erfolgen.
Die Methode GameValueCalc::calculateSimpleFieldValue in Zeile 3 im ersten
Listing wird 611 Millionen Mal aufgerufen, was nicht wenig ist. Man kann nun
prüfen, ob die Anzahl korrekt ist oder man ggf. etwas zu viel berechnet, was
unnötig ist. Nimmt man an, dass es stimmt, könnte man die Laufzeit
analysieren. Was macht die Methode? Bekommt man sie auch nur 10 Nanosekunden
schneller, sind das bei der Menge an Aufrufen im Endeffekt 6 Sekunden
Zeitersparnis, was die Laufzeit des Programms bedeutend beschleunigt.
Man kann den Daten auch ablesen, dass eine Methode, die ggf. gar nicht viel
tut, wie z. B. StrategyCommander::getIntPos nur aufgrund der Anzahl der
Aufrufe viel Zeit verbraucht. Hier könnte man sich überlegen, die kleine
Methode noch weiter zu optimieren oder inline zu
machen [4].
Leichtere Analyse
Dadurch, dass die Aufrufstatistik eine feste Breite hat, kann man die Liste
(ohne Call Graph) in LibreOffice (oder OpenOffice) importieren und dann nach
den jeweiligen Spalten sortieren. So kann man leichter herausfinden, welche
Methode häufig gerufen wird und wo sich eine Optimierung ggf. lohnen würde.
Es gibt daneben noch das Programm KProf [5],
welches sich aber noch auf KDE3 stützt und seit 2004 nicht mehr entwickelt
wird. In der Folge ist es nicht sehr leicht, das Programm auf aktuellen
Distributionen zu kompilieren.
Konkret gibt es also für gprof aktuell (Januar 2013) kein grafisches
Werkzeug, was die Darstellung des Call Graphs und der Aufrufstatistiken
optisch gut präsentiert. Zusammen mit einer ordentliche Quelltext-Navigation
könnte man ein Programm etwas leichter optimieren.
Fazit
Auch wenn gprof „nur“ ein Konsolenprogramm und die Ausgabe rein textbasiert ist,
ist die Analyse damit sehr hilfreich, wenn man Flaschenhälse (engl.
„Bottleneck“ [6]) in der eigenen
Software aufspüren will.
Natürlich sind gprof Grenzen gesetzt. Als Alternative bzw. zusätzlich
kann man Valgrind [7] oder auch
OProfile [8] nutzen.
Links
[1] https://www.cs.utah.edu/dept/old/texinfo/as/gprof_toc.html
[2] http://www.freiesmagazin.de/mitmachen#wettbewerb
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Call_graph
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Inline-Ersetzung#Beispiel_.28in_der_Programmiersprache_C.2B.2B.29
[5] http://kprof.sourceforge.net/
[6] https://en.wikipedia.org/wiki/Bottleneck
[7] http://valgrind.org/
[8] http://oprofile.sourceforge.net/
Autoreninformation |
Dominik Wagenführ (Webseite)
programmiert gerne, achtet dabei aber oft zu wenig auf die Laufzeit seiner
Programme. gprof hilft ihm bei der Laufzeitoptimierung.
|
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von Holger Dinkel
Das Programm Subsurface [1] ist ein
quelloffenes und kostenloses Programm zur Verwaltung von
Tauch-Logbucheinträgen für Linux, MacOS X und Windows. Es erlaubt den
direkten Import von Daten aus einer Vielzahl von Tauchcomputermodellen und -programmen.
Außerdem bietet es eine ansprechende grafische Aufbereitung der
vom Tauchcomputer während des Tauchgangs aufgezeichneten Daten. Eine Fülle
weiterer Informationen zu den Tauchgängen können vom Benutzer komfortabel
erfasst und verwaltet werden.
Geschichte
Wie auf Schiffen ist es beim Tauchen üblich, ein Logbuch zu führen, in dem
Tauchgänge protokolliert sowie Tauchzeit, -tiefe und -dauer zusammen mit den
Erlebnissen des Tauchgangs notiert werden. Dies ist nicht nur hilfreich, um
Tauchgänge besser in Erinnerung zu halten, sondern dient oft auch zum
Nachweis der Erfahrung eines Tauchers: Viele Tauch-Zentren verlangen die
Vorlage des Tauchlogbuches, bevor sie einen Kunden ins Wasser lassen.
Traditionell wurden hierzu Logbücher aus Papier verwendet, jedoch werden
diese in den letzten Jahren ergänzt oder gar ersetzt durch Programme, die
die Daten der obligatorisch gewordenen Tauchcomputer auslesen und
darstellen. Leider wurden diese Programme von vielen Tauchern als technisch
unzureichend, schwer zu bedienen oder schlicht als zu teuer empfunden. Viele
dieser Programme werden im Zusammenhang mit Tauchcomputern durch deren
Hersteller vertrieben, was dazu führt, dass ein Programm oft nur mit den
Tauchcomputern eines Herstellers funktioniert.
Im Herbst 2011 gab es eine vorübergehende Flaute bei der
Linux-Kernel-Entwicklung, welche Linus Torvalds die Zeit gab, sich einem
besonderen Problem zu widmen: Der Entwicklung eines quelloffenen Programms
zur Verwaltung von Tauchlogbucheinträgen. Subsurface ist das Resultat dieser
Arbeit, die er und weitere Entwickler seitdem geleistet haben. Seit Herbst
2012 hat Dirk Hohndel die Betreuung von Subsurface übernommen.
Mittlerweile wurde das Programm in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt
und wird nach wie vor von einer sehr aktiven Entwicklergemeinschaft
weiterentwickelt. Zum Zeitpunkt dieses Artikels (Februar 2013) steht bereits
der Versionssprung auf 3.0 an, die einen Entwicklungsstand erreicht haben
soll, der sich nicht mehr nur an Tüftler, sondern an die ganze Tauchwelt
richtet.
Installation und Voraussetzungen
Obwohl Subsurface ursprünglich für Linux entwickelt wurde, gibt es
mittlerweile auch eigenständige Dateien für Windows und MacOS X. Unter Linux
kann man Subsurface leicht manuell kompilieren, die Entwickler streben
jedoch an, die Software in alle gängigen Distributionen einzupflegen.
Mittlerweile ist sie bereits für ArchLinux, Fedora und Gentoo verfügbar.
Subsurface benutzt
libdivecomputer [2], eine
Open-Source-Bibliothek von Jef Driesen, die plattformübergreifenden Zugriff
auf Tauchcomputer der meisten gängigen Hersteller zur Verfügung stellt. Die
Liste der unterstützten
Tauchcomputer [3]
ist bereits sehr lang und umfasst nahezu alle gängigen Geräte. Die
Entwickler freuen sich jedoch stets über Zusendungen von konstruktiven
Fehlerberichten zu noch nicht unterstützten Geräten.
Benutzung
Tauchgänge importieren
Nach dem Start zeigt das Programm zunächst nicht viel an, da noch keine Daten vorliegen; in der
Regel möchte man zuerst seine Tauchgänge vom Tauchcomputer auf den PC übertragen. Hilfestellungen
dazu gibt es im Handbuch des Tauchcomputers sowie auf der Hilfe-Seite des
Projekts [4].
Dialog zur Auswahl des Tauchcomputers.
Neben dem Import von Daten direkt aus dem Tauchcomputer erlaubt Subsurface
ebenso, Logbucheinträge aus einer Vielzahl von Programmen zu importieren und
zu verwenden. Dies erleichtert vor allem den Umstieg zu Subsurface, da man
nicht „bei Null beginnen“ muss, sondern seine taucherische Vergangenheit
mitnehmen kann, was gerade für den Erfahrungsnachweis unerlässlich ist.
Nach dem Import können die Daten angepasst und mit Zusatzinformationen wie
Tauchpartner oder Ort angereichert werden. Die folgenden Felder beschreiben
dabei jeweils einen Tauchgang:
- Location
- Der Ort, an dem der Tauchgang stattfand (inkl. GPS und Kartendarstellung aus OpenStreetMap).
