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Peaks of the Balkans 2018 – Teil 5: Budva, Kotor und Abschluss

Aufenthalt in Budva

Nach der langen Wanderung wollten wir noch etwas die Sonne am Meer in Montenegro genießen. Die schöne, alte Stadt Budva bot sich dafür sehr gut an. Wir kamen zu viert in der Vila Jovona unter, die einen tollen Blick aufs Meer und die Insel Sveti Nikola bot.

Blick vom Hotelzimmer.

Blick vom Hotelzimmer.

Budva hat eine schöne Altstadt mit verwinkelten Gassen, aber auch sehr viele Touristen. Die Steinstrände waren vor allem von russischen Urlaubern bevölkert (die Herkunft ist zumindest eine Vermutung meinerseits aufgrund des Flughafen-Abflugplans, siehe unten). Natürlich steckten wir die Füße auch einmal ins Wasser, aber entspannt baden wollten wir hier eher nicht. Ansonsten sind wir über die Stadtmauer und durch die Altstadt gelaufen.

Enge, verwinkelte Gasse.

Enge, verwinkelte Gasse.

Die Balletttänzerin von Budva.

Die Balletttänzerin von Budva.

Für den zweiten Tag in Budva buchten wir einen Ausflug im Reisebus. Erster Halt war in der ehemaligen Hauptstadt des Landes, Cetinje. Dort besuchten wir eine Kirche und ein Kloster, die ich beide aber wenig beeindruckend fand. Im Nationalpark Lovćen sind wir danach auf den Jezerski Vrh gestiegen (okay, zum großen Teil gefahren). Auf dem Gipfel liegt das Njegoš-Mausoleum, welches wir aber nicht besucht haben. Die dritte Station war ein Honigladen. Interessanter und schmackhafter waren der Schinken und der Käse, für die das Städtchen Njeguši bekannt ist.

Kloster in Cetinje.

Kloster in Cetinje.

Jezerski Vrh im Nationalpark Lovćen.

Jezerski Vrh im Nationalpark Lovćen.

Auf Grund des Besuchs in Njeguši bestellte ich mir Abends im Restaurant auch ein Njeguski-Steak, welches mit dem Schinken und Käse aus der Stadt gefüllt ist. Eine zweite Delikatesse ist ein ähnliches Gericht namens Karadjordjeva, bei dem das Steak aber noch gerollt und paniert wird (ähnlich wie Cordon Bleu). Natürlich konnten wir, d.h. die anderen, in Budva aber auch sehr gut jede Art von Meerestieren essen. Die montenegrinische Küche hält für jeden etwas bereit.

Zum Essen gab es Meerestiere und Karadjordjeva (oben links).

Zum Essen gab es Meerestiere und Karadjordjeva (oben links).

Abschluss in Kotor

Unsere zwei Begleiter verließen uns nach Budva und traten ihre Heimreise ein. Wir blieben noch ein paar Tage – weil die Flüge zurück in die Heimat einfach nicht besser gingen. Das war aber auch nicht so tragisch, so konnten wir noch ein bisschen Kotor erkunden. Die Hafenstadt ist vor allem für seine Altstadt und Stadtmauer bekannt. Daneben ist Kotor ein Standard-Anlegepunkt für zahlreiche Kreuzfahrtschiffe. An einem Tag legten gleich drei Stück an. Dementsprechend geschäftig ist die Stadt auch.

Stadtmauer von Kotor.

Stadtmauer von Kotor.

Verwinkelte Gassen in Kotor.

Verwinkelte Gassen in Kotor.

Ähnlich wie Budva bietet Kotor viele kleine Gassen und Häuser und versprüht damit einen gewissen italienischen Charme, was mir sehr gefallen hat. Vor allem die Wanderung zur Burgruine San Giovanni, welche die Stadt überragt, fand ich schön. Der Blick von oben ist herrlich. Ein kleiner Tipp: Wenn man dem Wanderweg Lovćen folgt, anstatt die Treppen innerhalb der Stadtmauer, kann man sich den recht teuren Eintritt von 8 Euro sparen und kommt so sogar noch an einer kleinen Kirche vorbei. In Kotor besuchten wir auch das Katzenmuseum, das vor allem für Katzenliebhaber zahlreiche Bilder, Zeichnungen und Fotos bereit hält.

Burgruine San Giovanni.

Burgruine San Giovanni.

Ein Kirche hinter der Burgruine.

Ein Kirche hinter der Burgruine.

Die Altstadt von Kotor.

Die Altstadt von Kotor.

Blick auf Kotor und Bucht.

Blick auf Kotor und Bucht.

Für den zweiten Tag in Kotor buchten wir für 30 Euro eine Reise auf einem Schnellboot. Im Hafen, direkt neben der Anlegestelle für die Kreuzfahrtschiffe, gibt es zahlreiche Anbieter, die sich auf den ersten Blick in nichts unterscheiden, auch nicht im Preis. Unser Boot fasste acht Personen, damit fuhren wir aus der Bucht von Kotor heraus. Erster Stopp war Gospa od Škrpjela, eine kleine Insel in der Bucht, auf der wir eine Kirche besuchen konnten. Danach ging es hinaus aufs Meer an der Gefängnisinsel Mamula vorbei bis zur Blauen Grotte (Plava Spilja). Durch das einfallende Licht wirkt das Wasser in der Höhle besonders blau. Drin schwimmen wollte ich aber aufgrund des Lärms und Gestanks nicht, da sich zahlreiche Boote in der Höhle tummelten. Dafür konnten wir vor der Grotte einmal in die Adria hüpfen. Auf dem Rückweg machten wir noch in einem der U-Boot-Verstecke Halt, welche getarnt an verschiedenen Stellen im zweiten Weltkrieg in die Berge gehauen wurden. Insgesamt war die Tour interessant, die Bootsfahrt empfand ich aber als etwas zu lang, für das, was ich am Ende sehen konnte.