- Dive Master
- Name des Tauchgruppenleiters oder der Tauchaufsicht.
- Buddy
- Name des Tauchpartners.
- Rating
- Eine Bewertung des Tauchgangs von 0 bis 5 Sternen.
- Visibility
- Die Sichtweite unter Wasser.
- Notes
- Freitext-Eingabe von Notizen zum Tauchgang, Erlebtes und Gesehenes.
Dabei können bereits bei vergangenen Tauchgängen eingetragene Werte (Orte,
Namen) aus einem Pull-Down-Menü wieder ausgewählt werden.
Bearbeitungsdialog, um alle Details des Tauchgangs zu erfassen.
Des Weiteren erlaubt die Software detaillierte Angaben zur Tauchausrüstung
wie Anzug, Flaschengröße, -druck, und -inhalt. Je besser man seine
Tauchgänge dokumentiert, desto ausführlicher wird hinterher auch die
Visualisierung (z.B. kann Subsurface aus Start- und End-Druck des Tauchgases
den jeweiligen Füllstand der Tauchflasche während des Tauchgangs
interpolieren).
Subsurface-Hauptbildschirm.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Tatsache, dass man (aktuell noch) nicht
einfach Felder in der tabellarischen Ansicht editieren kann, sondern einen
Tauchgang durch Doppelklick auswählt und in einem Popup-Fenster die
Änderungen vornehmen kann. An einer Vereinfachung wird gearbeitet.
Visualisierung
Besonderen Augenmerk verdient die grafische Darstellung der Tauchdaten. In
der Übersicht sieht man das Profil des jeweiligen Tauchgangs: Wie tief war
man zu welchem Zeitpunkt? Wie lange war der Tauchgang insgesamt? Etwaige
Ereignisse wie z.B. Wechsel des Tauchgases, Warnungen des Tauchcomputers bei
einem zu schnellen Aufstieg oder manuell gesetzte Marken (sog. Bookmarks,
sofern vom Tauchcomputer unterstützt) werden durch kleine Warndreiecke
visualisiert.
Außerdem zeigt Subsurface den Temperaturverlauf und den Atemgasverbrauch
während des Tauchganges (ggf. interpoliert, wenn keine Sensordaten
vorliegen). Dabei sind auch Gaswechsel, wie es beim technischen Tauchen
(s.u.) üblich ist, kein Problem: Subsurface zeichnet für jedes verwendete
Gas jeweils eine eigene Kurve.
Es lassen sich auch Dekompressionsdaten, berechnet mit Hilfe des Dekompressionsmodells
Bühlmann [5],
mit Gradientenfaktoren darstellen. Weitere Details, wie die maximale/mittlere Tauchtiefe,
gesamte Tauchzeit oder das Atemminutenvolumen (die Rate des Gasverbrauchs
pro Zeit zurückgerechnet auf den Luftdruck an der Oberfläche) zeigt
Subsurface in der Detaildarstellung links unter „Infos & Stats“ an. Hier
finden sich alle Werte nochmals als Übersicht.
Visualisierung des Tauchgangs.
Zusätzlich zur Tiefe stellt Subsurface außerdem die relative Aufstiegs- und
Abstiegsgeschwindigkeit dar: Je schneller dies geschieht, desto gefährlicher
ist das für den Taucher. Daher ändert sich die Farbe des Tauchprofils in der
Visualisierung je nach relativer Geschwindigkeit von grün bis rot. Ebenso
kann der relative Atemgas-Verbrauch über die Farbgebung dargestellt werden
(dies setzt allerdings einen Flaschendrucksensor voraus): Farbtöne im
gelb/orange/rot-Spektrum markieren eine hohe Atemrate, während eine
niedrigere Atemrate in dunklen Grüntönen dargestellt wird.
Sämtliche Daten lassen sich als detaillierte
Logbuchseiten inklusive
Information zu Ausrüstung, Anmerkungen und Tiefenprofilen ausdrucken. Dies
ist nicht nur wichtig zum Archivieren, sondern ersetzt somit komplett ein
herkömmliches Tauch-Logbuch. Das Einzige, was noch fehlt, ist die
Unterschrift des Tauchpartners.
Druckvorschau.
Fortgeschrittene Anwendung
„Technisches Tauchen“ bezeichnet in der Regel Tauchen mit zusätzlichem Gerät und anspruchsvolleren
Techniken, bei dem nicht zu jeder Zeit der Tauchgang abgebrochen und direkt zur Oberfläche
zurückgekehrt werden kann. Oft werden andere Gasgemische als Luft, die einen veränderten
Sauerstoffanteil (Nitrox) haben oder
Helium (TriMix) enthalten, verwendet, um größere Tiefen oder
längere Tauchzeiten zu erzielen.
Subsurface kann problemlos mit verschiedenen Gasgemischen wie Luft, Nitrox
oder TriMix sowie mit Gaswechseln innerhalb desselben Tauchgangs umgehen und
berechnet auf Basis der aufgezeichneten Daten weitere Werte und Statistiken
wie etwa das Atemminutenvolumen oder die Sauerstofftoxizität.
Darüber hinaus enthält das Programm einen „Planner“-Modus, mit dem ein
Tauchgang im Voraus geplant werden kann, inklusive Gaswechsel,
Dekompressions- und Sicherheitsstops. Dies erlaubt es,
verschiedene Szenarien
durchzuspielen und Sicherheitsmargen einzuplanen.
Ausblick
Linus Torvalds' Wunsch, eine freie Software zur Verwaltung von
Tauchgangdaten zu erstellen, ist nicht nur innerhalb sehr kurzer Zeit in
Erfüllung gegangen, sondern es hat sich auch eine sehr aktive
Entwicklergemeinde und eine stabile Nutzergruppe gebildet.
Die Version 3.0 erleichtert die Benutzung und stellt gleichzeitig viele neue Features
zur Verfügung. Subsurface kann von
jedem Taucher
benutzt werden; besondere Computerkenntnisse sind nicht mehr vonnöten. Die freie Lizenz und die
einfache Installation laden dazu ein, das Programm einmal auszuprobieren.
Links
[1] http://subsurface.hohndel.org/de
[2] http://www.divesoftware.org/libdc/
[3] http://subsurface.hohndel.org/de/documentation/supported-dive-computers
[4] http://subsurface.hohndel.org/documentation/user-manual/
[5] http://www.checkdive.eu/buehlmannzh-l16.html
Autoreninformation |
Holger Dinkel
ist begeisterter Taucher und Tauchlehrer und benutzt Subsurface zur
Verwaltung aller Tauchgänge. Diesen Artikel hat er gemeinsam mit der
Subsurface-Entwicklergemeinde verfasst.
|
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von Florian Satzger
Um den eigenen Bot zur Teilnahme am 6.
freiesMagazin-Programmierwettbewerb [1]
besser testen zu können, sind möglichst viele und unterschiedliche
Karten nötig. Da die Erstellung „sinnvoller” Karten relativ
aufwendig ist, habe ich bald mit Hilfe von ImageMagick [2]
und dem Tool png2field (siehe unten) Karten aus Bildern erstellt. Nach
Beendigung des Wettbewerbs wurde daraus ein komplettes Programm, das
Interessierten nun zum Download [3]
zur Verfügung steht.
Funktionsweise anschaulich
Da am Ende eine Karte mit nur 3 „Farben” herauskommen soll, muss das
Originalbild auf 3 Farben reduziert werden. Das könnte
selbstverständlich über eine Funktion üblicher
Bildverarbeitungsprogramme wie Gimp [4] passieren,
doch nutzen diese Programme dann meist Techniken wie z. B.
Dithering [5].
Das ist jedoch nicht zielführend – und selbst wenn ein solcher
Algorithmus keine Anwendung findet, hat man kaum Kontrolle über das
Ergebnis.
Aus diesem Grund wurde ein anderer Ansatz gewählt. Zuerst wird das
Bild in Graustufen konvertiert, wobei hier zumindest zwei verschiedene
Vorgehensweisen denkbar sind:
- „Klassische” Konvertierung in Graustufen (üblicherweise
helligkeitsbasiert)
- Aufteilung des Bildes in die einzelnen Farbkanäle und Nutzung eines
solchen [6]
Obwohl letzterer Ansatz auf den ersten Blick „wild” klingt, hat er
sich in der Praxis als durchaus tauglich erwiesen – zwar verliert
man Details, aber die groben Umrisse sind oft deutlicher erkennbar.
Da das Bild für eine brauchbare Karte aber sowieso auf höchstens 100
„Pixel” (d. h. Kartenfelder) Kantenlänge beschränkt werden sollte, ist
der Verlust der Details verkraftbar. Beide Ansätze werden vom
Programm unterstützt.
Im nächsten Schritt wird das Foto auf 3 Farben reduziert. Als
brauchbare Methode hat sich die Erstellung von Bildern für die
einzelnen Farben herausgestellt. Dabei wird zuerst der Kontrast auf
100% gestellt und anschließend mit Hilfe der Helligkeit der Anteil
der überfluteten Felder (also die dunklen Bereiche des Bildes)
festgelegt.
Das Originalbild wird dann negiert und die gleiche Prozedur erneut
durchgeführt. Somit erhält man die trockenen Felder (das sind die
hellen Bereiche des Bildes).
Alles, was dann noch nicht festgelegt ist, wird zu nassen Feldern.
Übersicht über den gesamten Vorgang (von oben links nach unten rechts): Original, dunkle Bereiche, helle Bereiche, Ergebnis.
Verwendung des Programms
Kompilierung
Zur Kompilierung wird QT benötigt, was bei den gängigen
Distributionen bereits installiert oder zumindest in der
Paketverwaltung verfügbar ist. Wenn nicht, können die entsprechenden
Installationsdateien und der Quellcode (auch für Windows) unter
QT-Project.org [7] heruntergeladen werden. Das
Programm wurde mit den QT-Versionen 4.6.3 unter Debian und 5.0.1
unter
Windows 7 getestet – alles zwischendrin sollte
also auch
funktionieren. Zur Erstellung reicht dann im Normalfall ein Wechsel
ins Verzeichnis GUI und folgende Eingabe in der Konsole:
$ qmake
$ make
Zusätzlich wird ImageMagick benötigt. Auch dieses ist bei den
meisten gängigen Distributionen vorinstalliert bzw. sollte
andernfalls zumindest in der Paketverwaltung zu finden sein.
Ansonsten lassen sich Quellcode und Binaries (auch für Windows)
auf der Webseite ImageMagick.org [2] herunterladen.
Nutzung Schritt für Schritt
Das Programmfenster ist in vier Teile aufgeteilt:
- Oben befindet sich der Hauptteil, in dem alle Einstellungen
vorgenommen werden können. Die einzelnen Tabs entsprechen dabei den
einzelnen durchzuführenden Schritten.
- Unten links ist das Nachrichtenfenster, in dem Informationen und
Fehler angezeigt werden.
- Rechts daneben befindet sich das Schnellhilfefenster, in dem
Anweisungen zum aktuell geöffneten Tab angezeigt werden.
- In der Statusleiste am unteren Rand befindet sich ein
Fortschrittsbalken, der den Fortschritt der aktuellen Aktionen
anzeigt, und der Weiter-Button, über den das Programm Schritt für
Schritt durchlaufen werden kann.
Nach dem Start des Programms öffnet sich der Tab „Allgemeines“.
Das Startfenster.
Hier müssen zuerst einige Voreinstellungen vorgenommen werden – zum
Beispiel müssen die Pfade für ImageMagick eingetragen werden. Des
Weiteren wird der Pfad zum umzuwandelnden Bild ins entsprechende
Feld eingetragen und die gewünschte Größe der Karte eingegeben.
Dabei reicht es, eine Dimension einzugeben, die andere wird
automatisch berechnet. Es ist empfehlenswert, Kartengrößen bis
maximal 100x100 zu verwenden, eher sogar kleiner, da sonst die Bots
sehr viele Runden überleben (mein Bot hat über
1400 Runden auf einer
100x75-Felder Karte geschafft). Sämtliche Pfade können auch durch
einen Klick auf den nebenstehenden Button („...“) im Dateisystem
gewählt werden.
Der Haken „erweiterte Einstellungen“ erweitert die Tableiste um drei
weitere Tabs, mit denen man das Feintuning vornehmen kann.
Ein Klick auf „Weiter“ öffnet den Tab „Vorauswahl“.
Auf diesem Tab kann man auswählen, welche Art der
Graustufenkonvertierung man verwenden möchte. Hierbei ist darauf zu
achten, das Bild zu verwenden, auf dem die groben Umrisse besonders
deutlich erkennbar sind und einen hohen Kontrast aufweisen. Auf
Details kann man getrost verzichten, da sie beim späteren
Verkleinern sowieso herausfallen. Die Auswahl erfolgt über die
Radiobuttons unter den Vorschaubildern.
Der nächste Tab „Überflutet“ ermöglicht – wer hätte es gedacht – die
Anpassung der überfluteten Felder.
Anpassung der überfluteten Felder.
Der Slider unter der Vorschau erlaubt es, die Filterung restriktiver
oder liberaler einzustellen – im Endeffekt wird einfach die
Helligkeit angepasst. Schwarze Bereiche werden später überflutet.
Erfahrungsgemäß muss der Slider eher ein Stück nach links geschoben
werden, etwa auf die 30 %-Stellung.
Der dritte Tab „Trocken“ enthält die identische Funktionsweise wie der
vorhergehende – nur dass man hier die trockenen Bereiche einstellen kann.
Auch hier muss der Regler erfahrungsgemäß ein Stück nach links
verschoben werden, meist etwa auf die 40 %-Stellung.
Nachdem man seine Einstellungen passend vorgenommen hat, erreicht
man mit einem Klick auf „Weiter“ den Tab „Fertigstellen“.
Auswahl der Startposition und Speichern der Karte.
Diesen Tab erreicht man auch direkt nach der Startseite, wenn man
den Haken bei „erweiterte Einstellungen“ entfernt. In diesem Fall
werden die letzten Einstellungen (oder, falls es keine gibt, die
Standardeinstellungen) verwendet.
Hier können nun die fertige Karte betrachtet und die Startposition
festgelegt werden. Dies geschieht einfach durch einen Klick auf das
entsprechende Feld (das natürlich nicht überflutet, wohl aber nass
sein darf). Anschließend kann mit einem Klick auf „Speichern“ die
Karte abgespeichert werden. Wird keine Startposition festgelegt,
geschieht das automatisch durch das Programm, bevor die Karte
gespeichert wird.
Ein kleiner Einblick in die Interna des Programms
Da die Karten mit ImageMagick erzeugt wurden, lag es nahe, auch das
Programm auf ImageMagick aufzubauen. Die GUI und diverse
Hilfsfunktionen werden vom QT-Framework bereitgestellt. Zwar
existiert für ImageMagick auch eine C++-Schnittstelle, das Programm
verwendet jedoch die Kommandozeilenversion. Hauptgrund hierfür ist
die nicht triviale Verbindung von QT (zur Darstellung) und
ImageMagick – hier hätte man entweder wieder den Weg über temporäre
Dateien
oder über mehr oder minder komplexe Transformationen der
Daten im Speicher gehen müssen. Zum anderen treten so deutlich
weniger Probleme beim Kompilieren auf, da keine zusätzlichen
Abhängigkeiten dazukommen. Die Performance ist trotzdem auch auf
etwas betagteren Rechnern ausreichend.
Verwendet werden die ImageMagick-Tools convert, mogrify und
composite. Dabei wird das Bild aus Geschwindigkeitsgründen zuerst
auf eine maximale Größe von 500x500 Pixel verkleinert.
Die gesamten
Operationen finden auf temporären Dateien statt.
Die Vorschaubilder werden dabei nur erstellt, wenn erweiterte
Einstellungen gewählt wurden, ansonsten werden beim Öffnen des
„Fertigstellen“-Tabs sofort alle Schritte mit der Zielgröße
durchgeführt.