Insel Gospa od Škrpjela.

Insel Gospa od Škrpjela.

Gefängnisinsel Mamula.

Gefängnisinsel Mamula.

Vor der Blauen Grotte (der Eingang ist links, im Bild nicht sichtbar).

Vor der Blauen Grotte (der Eingang ist links, im Bild nicht sichtbar).

Eingang zu einem U-Boot-Versteck.

Eingang zu einem U-Boot-Versteck.

Am 7. September 2018 ging unser Flug dann vom sehr kleinen Flughafen in Tivat zurück in die Heimat. Interessant war, dass von den 12 Flügen am Morgen 8 nach Russland und davon wiederum 7 nach Moskau gingen. Daran konnten wir auch die Hauptbesucher von Montenegro erkennen.

Schlussbemerkung

Ich gebe zu, auch nach der Tour wird Wandern nicht meine große Leidenschaft. Aber es hat mir zumindest so viel Spaß gemacht, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, eine ähnliche Wanderung noch einmal zu machen und freue mich sogar darauf.

Insgesamt freue ich mich, dass ich den Balkan bereisen und vor allem Albanien und Montenegro näher kennenlernen konnte. Ich wusste, bis auf ein bisschen der jugoslawischen Historie, sehr wenig über die Länder. Und so war es sehr schön, zum Teil die Menschen, die Küche und die Kultur aus erster Hand zu erleben. Auch hier kann ich mir sehr gut vorstellen, den Ländern – oder anderen in der Region – erneut einen Besuch abzustatten.

Vor allem vom Essen in Albanien und Montenegro bin ich begeistert. Auch wenn es in den Bergen nichts groß Außergewöhnliches gab, schmeckten mir die Kartoffeln extrem gut und das Fleisch war toll. Unsere Mahlzeit in Vusanje im Gästehaus Vucetaj war von allen aber die beste. Und aus Montenegro wird mich sicherlich das Njeguski-Steak und Bombice als Nachtisch noch eine Weile beschäftigen (bis ich es nachkoche/-backe).

Die „Peaks of the Balkans“-Route selbst ist landschaftlich sehr interessant und hätte das Wetter etwas mehr mitgespielt, wäre es sicherlich ein grandioses Wandererlebnis gewesen. Aber auch so empfand ich vor allem den Tag von Theth nach Vusanje, den Rundweg in Skala und die längere Wanderung von Babino Polje nach Dobërdol über den Gjeravica sehr abwechslungsreich.

Im Nachhinein war die Buchung eines Guides ein extrem gut Wahl. Ohne Adriatik hätten wir nie so spontan unsere Pläne ändern oder Fahrgelegenheiten besorgen können. Vor allem seine Kenntnis der Berge war von enormen Wert und hat uns sehr geholfen, die Tour durchzuziehen. Auch die Buchung über Balkan Natural Adventure hat sehr gut und problemlos funktioniert.

Der Abschluss in Budva und Kotor war gut und die Städtchen recht interessant für einen Tag, aber viel länger hätte ich dort nicht bleiben müssen.

Auf alle Fälle bin ich sehr froh, mich auf unbekanntes Terrain gewagt zu haben (sowohl von der Region als auch die Art der Fortbewegung). Und vor allem mit der gleichen Begleitung wiederhole ich das sehr gerne.

Unsere Wanderung „Peaks of the Balkans“.

Unsere Wanderung „Peaks of the Balkans“.

Copyright: OpenStreetMap-Mitwirkende, Lizenz: CC-BY-SA 2.0

Strecke

85,2 km (in 6 Tagen)

Höchster Punkt

2656 m (Gjeravica im Kosovo)

Höhenmeter

4750 m auf, 5395 m ab

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Übersicht

Peaks of the Balkans 2018 – Teil 4: Çerem, Valbonë und Shkodër

Wanderung nach Çerem

Der Morgen in Dobërdol kam bei mir etwas früher, da um 5:30 Uhr die Kühe direkt neben unserer Hütte als Hahnersatz dienten. Aber so konnte ich den Sonnenaufgang genießen, die Fütterung der Kälber mit ansehen und zuschauen, wie die Kühe auf die Weide getrieben wurden.

Der Weg von Dobërdol nach Çerem war eher entspannend. Den größten Teil ging es bergab, einzig der Weg über den Aljuci-Pass ging noch einmal bis auf etwas über 1900 Meter hoch. Die größte Aufregung entstand, als Adriatik dachte, wir hätten eine Edelweiß-Blume (er nannte es „Alpine Star“, also „Alpenstern“) gefunden, und spurte mal eben eine ganze Strecke wieder bergab – nur um dann enttäuscht festzustellen, dass es keine ist. Ansonsten gab es hauptsächlich viel Wald und um uns herum die Berge zu sehen.

Viel Wald um uns herum.

Viel Wald um uns herum.

Dobërdol ist ausgeschildert.

Dobërdol ist ausgeschildert.

Gegen 13 Uhr machten wir kurz vor der montenegrinischen Grenze eine Pause bei einer kleine Hütte, bei der wir etwas zu Trinken bekamen und unser Wasser auffüllen konnten. Über den Aljuci-Pass betraten wir dann Montenegro, nur um es drei Kilometer später wieder zu verlassen. Die ganze Zeit über schien die Sonne und es ließ sich sehr angenehm laufen. Auch Zwischendurch hatten wir eine Pause auf einer schönen Ebene, auf der wir die Wälder und Berge der Umgebung anschauen konnten.