Die Schritte werden nun im Einzelnen vorgestellt.
Zuerst wird das Bild auf Zielgröße verkleinert und in das
PNG-Format konvertiert, da so verlustfreie Kompression möglich ist. Das ist
wichtig, da sonst keine sauber getrennten Farben herauskommen,
sondern die Ränder „ausfransen” oder andere Kompressionsartefakte
entstehen:
$ convert -resize 100x75 bild.jpg bild.png
Danach wird das Bild in Graustufen konvertiert. Im Beispiel sieht man die Extraktion des Rotkanals:
$ mogrify -channel R -separate bild.png
Als nächstes werden die überfluteten Felder herausgefiltert
$ convert -brightness-contrast -23x100 bild.png dunkel.png
und danach die trockenen Felder:
$ convert -negate -brightness-contrast -23x100 bild.png hell.png
Aus den vorhandenen Bildern kann man die nassen Felder erzeugen:
$ composite dunkel.png hell.png hell.png medium.png
Aus den erstellten Bildern werden Masken erzeugt und die Bilder
ein letztes Mal bearbeitet
$ cp hell.png mask.png
$ mogrify -negate hell.png
$ mogrify -negate medium.png
$ composite medium.png mask.png mask.png mask2.png
$ mogrify -brightness-contrast 50 medium.jpg
bevor sie alle zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden:
$ composite medium.png hell.png mask.png out.png
$ composite dunkel.png out.png mask2.png out.png
Zum Schluss wird das Bild in eine Karte konvertiert und die Startposition angefügt:
$ ./png2field out.png out.txt
Das Programm png2field kann eigenständig kompiliert werden (es
handelt sich um das in der Einführung genannte Tool), im
GUI-Programm ist die entsprechende Funktionalität direkt eingebaut.
Das Programm erwartet ein Bild, welches nur die drei Farben Schwarz
(RGB 0,0,0), Grau (RGB 128,128,128) und Weiß (RGB 255,255,255)
enthält. Es erstellt daraus eine vollständige Karte mit Abmessungen,
in der nur noch die Zeile ROUND 1 X,Y für die Startposition angefügt
werden muss.
Fazit
Ich habe das Programm an verschiedenen Fotos erfolgreich ausprobiert
– auch wenn letztendlich die Zeit fehlte, um die neu gewonnenen
Erkenntnisse in das Feintuning des Bots einfließen zu lassen.
Links
[1] http://www.freiesmagazin.de/sechster_programmierwettbewerb
[2] http://www.imagemagick.org/
[3] http://downloads.fa-satzger.de/index.php?action=downloadfile&filename=Fotokonverter.tar.gz
[4] http://www.gimp.org/
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Dithering_(Bildbearbeitung)
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Farbkanal
[7] https://qt-project.org/
Autoreninformation |
Florian Satzger (Webseite)
programmiert seit Jahren hobbymäßig in verschiedenen
Programmiersprachen Tools, die ihm das alltägliche Leben
vereinfachen – oder auch einfach Spaß machen.
|
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von Dominik Honnef
Der Einstieg in die Welt der Netzwerktechnik ist häufig ein
schwieriger, vor allem wenn man nicht weiß, wo man beginnen soll. Ob
und wie tiefgehend das hier vorgestellte Buch diesen Einstieg bieten
kann, wird im Folgenden dargestellt.
Redaktioneller Hinweis: Wir danken Galileo Computing für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.
Die Zielgruppe
Das Buch fängt bei den Grundlagen der Netzwerktechnik an und erklärt
so zum Beispiel was ein Netzwerk überhaupt ist.
Auch das OSI-Modell [1] sowie
grundlegende Netzwerkkomponenten, wie der Switch und der Hub, werden
erklärt. Es ist positiv anzumerken, dass Techniken wie Ethernet und
Wireless LAN nicht nur rein oberflächlich und abstrakt behandelt
werden, sondern die einzelnen Standards sowie ihre Entwicklung,
Stärken und Schwächen beleuchtet werden.
Tabellen mit Daten wie der maximalen Transferrate, Kabellänge
und Ähnlichem finden sich ebenfalls zur Genüge.
Doch gerade wegen dieser Ausrichtung für Einsteiger ist das Buch weniger
für Leute geeignet, die schon ein weiterreichendes Verständnis
besitzen und dieses vertiefen wollen.
Zum einen beschränkt sich das Buch, bis auf wenige Ausschweifungen,
nur auf die Bedürfnisse des
SoHo-Bereichs [2].
Dies wird zum Beispiel daran ersichtlich, dass Routing-Protokolle wie
z. B. das BGP [3]
nicht besprochen werden.
Zum anderen werden zwar die Grundlagen, zumindest für Einsteiger,
recht ausführlich behandelt, alle weiteren Themen sind aber bei Weitem
nicht so detailliert und eher aus der Sicht eines Anwenders
beschrieben. Es kommt selten vor, dass Protokolle im Detail analysiert
werden, oder dass es Grundsatzdiskussionen zu Vor- und Nachteilen
diverser Lösungen gibt.
Der Inhalt
Das Buch ist in fünf Teile und 45 Kapitel aufgeteilt. Die ersten vier
Teile (21 Kapitel) umfassen jedoch nur 165 der insgesamt 704 Seiten.
Das fünfte Kapitel, „Praxiswissen“, umfasst somit den Großteil des
Buches und bestätigt, dass es weniger um trockene Theorie und mehr um
das Vorstellen von möglichst vielen Themen geht, sodass manch Kapitel
auch nur um die zehn Seiten lang ist.
So werden nebst Grundlagen zur Netzwerktechnik auch Themen wie DynDNS,
Virtualisierung, Backup-Lösungen, VoIP und – natürlich – die Cloud
behandelt.
Leider fehlt dem Buch im letzten Teil eine Art roter Faden. So besteht
keine Verbindung zwischen den meisten Kapiteln und das letzte Kapitel
endet abrupt, gefolgt vom Anhang, ohne jegliches Schlusswort oder
Fazit.
Eine komplette Übersicht über alle Themen und ihren Umfang kann dem
Inhaltsverzeichnis [4]
entnommen werden.
Das Beiwerk
Das Buch kommt mit reichlich Beiwerk daher. Im Anhang finden sich eine
Einführung zum Umgang mit Linux auf der Konsole, ein Glossar mit
Erklärungen zu allen relevanten Begriffen, die zum Verständnis des
Buches von Nöten sein könnten, und ein Index, welcher in Kategorien
eingeteilt ist.
Die beigelegte DVD ist gefüllt mit Tools (sowohl für Linux als auch
Windows und Mac OS X) und mehreren virtuellen Maschinen, wie etwa
„siegfried“, einem Homeserver, der von den Autoren erstellt wurde, und
„openfiler“, ein Netzwerk-Datenspeicher, welche beide auf Linux
aufsetzen.
Diese virtuellen Maschinen können direkt mittels VMware Player oder
VirtualBox gestartet werden und ermöglichen somit eine schmerzfreie
Möglichkeit zum Experimentieren.
Linux?
Das Buch soll für Linux-, Mac-OS-X- und Windows-Anwender gleichermaßen von
Nutzen sein. Und obwohl das Buch, wann immer nötig, auch auf Linux
Bezug nimmt, merkt man, dass es nicht im Fokus der Autoren lag.
So beschränken sich die Autoren bei vielen Ausführungen leider auf
openSUSE, da es sich „im deutschsprachigen Raum großer Beliebtheit“
erfreut. Dies war vermutlich vor einigen Jahren, bei den ersten
Auflagen des Buches, der Fall. Heutzutage würde man eher an andere
Distributionen denken. Des Weiteren wird in den allermeisten Fällen
YaST [5], das grafische
Konfigurationswerkzeug von openSUSE, verwendet, was es erschwert, das
Gelernte auf andere Distributionen zu übertragen.
Windows-Anwender haben es hier wesentlich besser: Von Windows XP bis
Windows 7 wird jede einzelne Version erläutert.
Und manchmal wird Linux ganz übergangen. So wird im Kapitel
„Netzwerk-Backup“ zwar nebst diversen Windows- und OS-X-Lösungen auch
ein plattformübergreifendes Java-Programm vorgestellt, aber keine
Lösungen, die auf Linux zugeschnitten wären. Und im Kapitel zu VoIP
wird nur ein Softphone [6]
vorgestellt, welches einzig unter Windows läuft.
Auch „iptables“ wird leider nahezu nicht behandelt.
Weiterhin muss gesagt werden, dass bei den vorgestellten Tools wenig Rücksicht
darauf genommen wird, ob diese frei (im Open-Source-Sinne) sind oder
nicht.
Da es aber ohne Linux nicht geht und auch die mitgelieferten
virtuellen Systeme (siehe „Das Beiwerk“) auf Linux aufbauen, gibt es
im Anhang einen Abschnitt zu den grundlegenden Linuxwerkzeugen und dem
Umgang mit diesen. Selbst der Editor vi wird grundlegend erklärt.
Fazit
Leute, die nicht wissen, wofür „TCP” und „IP” in „TCP/IP” stehen, was
Subnetze sind oder was überhaupt alles zum Bereich der Netzwerktechnik
gehört, sollten in Erwägung ziehen, das hier vorgestellte Buch zu
lesen. Es bietet einen guten Einstieg und Überblick, ist einfach zu
verstehen und weist keine inhaltlichen Fehler auf.
Auch die diversen Schwächen im Bereich Linux sind kein Grund, das Buch
zu meiden. Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich mit
plattformübergreifenden Themen und die Schwächen beschränken sich auf
einzelne Abschnitte.
Sollte jedoch schon ein fortgeschrittenes Verständnis von Netzwerken
bestehen und ein Großteil der Themen zumindest grundlegend bekannt
sein, müsste dieses Buch vermutlich nicht gekauft werden. Hier sollte man sich
auf spezifischere Literatur konzentrieren.
Buchinformationen |
Titel | PC-Netzwerke: Das umfassende Handbuch [4] |
Autor | Martin Linten, Axel Schemberg, Kai Surendorf |
Verlag | Galileo Computing, 2013 |
Umfang | 705 Seiten |
ISBN | 978-3-8362-1899-3 |
Preis | 29,90 Euro
|
Links
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/OSI-Modell
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Small_Office,_Home_Office
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Border_Gateway_Protocol
[4] http://www.galileocomputing.de/katalog/buecher/inhaltsverzeichnis/gp/titelID-3075
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/YaST
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Softphone
Autoreninformation |
Dominik Honnef (Webseite)
ist der Meinung, dass jeder Computernutzer ein
grundlegendes Verständnis von Computernetzwerken haben sollte.
|
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von Dirk Deimeke
Wenn der „Cryptopapst“ Bruce
Schneier [1] ein Buch
veröffentlicht, geht man im Allgemeinen davon aus, dass es sich um ein Buch
über Verschlüsselung oder Datensicherheit handelt. Das Thema „Vertrauen“ ist
davon gar nicht so weit entfernt, allerdings geht es in dieser Abhandlung
nicht um technisches sondern vielmehr um eine funktionierende
Gesellschaft.
Redaktioneller Hinweis: Wir danken dem mitp-Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares.
Basis des Buches ist die Frage „Wie viel Vertrauen (der Individuen
untereinander) braucht eine lebendige, fortschrittsorientierte Gesellschaft
und wie viel Vertrauensbruch darf bzw. muss sie sich leisten?“
Neben vielen anderen Dingen, die man über Bruce Schneier sagen kann, sind
die folgenden beiden interessant:
- Schneier initiierte das Programm Password
Safe [2], ein plattformübergreifender
Passwort-Manager.
- Er steuerte den Solitair-Verschlüsselungsalgorithmus, der auf einem
Kartenspiel basiert, tatsächlich auch funktioniert und einer intensiven
kryptografischen Analyse standhält, zum sehr lesenswerten Roman
„Cyrptonomicon“ [3] von Neal
Stephenson bei.
Vertrauen? Gesellschaft? Geht auch ohne!
Nein, geht es eben nicht. Zu Beginn legt Schneier dar, dass es sehr viele
Lebenssituationen gibt, in denen man „blind“ darauf vertraut, dass sich
andere entsprechend allgemein gültiger Normen verhalten.
So lädt man beispielsweise Handwerker zu sich nach Hause ein und vertraut
darauf, dass sie ihre Arbeit tun. Man holt kein polizeiliches
Führungszeugnis ein und verlangt auch keine Nachweise, die belegen, dass der
Handwerker von seinem Handwerk etwas versteht.
Man vertraut darauf, dass die Lebensmittel, die man kauft, gesundheitlich
unbedenklich sind und analysiert nicht alles chemisch.
Dieses Vertrauen funktioniert nur, wenn es nur in einem minimalen Bruchteil
aller Vorfälle missbraucht wird. Es gibt allerdings immer Abweichler, die
sich gegen Normen verhalten. Von moralischen Problemen einmal abgesehen,
geht es dem Einzelnen besser, wenn er existierende Normen oder Gesetze nicht
einhält (Übervorteilung anderer, Diebstahl, Tötung unliebsamer Personen, …),
aber die Gesellschaft nimmt daran Schaden und funktioniert letztendlich
nicht mehr. Gut für die Gesellschaft hingegen ist es, wenn sich die
Individuen an Normen und Gesetze halten. Dieses Spannungsfeld ist sehr
brüchig und je nach Gesamtzustand der Gesellschaft kann das Missverhalten
Einzelner große Auswirkungen auf das Ganze haben.
Aufbau des Buchs
Das Buch ist in vier Teile gegliedert. Nach der Anmerkung für den Leser und
dem Überblick beginnt der erste Teil „Die Wissenschaft des Vertrauens“,
in dem sich die vier Kapitel „Eine Naturgeschichte der Sicherheit“, „Die
Evolution der Kooperation“, „Eine Sozialgeschichte des Vertrauens“ und
„Gesellschaftliche Dilemmata“ finden. Gerade das letzte Kapitel zeigt, wie
unterschiedlich die Interessen zwischen Gesellschaft und Individuen sind.
In zweiten Teil wird ein Vertrauensmodell erarbeitet und über verschiedene
Arten von Druck – gesellschaftlich, moralisch, Reputation und institutionell
– definiert. Abgeschlossen wird der Teil mit einer Betrachtung von
Sicherheitssystemen.
„Die reale Welt“ ist das Thema des vorletzten Teils und erläutert im
Sinnzusammenhang konkurrierende Interessen, Organisationen,
und Institutionen. Hier wird auch erklärt, wie sich die
Druckmechanismen, die bei Einzelnen wirken, auf Organisationen übertragen
lassen.
Die Schlussfolgerungen bilden den letzten Teil des sehr lesenswerten Buchs.
Dort geht es darum, wie gesellschaftliche Druckmechanismen versagen, was
Vertrauen mit technologischem Fortschritt zu tun hat und ein Ausblick in die
Zukunft wird gegeben.
Abschließend folgen die obligatorischen Danksagungen, die von sehr
ausführlichen Anmerkungen und einem umfangreichen Literaturverzeichnis
gefolgt werden.
Inhalt
Schneier bedient sich durch das ganze Buch bei fundierten und
nachgewiesenen wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den Bereichen
Soziologie, Biologie und Anthropologie. Dank der sehr guten Übersetzer –
das englische Original kann ich leider nicht beurteilen – liest sich das
Buch aber nicht wie eine wissenschaftliche Abhandlung, sondern eher wie eine
sehr gut verständliche populärwissenschaftliche Beschreibung, ohne dabei
ungenau zu werden.
Das Buch ist gerade auch wegen gut gewählter Beispiele und Praxisbezüge sehr
lesenswert, so erfährt man am Beispiel einer Population, die aus Hermelinen
und Hasen besteht, wie Evolution funktioniert. Ausführlich wird anhand eines
Beispieles von Tauben und Falken demonstriert, wie unterschiedlich sich das
Verhältnis entwickeln kann, wenn man am Anfangsverhältnis schraubt.