Rast mit herrlicher Aussicht.

Rast mit herrlicher Aussicht.

Die Sonne verschwindet hinter den Bergen.

Die Sonne verschwindet hinter den Bergen.

3,5 Kilometer vor dem Ziel stoppte Adriatik uns und verschwand in einer kleinen Hütte am Wegesrand. Nach einiger Zeit kam er heraus und hatte für jeden von uns ein Armband mit den Buchstaben POB („Peaks Of Balkan“) in der Hand. Dies war und ist ein sehr schönes Andenken an unsere gemeinsame Wanderung.

Unser Andenken an „Peaks of the Balkans“.

Unser Andenken an „Peaks of the Balkans“.

In Çerem kamen wir bereits gegen 16 Uhr im Gästehaus Kujtim Goçaj an. Die Zweibettzimmer waren sehr angenehm, die Gemeinschaftsdusche und -toilette störte weniger, Strom gab es leider keinen, aber wir wollten ja sowieso nicht ewig wachbleiben. Am Abend warf ich nur noch einen Blick auf den hellen, roten Lichtpunkt am Horizont, denn der Mars war in den Sommermonaten besonders gut zu beobachten.

Unser Zimmer im Gästehaus Kujtim Goçaj.

Unser Zimmer im Gästehaus Kujtim Goçaj.


Copyright: OpenStreetMap-Mitwirkende, Lizenz: CC-BY-SA 2.0

Strecke

16,9 km

Höchster Punkt

1926 m

Höhenmeter

500 m auf, 1100 m ab

Letzter Wandertag nach Valbonë

Adriatik fragte uns am Morgen, ob wir die etwas anspruchsvollere Route oder eher die leichte wählen wollen. Meine Erkältung war immer noch nicht weg und die Blasen ebenso nicht. Aber auch die anderen bevorzugten eher die leichtere Route von Çerem nach Valbonë. Dementsprechend gibt es auch eher wenig zu berichten.

Ein Schaftransporter.

Ein Schaftransporter.

Der Weg führte durch zahlreiche Wälder und Büsche, von der Aussicht konnten wir deswegen wenig genießen. Am schönsten war der Weg interessanterweise als wir gegen 12 Uhr auf die Straße nach Valbonë trafen. Leider war wegen des Baus einiger Wasserkraftwerke der Wanderweg gesperrt, sodass wir direkt durch die Baustelle laufen mussten. Unbeschadet überstanden liefen wir auf der Straße weiter gen Stadt. Eigentlich wollte Adriatik uns ein Taxi rufen, aber zum einen war es sehr früh und zum anderen die Landschaft mit etwas freierer Sicht schöner, sodass wir auf der Straße blieben.

Wälder und Berge.

Wälder und Berge.

Nach einer viertel Stunde fanden wir am benachbarten Fluss eine nette Stelle für ein Picknick. Während Adriatik mit einer anderen Person unserer Gruppe unbedingt durch das eisige Wasser ans andere Flussufer in den Schatten waten wollten, blieben wir lieber auf der sonnigen Seite. Neue Freunde fanden wir auch: Eine Kuh besuchte uns und versuchte unsere Taschen aufzufressen. Und ich erhielt Besuch von einem Schmetterling oder Falter, der sich partout nicht abschütteln ließ.

Die Kuh sucht im Rucksack nach Essen.

Die Kuh sucht im Rucksack nach Essen.

Besuch von einem Schmetterling.

Besuch von einem Schmetterling.

Zwei Stunden später und vier Kilometer vor dem Ziel führte uns Adriatik zu einer zweiten schönen Raststelle, wo wir auf einer Brücke die Beine im Schatten baumeln lassen konnten. Es war alles in allem eine sehr ruhige Wanderung. Die größte Aufregung gab es an einem Kiosk in Valbonë. In den Bergen sahen wir in weiter Entfernung etwas Hellbraunes durch die Bäume stapfen. Adriatik war der Überzeugung, dass es sich um einen Luchs handelt oder sogar einen Bär und lief mit den anderen näher heran. Als sie zurückkamen, konnten wir dann deutlicher sehen, dass es sich nur um eine verirrte Kuh handelte, was zur allgemeinen Erheiterung beitrug.

Gemütlicher Rastplatz am Fluss.

Gemütlicher Rastplatz am Fluss.

Valbonë von Bergen umringt.

Valbonë von Bergen umringt.

Gegen 16 Uhr waren wir am Ziel in Valbonë, im Gasthaus Kol Gjoni. Ein freundlicher, älterer Mann mit tiefer Stimme begrüßte uns. Wir fanden es sehr witzig, als wir herausfanden, dass wenn man bei der Google-Bildersuche nach „Albanien Mann“ sucht, der dritte Treffer genau unser Gastgeber war. Die Unterkunft hat mir sehr gut gefallen, schön eingerichtet und mit warmer Dusche. Zum Abendessen gab es Ziege, die sehr gut geschmeckt hat.

Gasthaus Kol Gjoni.

Gasthaus Kol Gjoni.


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Strecke

14,0 km

Höchster Punkt

1161 m

Höhenmeter

300 m auf, 495 m ab

Auf dem Koman-See nach Shkodër

Die Wanderung war vorbei, aber irgendwie mussten wir ja wieder zurück in die Zivilisation kommen. Eine Möglichkeit wäre das Auto gewesen, viel schöner ist aber ein Bootsfahrt über den Koman-Stausee. Es gibt mehrere Boote. Wir entschieden uns für das etwas größere – und etwas spätere um 9 Uhr, sodass wir etwas länger schlafen konnten.

Unser Fähre von Fierzë nach Koman.

Unser Fähre von Fierzë nach Koman.