Ausgehend von den Beispielen werden dann Rückschlüsse auf die menschliche
Gesellschaft gezogen, wo einige der „Eingangsparameter“ anders sind. So
neigen beispielsweise Menschen dazu, fair zu sein und wollen unfaires
Verhalten bestraft sehen. Das kann sich aber in verschiedenen Situationen
ändern.
Mit der Spieltheorie kann man die Auswirkung verschiedener Druckmechanismen
auf eine Gesellschaft simulieren und beschreiben. Die Ergebnisse waren für
mich im Einzelfall sehr überraschend.
Fazit
Mir hat das Buch sehr gut gefallen und es hat mich nachdenklich
gemacht. Tatsächlich hätte ich vor der Lektüre nie gedacht, dass an
so vielen Stellen im menschlichen Zusammenleben Vertrauen eine Rolle
spielt. Die Abhandlung liest sich sehr gut und sorgt für einige
„Aha-Effekte“.
Zitat von der Webseite: „Fehlen persönliche Beziehungen, haben
wir keine andere Wahl, als Sicherheit durch Vertrauen zu ersetzen.
Zugleich ist aber ein Zuviel an Harmonie schlecht, denn ohne ein
gewisses Maß an Regelverletzungen werden Innovation und sozialer
Fortschritt unmöglich.“
Buchinformationen |
Titel | Die Kunst des Vertrauens [4] |
Autor | Bruce Schneier |
Verlag | mitp-Verlag, 2012 |
Umfang | 464 Seiten |
ISBN | ISBN 978-3-8266-9216-1 |
Preis | 29,95 Euro
|
Der Verlag hat dankenswerterweise ein Exemplar dieses Buches für
eine Verlosung bereit gestellt. Zur Teilnahme am Gewinnspiel muss
die folgende Frage richtig beantwortet werden:
„Wie heißt das bekannteste Werk von Bruce Schneier, das als Standardwerk in
der Kryptographie gilt?“
Die Antworten können bis zum 10. März 2013, 23:59 Uhr über die
Kommentarfunktion unterhalb des Artikels oder per E-Mail an
geschickt werden.
Die Kommentare werden aber bis zum Ende der Verlosung nicht freigeschaltet.
Das Buch wird nach Ablauf der Frist unter den Einsendern mit der
richtigen Antwort verlost. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen!
Links
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Bruce_Schneier
[2] http://passwordsafe.sourceforge.net/
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Cryptonomicon
[4] http://www.it-fachportal.de/shop/buch/Die Kunst des Vertrauens/detail.html,b183566
Autoreninformation |
Dirk Deimeke (Webseite)
beschäftigt sich seit 1996 aktiv mit Linux und arbeitet seit einigen
Jahren als Systemadministrator und System Engineer für Linux und
Unix. In seiner Freizeit engagiert er sich für Open-Source-Software.
|
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Vom 1. Dezember
2012 [1]
bis zum 31. Januar
2013 [2]
fand der sechste
freiesMagazin-Programmierwettbewerb [3]
statt. In diesem Zeitraum konnten Programmierinteressierte ein Programm
(einen so genannten Bot) einreichen, der versucht auf einer untergehenden
Insel Felder trockenzulegen, um möglichst lange zu überleben. Die Auswertung
der eingereichten Beiträge ist beendet und die Gewinner stehen fest.
Teilnehmer
Insgesamt haben 20 Teilnehmer für den Wettbewerb einen Bot eingereicht.
Damit war die Akzeptanz sehr hoch, was uns natürlich freut. Auch zwei
Schulklassen des Gymnasiums Egg [4] haben unter Lehrer
Dominik Bartenstein teilgenommen. Es freut uns ebenso, dass die Aufgabe auch
als Schulstoff dienen konnte.
Unter den Einsendungen waren wieder verschiedenste Sprachen vertreten,
darunter wohl-bekannte wie C++, Python und Java, aber auch „Exoten“ wie
Haskell oder Scala wurden genutzt.
Als Gewinn konnten die ersten drei Plätze einen der folgenden drei Preise
mitnehmen:
- das Computerspiel „Ankh – Herz des Osiris“ [5] für Linux
- das Computerspiel „Jack Keane“ [6] für Linux
- das Solo-Brettspiel „Pinguintanz“ [7]
Zusätzlich gab es für die Plätze 1 bis 10 eine CD des letztjährigen Free!
Music! Contest 2012 [8].
Auswertung
Nachdem am 31. Januar 2013 alle Einsendungen vorlagen, wurde der Wettbewerb gestartet. Dabei wurde jeder Bot je 1000
Mal auf den vorhandenen Inseln/Spielfeldern getestet und am Ende der
Mittelwert der überlebten Runden für jedes Spielfeld berechnet. Diese häufige
Wiederholung wurde durchgeführt, da die Felder einer Insel zufällig
überflutet wurden und durch die Wiederholung und den Mittelwert eine bessere
Aussage über die „Intelligenz“ eines Bots getroffen werden konnte.
Insgesamt mussten die Bots auf 22 Spielfeldern ihr Geschick beweisen. 12
Inselfelder stammten dabei von der Wettbewerbsleitung und waren bis auf die
Beispielinsel island.txt den Teilnehmern nicht bekannt. Die restlichen 10 Inselfelder wurden von Teilnehmer selbst eingereicht, die dazu die
Möglichkeit
hatten [9].
Am 1. Februar 2013 startete die Auswertung der Bots und war am 15. Februar
2013 zu Ende. Trotz der Zeitbegrenzung von 0,1 Sekunden pro überlebter Runde
dauerte die Berechnung also noch zwei Wochen, in denen der Testrechner 24
Stunden pro Tag durchlief. Im Vorfeld hätten wir diesen Aufwand nicht
angenommen. Glücklicherweise nutzten nur wenige Teilnehmer das Zeitlimit bis
zum Anschlag aus, sonst wäre der Wettbewerb auch nach einem Monat noch nicht
zu Ende gewesen. Der „Worst Case“ eines Teilnehmers lag bei ca. vier Tagen
Berechnungszeit für die 1000 Iterationen auf den 22 Spielfeldern.
Die Gewinner
Um es nicht unnötig spannend zu machen, hier die Auswertung des Wettbewerbs:
|
| Name | Punkte | Dauer (in h) |
1. | P. Staudinger | 3187,325 | 6:50 |
2. | C. Staudinger | 3167,576 | 9:23 |
3. | H. Hettrich | 3166,223 | 25:38 |
4. | T. Richter | 3160,519 | 44:02 |
5. | F. Satzger | 3117,693 | 0:14 |
6. | P. Uhlmann | 3108,073 | 18:43 |
| D. Wagenführ | 3080,946 | 117:14 |
7. | M. Maraun | 3101,950 | 1:02 |
8. | H. Demel | 3101,891 | 89:47 |
9. | M. Brenneis | 3082,350 | 0:20 |
10. | M. Braun | 3058,158 | 0:14 |
11. | T. Groß | 3028,445 | 11:50 |
12. | J. Richter | 3025,668 | 22:33 |
13. | M. Hummel & K. Kleine | 2963,948 | 55:34 |
14. | H. Blobner | 2926,775 | 8:55 |
15. | T. Pummer | 2818,245 | 1:03 |
16. | D. Bartenstein | 2788,766 | 1:31 |
17. | Gym. Egg, 8bn | 2730,113 | 0:58 |
18. | Gym. Egg, 6bn | 2711,855 | 0:56 |
19. | R. Knauer | 2535,100 | 0:17 |
20. | A. Rampp | 2388,842 | 3:20 |
Wir gratulieren an dieser Stelle Philipp Staudinger, Christoph Staudinger
und Horst Hettrich für die Belegung der ersten drei Plätze. Vor allem Platz
2 und 3 liegen sehr dicht beisammen. Wie man auch sieht, heißt langes
Rechnen nicht auch zwingend, dass ein Bot besser ist als andere. Ebenso
spielt die verwendete Sprache keine große Rolle.
Die detaillierte Auswertung mit den gemittelten Rundenzahlen pro Spielfeld
und Teilnehmer kann separat als Open Document Tabelle (ODS) heruntergeladen
werden [10].
Die Log-Dateien der einzelnen Teilnehmer werden aufgrund der Größe von ca.
400 MB pro Teilnehmer (ungepackt, entspricht ca. 50 MB gepackt) nicht zum
Download angeboten, können aber bei Interesse erfragt werden.
Ebenso gibt es natürlich den Quellcode aller Bots zum Download:
(inkl. Engine, Inselfelder und aller Teilnehmer-Bots,
1652KB) [11].
Noch ein paar Hinweise:
- Philipp und Christoph Staudinger haben uns versichert, sich nicht
gegenseitig abgesprochen zu haben. Die Bots unterscheiden sich sowohl in
Sprache als auch in ihrer Strategie.
- Der Bot von M.Hummel und K.Kleine hat auf einer Insel leider die
Rekursionstiefe von Python gesprengt, weswegen dort keine Punkte erzielt
werden konnten.
- Wettbewerbsleiter Dominik Wagenführ hat außer Konkurrenz auch
teilgenommen und erhält deswegen keine Platzierung. (Er wäre aber auch
disqualifiziert worden, weil sein Bot länger als die vorgeschriebene Zeit
benötigt hat. ;))
Die Gewinner-Bots im Detail
Da es etwas zu aufwändig wäre, wenn alle Bots im Detail vorgestellt werden
würden, werden hier nur die drei Gewinner-Bots etwas ausführlicher vorgestellt. Die
Texte stammen dabei von den Gewinnern selbst.
Philipp Staudinger
Die primäre Taktik des Bots besteht darin, die Anzahl der trockengelegten
Felder zu maximieren. Je mehr Felder trockengelegt werden, desto länger
bleibt die Insel bestehen und desto länger überlebt auch der Bot.
Steht der Bot auf oder neben Feldern, die überflutet sind, werden zuerst
diese trocken gelegt. Ist dies nicht der Fall, wird probiert zu Feldern zu
gelangen, von denen aus Felder trocken gelegt werden können. Dazu werden
zunächst ausgehend von der aktuellen Position rekursiv alle erreichbaren
Felder besucht. Dabei wird für jedes Feld die minimal benötigte Schrittzahl
sowie alle Richtungen (im Folgenden bevorzugte Richtungen genannt), die
dafür gegangen werden können, gespeichert.
Nun wird über alle Felder iteriert. Jedes erreichbare Feld bekommt eine
Bewertung, also eine Zahl, die beschreibt, wie gerne der Bot zu diesem Feld
gehen möchte. Diese Bewertung zu bestimmen war der Hauptteil der Arbeit.
Sie hängt am Ende sowohl von der minimalen
Schrittzahl zum Bot als auch von der Anzahl der von diesem Feld
benachbarten gefluteten Felder ab. Das Ergebnis wird dann zu den
Gesamtbewertungen aller bevorzugten Richtungen addiert.
Zusätzlich werden auch die sicheren Richtungen ermittelt. Dies sind alle
Richtungen, in denen es noch in dieser Runde möglich ist, zu einem Feld zu
gelangen, das trocken ist und unter keinen Umständen bis zur nächsten Runde
zweimal überflutet werden kann. Dazu muss der Auswahlstapel im Auge behalten
werden.
Aus den sicheren Richtungen wird dann jene mit der höchsten Bewertung
ausgewählt. Der Bot geht in diese Richtung und das Ganze beginnt von
vorne.
Christoph Staudinger
Bei der Strategie des Bots geht es primär darum, möglichst viele
Felder in jedem Zug trockenzulegen. Je mehr Felder man trockenlegen
kann, desto länger überlebt die Insel und damit der Bot selbst.
Daher werden zuerst alle ohne Bewegung erreichbaren Felder trockengelegt
(zuerst natürlich das, auf dem der Bot steht). Falls dann noch Züge übrig
bleiben, wird entschieden, in welche Richtung gegangen wird. So wird auch
sichergestellt, dass der Bot am Ende eines Zuges nie auf einem überfluteten
Feld steht. Dazu werden für jede Richtung die erreichbaren Felder und ihr
Abstand ermittelt. Gezählt werden die Felder allerdings nur, wenn sie von
keiner anderen Richtung schneller erreicht werden können.
Dann werden die Felder für jede Richtung bewertet und die Wertungen
addiert. Die Felder erhalten dabei Punkte, wenn sie überflutet sind,
und Bonuspunkte für trockene oder überflutete Nachbarfelder (mögliche
Bewegungen sind immer gut). Diese Punkte werden vor dem Addieren noch
mit einem mit der Entfernung exponentiell abfallenden Wert multipliziert,
um nahe Felder höher zu gewichten.
Falls mit dieser Methode keine eindeutig bessere Richtung gefunden wird,
werden die Punkte mit einer Methode mit schwächer exponentiellen Abfall
und zusätzlichen Punkten für Gebiete mit vielen gefluteten Feldern
neu berechnet.
Durch diese zweigeteilte Berechnung werden zuerst nahe Gebiete
trockengelegt und danach ein neues Gebiet mit vielen überfluteten
Feldern gesucht, um langfristig weitermachen zu können.
Horst Hettrich
Um viele Runden zu überleben, hat der Bot das Ziel, so viele Felder wie möglich
trocken zu legen. Dazu muss das Verhältnis von DRY- zu GO-Befehlen
möglichst groß werden.
Zunächst bewertet der Bot alle Felder des Spielfelds. Der Wert jedes
Feldes ergibt sich aus der Anzahl der Felder, die der Bot vom
entsprechenden Feld aus trockenlegen könnte. Er beträgt also maximal 5.
Anschließend berechnet der Bot die kürzesten Routen zu den 50 Feldern mit
der besten Bewertung. Die Entfernung wird mit Hilfe des
Dijkstra-Algorithmus berechnet. Da der Bot pro Feld einen Zug benötigt, wird der Abstand zwischen
zwei Feldern zunächst einmal auf 1 gesetzt. Um Routen zu belohnen, bei denen
„unterwegs“ viele weitere Felder trockengelegt werden können, wird von
diesem Abstand die 0.19-fache Bewertung des jeweiligen Feldes abgezogen,
sodass der Abstand je nachdem wie viele Felder vom Zielfeld des Zuges aus
trockengelegt werden können, zwischen 1 und 0,05 schwankt (max. Bewertung:
5, siehe oben).
Bei der Suche der Route wird die Summe der Werte der Felder, über die der
Bot bis zum Feld X gezogen ist, sowie die Anzahl der Züge gespeichert. Aus
dem Verhältnis der Punktesumme und der Anzahl der Züge ergibt sich dann die
abschließende Bewertung jedes Feldes, über das der Bot bei einer der
ausprobierten Routen zieht.
Nach dieser Prozedur zieht der Bot schließlich den optimalen Weg zu dem am
höchsten bewerteten Feld. Dabei wird bei jedem Zug überprüft, ob der Bot das
Feld, auf dem er steht, oder ein umliegendes Feld trockenlegen kann.
Feedback
Wir freuen uns, dass der Wettbewerb so gut angenommen wurde und es so viele,
teilweise altbekannte Teilnehmer gab. Dies motiviert uns, auch im Jahr 2013
wieder einen freiesMagazin-Programmierwettbewerb zu veranstalten.
Wir sind aber auch auf Ihr Feedback gespannt:
Was können wir verbessern? Wieso
haben Sie z. B. nicht teilgenommen, obwohl Sie theoretisch gerne gewollt
hätten?
Oder haben Sie eine Idee für den
nächsten Wettbewerb? Schreiben Sie uns in den Kommentaren oder per E-Mail
unter .