Die kleinere Variante zum Übersetzen.

Die kleinere Variante zum Übersetzen.

Immerhin fuhren wir nicht damit.

Immerhin fuhren wir nicht damit.

Die Fähre startet in Fierzë und bietet auf dem Oberdeck überdachte Sitzplätze. Rund um uns herum waren viele Einheimische, von denen ein paar mit Laptop und Lautsprecher ausgerüstet, das Schiff zu einem Partyboot umfunktionierten und einige nationale Lieder spielten. Die Fahrt auf dem Stausee mit den hohen Bergen rechts und links ist recht eindrucksvoll. Zugegeben hält der Eindruck aber keine zwei Stunden, die die Überfahrt bis nach Koman dauert. Dennoch gefiel mir die Überfahrt, auch wenn das Wandern über die Berge sicher mehr Spaß gemacht hätte.

Die Schluchten …

Die Schluchten …

… auf dem Koman-Stausee …

… auf dem Koman-Stausee …

… sind sehr schön.

… sind sehr schön.

Mit dem Auto ging es dann von Koman weiter bis nach Shkodër, wo wir im Rose Garden Hotel untergebracht waren. Sehr lustig war, dass unser Guide Adriatik zwar jeden Stein und jeden Baum in den albanischen Alpen kennt, sich aber selbst mit Navi in der Stadt verlief. Mit Adriatik gingen wir danach noch in einem Sea-Food-Restaurant essen, mussten uns dann aber auch von ihm verabschieden. Es war eine wirklich schöne und tolle Zeit mit ihm.

Mutter-Teresa-Denkmal in Shkodër.

Mutter-Teresa-Denkmal in Shkodër.

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Peaks of the Balkans 2018 – Teil 3: Berge in Albanien, Montenegro und Kosovo

Gratwanderung zum Volušnica und Taljanka

Ursprünglich wollten wir an Tag 3 von Vusanje nach Plav wandern. Die Strecke war mit 27 Kilometern sehr lang, dafür gab es aber weniger als 500 Höhenmeter zu meistern. Da die Strecke laut Adriatik aber nicht sonderlich schön sein sollte, entschieden wir uns um und machten einen Abstecher über einen der schönsten Wanderwege in den dinarischen Alpen.

Mit dem Auto ging es von Vusanje aus zum Startpunkt in der Nähe von Škala. Gegen 10 Uhr wanderten wir dann los, das Wetter sah gut aus. Je höher wir kamen, desto nebliger wurde es aber. In der Wäldern herrschte eine teils gespenstige Stimmung, auf den Wiesen begeisterte uns dagegen der Morgentau an den zahlreichen Gräsern. Und auch wenn der Nebel dichter wurde, war die Temperatur zum Laufen immer noch angenehm.

Start der Wanderung in der Nähe von Škala.

Start der Wanderung in der Nähe von Škala.

Morgentau an den Gräsern.

Morgentau an den Gräsern.

Gespenstige Stimmung im Nebel.

Gespenstige Stimmung im Nebel.

Auch im Wald ist es schön.

Auch im Wald ist es schön.

Leider hatte ich mir am Vortag einen Erkältung eingefangen, sodass der Aufstieg für mich anstrengender war als gewollt. Dennoch erreichten wir gegen 13 Uhr den Gipfel des Volušnica in 1876 Metern Höhe und wir sahen … mal wieder nichts, da rundherum nur Wolken waren. Da uns niemand drängte, setzen wir uns und warteten etwas ab. Es klarte immer mal wieder etwas auf, sodass wir das Tal und die umliegenden Berge schemenhaft sehen konnten. Bei sonnigem Wetter hätten wir sicherlich einen wahnsinnigen Ausblick genießen können.

Auf dem Volušnica: Die umliegende Berge kann man erahnen.

Auf dem Volušnica: Die umliegende Berge kann man erahnen.

Den weitere Aufstieg ging bis auf 2056 Meter hoch auf den Taljanka. Die Wanderung vom Volušnica aus dauerte circa anderthalb Stunden. Aufgrund der Höhe liefen wir in den Wolken, es war recht kühl und nass und ich war recht fertig, als wir oben waren. Und leider konnten wir rundherum nichts sehen, da die Wolkendecke komplett zugezogen war. Immerhin hatten wir, ohne es zu bemerken, erneut die Grenze überschritten und waren wieder einmal in Albanien.

Die Wolken werfen einen tollen Schatten.

Die Wolken werfen einen tollen Schatten.

Wolkenstau am Grat.

Wolkenstau am Grat.

Ich freute mich ein bisschen auf den Abstieg, da wir uns dann unterhalb der Wolken aufhalten konnten, wo es etwas wärmer war. Im Gegensatz zum Rother-Reiseführer machten wir keinen ganzen Rundweg, sondern gingen über einen tollen Gratwanderweg zurück, der auf der einen Seite die Wolken staute, und auf der anderen Seite einen tollen Blick bot (manchmal zumindest).

Nach dem Taljanka ging es wieder bergab.

Nach dem Taljanka ging es wieder bergab.

Der Durchgang zum Ausgangspunkt.

Der Durchgang zum Ausgangspunkt.

Gegen 17 Uhr waren wir wieder am Startpunkt und wurden mit dem Auto abgeholt. Wir machten einen Zwischenstop in Gusinje im Café Slasticara Šar, wo wir kleine Kuchen und Gepäck bekamen. Dort verliebte ich mich in Bombice, eine kleine, sehr saftige Keks-Kakao-Kugel, die mir wohl als beste Süßigkeit aus Montenegro in Erinnerung bleiben wird.

Kuchen in Gusinje (Bombice links vorne).

Kuchen in Gusinje (Bombice links vorne).

Nach der willkommenen Pause ging es weiter bis nach Plav, wo wir vom ehemaligen Nationalpark-Sheriff Enko abgeholt wurden und in dessen interessanten Truck/Kleinlaster wechselten. Vorne war nur Platz für eine Person – die den Sitz festhalten musste, da er nicht angeschraubt war. Der Rest nahm auf der Ladefläche hinten Platz und wurde ordentlich durchgerüttelt. Aber es machte tierisch viel Spaß. Enko hatte seinen Job an den Nagel gehängt und stattdessen im Wald ein kleine Unterkunft mit einigen Hütten eröffnet. Ich hatte eigentlich auf ein richtiges Zimmer gehofft, mit einer Dusche und Toilette, für die ich nicht einmal quer über die Wiese laufen musste, aber es war dennoch ganz nett. Vor allem Enko war sehr freundlich und obwohl er kein Englisch sprach und mit seiner Größe bedrohlich wirken könnte, füllte er sehr überschwänglich Essen und Trinken nach, das wieder sehr gut war.

Unser Taxi von Plav nach Babino Polje.

Unser Taxi von Plav nach Babino Polje.

Die Unterkunft bei Enko.

Die Unterkunft bei Enko.

Doppeltoilette. Aber wieso?

Doppeltoilette. Aber wieso?


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Strecke

9,8 km

Höchster Punkt

2056 m

Höhenmeter

1200 m auf, 1125 m ab

Abstecher nach Kosovo

Für den vierten Tag stand eine längere Tour auf den Gjeravica, den höchsten Berg Kosovos, an. Vorher gab es aber ein ausgiebiges Frühstück mit extrem viel Polenta (mit Käse) und dem obligatorischem weißen Ziegenkäse, die zumindest ich beide nicht so attraktiv fand. Dafür konnte ich mir stolz auf Landessprache ein Glas Tschumscht („qumësht“ geschrieben) bestellen – Milch mag ich eben auch im Balkan.

Frühstück mit Polenta und viel Käse.

Frühstück mit Polenta und viel Käse.

Mit dem Auto ging es am Morgen sieben Kilometer bis auf 1900 Meter Höhe zum Anfangspunkt unserer Wanderung, wo wir gegen 9:30 Uhr starteten. Das Wetter war sehr schön und sonnig, im Tal hinter uns lag noch dichter Nebel und vor uns die Berge. So wanderten wir querfeldein durch Wacholderbeersträucher mit einer tollen Aussicht – und überquerten wieder einmal ohne es zu bemerken die Grenze nach Kosovo. Gegen 12:30 Uhr machten wir eine kleine Rast am Tropojë-See (Liqeni i Tropojes), wo uns Adriatik etwas zur Beschleunigung anspornte. Aufgrund meiner Erkältung und auch wegen der Blasen an den Füßen waren wir etwas zu gemütlich unterwegs und mussten schneller laufen, damit wir den Gipfel erreichen und zusätzlich noch vor Einbruch der Dunkelheit in Dobërdol ankommen würden.

Blick auf den Startpunkt.

Blick auf den Startpunkt.

Die ersten Berge liegen hinter uns.

Die ersten Berge liegen hinter uns.

Pause am Tropojë-See.

Pause am Tropojë-See.

Herrliche Aussicht.

Herrliche Aussicht.

Praktischerweise kamen wir nach einer weiteren Stunde an einem Felsvorsprung vorbei – oder zumindest führte Adriatik uns dorthin –, wo wir einen großen Teil unseres Gepäcks lagern konnten, um die restlichen fünf Kilometer etwas leichter beladen weiter laufen zu können. Ich war sehr dankbar dafür. Auf den letzten anderthalb Kilometer legte ich meinen Rucksack an einem Felsen komplett ab – Diebstahl war in dieser Gegend so gut wie ausgeschlossen. Aber so erreichte auch ich um 15:30 Uhr nach sechs Stunden Wanderung den Gjeravica, mit 2656 m Höhe der höchste Berg Kosovos.

Der Herzsee.

Der Herzsee.

Sieht auch aus wie ein Herz.

Sieht auch aus wie ein Herz.

Der Gipfel des Gjeravica.

Der Gipfel des Gjeravica.

Die Aussicht war einfach herrlich. Es war zwar immer noch etwas bewölkt, aber wir konnten mehr sehen als am Tag zuvor auf dem Taljanka. Durch die Wolken und Sonne ergab sich ein tolles Licht- und Schattenspiel auf den riesigen grünen Wiesen und Felsen. Auch wenn der Weg anstrengend war, freute ich mich riesig, dies genießen zu können.

Blick auf die Berge ringsum.

Blick auf die Berge ringsum.

Noch mehr Seen.

Noch mehr Seen.

Lange konnten wir leider nicht auf dem Gipfel verbringen, auch wenn es sehr schön war, und so machten wir uns auf den Rückweg. Über den Ali-Peja-Pass überquerten wir erneut die Grenze, diesmal zurück nach Albanien und hatten somit an dem Tag drei Länder betreten. Die Sonne war bereits langsam am verschwinden und gegen 19:30 Uhr kamen wir in Dobërdol im Gästehaus Bashkimi an.

Wir laufen gen Sonnenuntergang.

Wir laufen gen Sonnenuntergang.

Das Gästehaus Bashkimi in Dobërdol.

Das Gästehaus Bashkimi in Dobërdol.