Zum Schluss wollen wir noch auf den Artikel „Foto-Kartengenerator“ von Teilnehmer Florian
Satzger hinweisen, der für den Wettbewerb ein Programm erstellt hat, welches
automatisch aus Fotos Inselfelder zum Testen erstellt.
Links
[1] http://www.freiesmagazin.de/20121201-sechster-programmierwettbewerb-gestartet
[2] http://www.freiesmagazin.de/20130202-ende-des-sechsten-programmierwettbewerbs
[3] http://www.freiesmagazin.de/sechster_programmierwettbewerb
[4] http://www.borg.at/
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Ankh:_Herz_des_Osiris
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Jack_Keane
[7] http://www.cliquenabend.de/spiele/873200-Pinguintanz.html
[8] http://musik.klarmachen-zum-aendern.de/fmc/2012/free_music_sampler
[9] http://www.freiesmagazin.de/20121223-erweiterung-zum-programmierwettbewerb
[10] http://www.freiesmagazin.de/ftp/2012/freiesmagazin-2012-12-contest-results.ods
[11] http://www.freiesmagazin.de/ftp/2012/freiesmagazin-2012-12-contest-complete.tar.gz
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Für Leserbriefe steht unsere E-Mailadresse
zur Verfügung - wir freuen uns über Lob,
Kritik und Anregungen zum Magazin.
An dieser Stelle möchten wir alle Leser ausdrücklich ermuntern,
uns auch zu schreiben, was nicht so gut gefällt. Wir bekommen
sehr viel Lob (was uns natürlich freut), aber vor allem durch
Kritik und neue Ideen können wir uns verbessern.
Leserbriefe und Anmerkungen
Von LaTeX nach EPUB
->
Als erstes vielen Dank für freiesMagazin, ich finde es sehr gut, dass es Euch gibt
und wenn ich eine Idee (und noch VIEL wichtiger Zeit) habe, werde ich
ganz sicher auch etwas für Euch schreiben. Es hat mich öfter in den Fingern
gejuckt, musste aber immer realistisch sein und Prioritäten auf die andere
Seite des Lebens setzen.
Aber das ist jetzt nicht der Grund meines Schreibens. Ich würde mich freuen,
wenn Ihr mir mal kurz Ideen geben könntet, wie latex2epub funktionieren
kann. Ich habe da noch nichts direkt für gefunden, wie erledigt Ihr das? Ein
Weg wäre ja latex2html für die einzelnen Kapitel und das dann weiter
bearbeiten. Erscheint mir aber nicht wahnsinnig erstrebenswert. Wie läuft
das in Eurem Redaktionsalltag?
Tobias Luther
<-
Zu dem Thema gab es bereits einen Artikel „E-Book-Erstellung aus LaTeX
und HTML“ in freiesMagazin 11/2012 [1].
Dort haben wir die Konvertierung von freiesMagazin nach EPUB ausführlich erklärt.
Dominik Wagenführ
Leserreaktionen zum Resize-Artikel
->
Man verwende aus gutem Grund beim Verkleinern mit convert eine
Nachschärfung und eine leichte Erhöhung des Lokalen Kontrasts. Hier
sehen die Parameter z. B. so aus:
... -quality 90 -modulate 98,100 -resize "1280x1280>" -unsharp 0x1.4+0.15+0.03 -unsharp 40x20+0.08+0.03 ....
Michael (Kommentar)
Leserreaktionen zum OpenPhonenux-Artikel
->
Viele Dank für diesen Artikel. Die ganze Sache sieht wie ein
eingekürztes Nokia N900 aus. Etwas schlechterer Bildschirm und
Auflösung, den internen Speicher haben sie auch ganz schön gekürzt.
Wann kommt die Portierung von Maegoo? Eine Box zum Anschluss einer
Autobatterie würde ich noch brauchen, bis die 100 Ampere alle sind,
das dauert etwas. Und eine Betriebsart nur über Standardakkus wäre
schön, dann kann man dass Teil in Dritte-Welt-Länder verkaufen,
am besten mit Torverschlüsselung. Und warum kein HDMI-Ausgang und kein
3,5-Klinkensteckeranschluss für den Kopfhörer? Eine Bluetooth-Tastatur
und eine Anschlussbox für Drucker wäre auch sehr schön. Und bitte eine
schöne Taschenrechner-Anwendung wie mein TI 89 Platinium.
Matthias Kühmsted
<-
Der Bildschrim wurde vom original Openmoko übernommen, da das Projekt zu
Beginn nur als Hardware-Upgrade gedacht war. Für die nächste Version
wird bereits mit größeren Bildschirmen experimentiert.
Der interne Speicher ist durch die Chip Auswahl und Technik beschränkt,
denn es wird ein kombinierter RAM & NAND (interner Flashspeicher) Chip
verwendet, der per Package-on-Package (PoP) direkt auf den
OMAP3-Prozessor gelötet wird. Und die Auswahl an solchen Chips – die man dann
auch noch in kleinen Stückzahlen kaufen können muss – ist leider nicht
sehr groß.
Es wird in der Community schon an einigen Softwareprojekten für die
GTA04-Plattform gearbeitet: QtMoko, SHR, Debian, Replicant (Android),
Ubuntu, JeOS (SuSE) und Mer. Je größer die Community wird, desto höher
auch die Wahrscheinlichkeit, dass jemand damit beginnt, Maemo/Meego zu
portieren. Die Voraussetzungen dafür sind alle erfüllt.
Eine Autobatterie sollte entweder per USB (direkt oder mit Y-Kabel) oder
auch direkt an den Akku-Klemmen anschließbar sein – die entsprechende
Logik zur Spannungs- und Stromwandlung vorausgesetzt (was dank dem
Open-Hardware Prinzip aber machbar ist).
Ich denke, das wäre ein schönes Projekt für einen Hardware-Bastler, Du
könntest die Idee ja mal auf der
OpenPhoenux-Community-Mailingliste [2]
vorschlagen. Vielleicht findet sich jemand, der es entwickeln will.
Auch eine Stromversorgung über Standardakkus ist prinzipiell möglich.
Passt man die 3-D-Daten des Gehäuses entsprechend an, so können diese
auch noch schön im Gerät untergebracht werden. Den Prototypen des
OpenPhoenux-Tablets gibt es übrigens schon in einer Variante mit
Standardakkus.
[Der Verkauf in Dritte-Welt-Länder]
würde wohl leider am recht hohen Preis scheitern … Daran kann
man dann erst denken, wenn das Handy in so hohen Stückzahlen produziert
werden kann, dass der Preis weit genug gesenkt werden kann.
HDMI und 3,5mm-Klinke sind in der aktuellen Variante nicht enthalten, da
diese in die alten Openmoko-Gehäuse passen müssten und dort keine Löcher
für solche Anschlüsse vorgesehen sind. Technisch ist dies allerdings
kein Problem und es ist für die nächste Version auch schon angedacht.
Ein Drucker lässt sich problemlos über den USB-2.0-OTG-Port anschließen
und benutzen. Und eine Taschenrechner-Applikation ist nur eine Frage der
Motivation eines Software-Entwicklers – oder gibt es vielleicht sogar
schon etwas passendes im Debian-Repository?
Lukas Märdian
Links
[1] http://www.freiesmagazin.de/freiesMagazin-2012-11
[2] http://lists.openphoenux.org/mailman/listinfo/community
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe gegebenenfalls zu
kürzen. Redaktionelle Ergänzungen finden sich in eckigen Klammern.
Die Leserbriefe kommentieren
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(Alle Angaben ohne Gewähr!)
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finden ist? Dann schreiben Sie eine E-Mail mit den Informationen zu
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freiesMagazin erscheint immer am ersten Sonntag eines Monats. Die April-Ausgabe wird voraussichtlich am 7. April unter anderem mit folgenden Themen veröffentlicht:
- Nur keine Angst: Effektives Arbeiten mit der Shell
- Review: Software-Architekturen dokumentieren und kommunizieren
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Bedeutung. Diese sind hier zusammengefasst:
$: | Shell-Prompt |
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/home/BENUTZERNAME |
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On 3 Mar 2013, 09:34.