In einem Sechs-Bett-Matrazenlager, das aber ganz gemütlich war, konnten wir uns umziehen. Ich wollte auch noch duschen, leider stand nur kaltes Wasser bereit, was mich aber nicht abhielt, nach der langen Tour zumindest etwas fließendes Wasser und Seife über den Körper laufen zu lassen. Wir fielen diesmal auch alle sehr schnell ins Bett – aber nicht ohne den wunderschönen, klaren Sternenhimmel zu beobachten, da es im Umkreis von einigen Kilometern keine störende Lichtquellen gab.

Unsere Hütte zur Übernachtung.

Unsere Hütte zur Übernachtung.

Unser 6-Bett-Zimmer.

Unser 6-Bett-Zimmer.


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Strecke

21 km

Höchster Punkt

2656 m

Höhenmeter

1380 m auf, 1455 m ab

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Peaks of the Balkans 2018 – Teil 2: Theth und Vusanje

Rund um Theth

Nach der zweitägigen Besichtigung der Stadt wurden wir Mittags von unserem Fahrer abgeholt und über Shkodër nach Theth gebracht, wo unsere Wanderung startete. In Tirana sprang auch unser Reiseführer Adriatik Gacaferi (Instagram) hinzu, den wir um seinen wohlverdienten Ruhetag gebracht hatten. Aufgrund eines kleinen Fehlers wurden für uns die falschen Daten (ein Tag zu spät) gebucht. Das war aber glücklicherweise nie ein echtes Problem, nachdem wir es mit BN Adventure von Tirana aus klären konnten. Jedenfalls erzählte uns Adriatik, dass er gerade von einer Tour nach Hause (in Kosovo) gekommen war, von der Agentur angerufen wurde, und sofort wieder in den Bus nach Tirana steigen musste. Er nahm es aber mit Humor. :)

In Theth regnete es bei der Ankunft um 18 Uhr leider. Wegen des Buchungsfehlers stand auch nicht das normale Zimmer in der Herberge Bujtina Polia zur Verfügung, sondern wir wurden in einem anderen Haus einquartiert. Das war etwas spartanischer und die Dusche wollte ich mir eher sparen, aber es genügte für eine Nacht. Abends gab es dann einen seltenen Bergtee, den es nur in Albanien gibt, wie uns die Gastwirtin versicherte. Adriatik verriet uns, dass es sich um Oregano-Tee handelte, der vielleicht nicht selten ist, aber zumindest gut schmeckte.

Unsere Unterkunft „Bujtina Polia“.

Unsere Unterkunft „Bujtina Polia“.

Das Essen in Albanien war so, wie im Wanderführer beschrieben: Abends meist Fleisch mit Kartoffeln (die ich klasse fand) und morgens Fladenbrot und Feigenmarmelade. Dazu gab es grundsätzlich zu jeder Tageszeit weißen Ziegenkäse, den ich zwar probiert habe, aber den ich definitiv nicht zu den Köstlichkeiten Albaniens zählen werden.

Am ersten richtigen Wandertag stand ein kleiner Trip zur Eingewöhnung nach Nderlysaj. Von unserer Unterkunft in Theth gingen wir mit leichtem Gepäck gegen 9 Uhr los, überquerten einige Brücken und machten Pause am Wasserfall „Ujëvara e Grunasit“ bei Grunas. Es war wirklich ein sehr schöner und angenehm zu laufender Weg – bis dann gegen 11 Uhr der Regen über uns hereinbrach. Glücklicherweise hatten wir es da bis auf weniger Meter bis zu einer kleinen Raststätte in Nderlysaj geschafft. Direkt neben einer kleinen Lagune – in der einige „Verrückte“ sogar schwimmen waren – konnten wir eine kleine Pause mit gebackenen Maiskolben machen. Eigentlich wollten wir die „Blue Eye Route“ noch weiter laufen, da es aber leider nicht aufhören wollte zu regnen, besorgte uns Adriatik einen Wagen zurück zur Unterkunft in Theth.

Auf dem Weg nach Nderlysaj.

Auf dem Weg nach Nderlysaj.

Wasserfall „Ujëvara e Grunasit“.

Wasserfall „Ujëvara e Grunasit“.

Blaues Auge im Regen.

Blaues Auge im Regen.

Den Rest des Tages entspannten wir entweder auf den Zimmer bzw. liefen, als die Sonne wieder herauskam, noch zum Fluss und zum örtlichen Minimarkt.

Unten am Fluss.

Unten am Fluss.

Kirche in Theth.

Kirche in Theth.


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Strecke

6,6 km

Höchster Punkt

860 m

Höhenmeter

170 m auf, 450 m ab

Von Theth nach Vusanje

Den ersten, großen Wandertag wollten wir früh starten, um das schöne Wetter, was für den Vormittag angesagt war, noch mitnehmen zu können. Und so gingen wir gegen 8:30 Uhr von Theth langsam und steten Schrittes zuerst relativ eben und dann nach circa 6-7 Kilometern steiler ansteigend immer mehr dem Peja-Pass (Qafa e Pejës) entgegen. Wir kamen nicht ganz so schnell voran, wie gedacht, aber die Gegend war auch einfach viel zu schön, um schnell durchzuhetzen.

Über den Berg geht die Wanderung nach Vusanje.

Über den Berg geht die Wanderung nach Vusanje.

Unterwegs sahen wir die Bunker, die Hoxha zu seiner Regierungszeit überall bauen ließ, von denen aber nicht mehr viel außer der Eingänge übrig war. Auch wenn niemand von uns spontan Lust auf Gin gehabt hat, hätten wir welchen brennen können, denn rund um den Wanderweg gab es zahlreiche Wacholderbeerbüsche, die toll rochen. Dabei den Blick immer auf auf die hohen Berge und den Pass gerichtet zu haben, war einfach großartig. Kurz vor dem Pass fanden wir an einem recht großen Felsvorsprung Unterschlupf, um eine kleine Rast einzulegen. Der Blick auf Theth von dort war toll. Beeindruckend waren auch die kleinen Wolken, die an den Felswänden festhingen.

Ein Bunker in den Bergen.

Ein Bunker in den Bergen.

Aussicht auf Theth.

Aussicht auf Theth.

Kurz vom Pass.

Kurz vom Pass.

Nach circa fünf Stunden (inklusive der halben Stunde Mittagspause) hatten wir den Qafa e Pejës erreicht. Und sofort schlug das Wetter um. Wo hinter uns ein schönes, sonniges Tal lag, sahen wir vor uns nur … nichts. Dichter Nebel versperrte die Sicht, es wurde kühler und nasser. Dennoch freute ich mich, den höchsten Punkt der Etappe erreicht zu haben – nur um zu erkennen, dass das nicht stimmte. Denn direkt hinter dem Pass liegt ein Talkessel mit einem kleinen See und Steinhaufen, die an ein zerfallene Ruine erinnern. Nach ein paar Metern bergauf hatten wir aber tatsächlich den höchsten Punkt erreicht.

Geschafft: Qafa e Pejës.

Geschafft: Qafa e Pejës.

Talkessel mit See.

Talkessel mit See.

Wir hatten am Vortag noch kurz damit geliebäugelt, vom Qafa e Pejës auf den Arapi zu steigen. Dies wären aber circa fünf Kilometer Umweg gewesen, was uns 3-4 Stunden gekostet hätte und wir somit erst sehr spät in Unterkunft gewesen wären. Daher blieben wir auf der geplanten Route nach Vusanje. Ansonsten hätten wir unterwegs vermutlich auch nicht eine andere Reisegruppe von Balkan Natural Adventure getroffen, was sehr witzig war. Die Gruppe hatte etwas mehr Glück, da sie eher in Richtung Sonne gingen. Wir setzten den Weg dagegen im Nebel fort. Es fing später auch noch stärker an zu regnen, sodass Regenjacke und Poncho Pflicht waren, teilweise aber auch nicht mehr halfen. Nach weiteren drei Stunden überquerten wir die Grenze nach Montenegro. Bis auf einen Grenzstein erinnerte aber nichts daran, dass hier eine Landesgrenze sein sollte. Dafür gab es sehr viele Kuhfladen und Massen an kleinen Fröschen.

Grenzübergang nach Montenegro.

Grenzübergang nach Montenegro.

Nach zwei weiteren Kilometern bei nicht so tollem Wetter kamen wir auf eine schmale Straße. Adriatik hatte uns wieder ein Auto organisiert, dass uns die letzten fünf Kilometer nach Vusanje brachte. Unterwegs machten wir noch Halt am Blauen Auge Oko Skakavice. Selbst bei nicht ganz so gutem Wetter war die Farbe wunderschön. Nur die Temperatur lud einfach nicht dazu ein, die Füße einmal ins Wasser zu halten. Insgesamt waren wir auch sehr froh gegen 17:30 am Gästehaus Vucetaj in Vusanje anzukommen.

Blaues Auge „Oko Skakavice“.

Blaues Auge „Oko Skakavice“.

Die Räume des Gästehauses bestehen aus kleinen, aber hübschen Holzhütten, die eine Außendusche und Toilette haben. Der Gastgeber war sehr freundlich und nahm unsere Schuhe zum Trocken über Nacht entgegen. Das Abendessen war ebenfalls außerordentlich gut mit viel Fleisch, frischem Gemüse, gebackenen Kartoffeln und großartigen, selbstgemachten Brötchen. Für mich war das Abendessen in Vusanje das beste der ganze Reise.

Unterkunft im Gästehaus Vucetaj.

Unterkunft im Gästehaus Vucetaj.

Das Essen in Vusanje war großartig.

Das Essen in Vusanje war großartig.


Copyright: OpenStreetMap-Mitwirkende, Lizenz: CC-BY-SA 2.0

Strecke

16,9 km

Höchster Punkt

1735 m

Höhenmeter

1200 m auf, 770 m ab

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Peaks of the Balkans 2018 – Teil 1: Einleitung und Tirana

Einleitung

Wanderurlaube sind nicht unbedingt etwas, denen ich sehnsüchtig entgegen fiebere. Mich stört weniger das Laufen an sich – auch wenn ich Radfahren bevorzuge – aber am Ende einer Tagesetappe bevorzuge ich ein gemütliches Bett, eine warme Dusche und was Gutes zu Essen. Unter Wanderung stellte ich mir eher das Gegenteil vor: ein Matratzenlager mit 20 Personen im Zimmer, Eintopf und Suppen zum Essen und nur jeden zweiten Tag fließend Wasser. Als ich von „Peaks of the Balkans“ hörte, dachte ich aber, dass es die Strapazen vielleicht wert ist.

„Peaks of the Balkans“ ist ein Rundwanderweg in den dinarischen Alpen, der durch Albanien, Montenegro und Kosovo führt und die die Länder sowohl geografisch als auch politisch miteinander verbinden soll. Nicht jeder kommt auf die Idee, in der Region Urlaub zu machen und vor allem auch die jüngere, politische Geschichte machte die Region für mich interessant. Die beste Reisezeit für den Wanderweg ist zwischen Juni und September. Das restliche Jahr über ist das Wetter eher unpassend und zahlreiche der Bergdörfchen sind nicht bevölkert, sodass man mit Zelt umherwandern muss. Aus dem Grund entschieden wir uns für einen Trip Ende August/Anfang September 2018.

Mit Hilfe des Rother Reiseführers hätten wir die Tour gut selbst planen und durchführen können. Da wir die Gegend aber nicht kannten und nur einen Teilweg der 192-km-langen Route wandern wollten, holten wir über einen lokalen Anbieter zumindest ein Tourenangebot ein. Zuerst fragten wir bei zbulo.org an, die für 2018 aber keine Kapazitäten mehr hatten. Sie verwiesen uns auf Balkan Natural Adventure. Dort wurden unsere Wünsche aufgenommen und wir hatten schnell einen Reisevorschlag vorliegen, der uns gefiel. Die Wandertour sollte in Albanien starten und durch Montenegro wieder nach Albanien führen.

Anfangs wollten wir die Reise noch selbst anhand des Vorschlages durchführen. Da es sprachlich in den abgelegenen Regionen aber auch mit Englisch eher schwer geworden wäre und einige Dinge vor Ort geklärt werden müssten, entschieden wir uns für einen Reiseführer, der uns auf der Wanderung begleitete. Am Ende luden wir noch zwei Freunde ein und freuten uns nach der Buchung im Mai sehr auf die Reise.

Albaniens Hauptstadt Tirana

Unsere Reise startete nicht mit einer Wanderung, sondern in der Hauptstadt Albaniens, Tirana. Wenn wir schon in der Region waren, wollten wir nicht nur die Landschaft sehen, sondern auch etwas von der städtischen Kultur mitbekommen.

Tirana würde ich als normale Großstadt bezeichnen. Es gibt neue, schicke Hochhäuser – gleich neben etwas älteren, teilweise baufälligen Gebäuden. Dazwischen liegen grüne Parks und in der Mitte der Stadt der Skanderbeg-Platz mit gleichnamiger Reiterstatue. Der albanische Nationalheld ist so bekannt, dass es sogar ein Brettspiel auf Basis seiner Schlachten gibt – im Übrigen das einzige albanische Brettspiel, das ich im Laden gefunden habe.

Blick vom Hotelzimmer auf die Stadt.

Blick vom Hotelzimmer auf die Stadt.

Skanderbeg-Platz.

Skanderbeg-Platz.

Skanderbeg-Denkmal.

Skanderbeg-Denkmal.

Zwei Tage blieben wir in Tirana und schauten uns die Stadt an. Interessant war für mich vor allem das House of Leaves, welches die Zentrale der albanischen Staatssicherheit zur Zeit der Diktatur unter Enver Hoxha von 1944 bis 1985 bildete. Es erinnerte sehr viel an die Staatssicherheit der DDR. Auch das Museum Bunk'art 2 in der Mitte der Stadt verriet in einem Bunker sehr viel über die Geschichte Albaniens. Natürlich waren wir auch im Historischen Nationalmuseum. Leider waren viele Texte an den Ausstellungsstücken nicht übersetzt, was das Verstehen und Einordnen etwas schwer machte. Am interessanten fand ich die – für mich neue Tatsache – dass Mutter Teresa albanischer Abstammung ist. Im Museum konnten wir anhand eines kurzen Filmes sehr viel über sie erfahren.

Eingang zu Bunk'art 2.

Eingang zu Bunk'art 2.

Pyramide von Tirana und Friedensglocke.

Pyramide von Tirana und Friedensglocke.

Gerberbrücke.

Gerberbrücke.

Zu den kulinarischen Spezialitäten Tiranas zählt wohl eindeutig die Pizza. Es gibt zahlreiche Pizzerias, die preislich sehr günstig sind. Auf Empfehlung hin waren wir in der Pizzeria Saporita, die wirklich sehr gut war. Lustig fand ich dagegen die am Morgen servierte „Hot Chocolate“ im Café, die eher einem warmen Schokoladenpudding entsprach, in dem ein Löffel stehen konnte.

Wir waren auch noch am See und im Park Parku i Madh, liefen über die Gerberbrücke (Ura e Tabakëve), standen an der Friedensglocke, gleich neben der Pyramide von Tirana, aber zwei Tage reichen zur Besichtigung Tiranas völlig aus. Die Stadt selbst ist nicht hässlich, aber auch nicht so schön, dass ich jedem dort ein Besuch extra nur wegen der Stadt empfehlen würde. Wer aber in der Gegend ist, wie wir, sollte vor allem den historischen Teil mitnehmen.

Kathedrale der Auferstehung Christi.

Kathedrale der Auferstehung Christi.

Bau einer neuen Moschee.

Bau einer neuen Moschee.

vor zu Teil 2

Buch: Clean Architecture

Titel

Clean Architecture

Autor

Robert C. Martin

Sprache

Deutsch

Genre

Sachbuch

Verlag

mitp Verlag, 2018

Seitenanzahl

375

Nach „Clean Code“ und „Clean Coder“ veröffentlicht Onkel Bob sein neuestes Werk: „Clean Architecture“. Vermutlich ist der saubere Architekt auch nicht mehr weit … Der Untertitel des Buches ist „Das Praxis-Handbuch für professionelles Softwaredesign“, was sehr generisch und eher nichtssagend ist. Interessanter ist der zweite Untertitel „Regeln und Paradigmen für effiziente Softwarestrukturierung”. Die Frage ist: Kann das Buch diese vermitteln?

Zielgruppenfindung

Ich mach's kurz: Ja, kann es größtenteils. Die Frage ist vermutlich eher, wem diese Regeln und Paradigmen näher gebracht werden sollen. Wer schon lange in Richtung Software-Architektur unterwegs ist, wird aus den ersten Kapiteln zu Programmierparadigmen und Designprinzipien nicht mehr so viel Neues mitnehmen. Auf der anderen Seite: Ein Quäntchen Neues findet vermutlich jeder auf den Seiten! Und in meinen Augen schadet es auch nicht, die SOLID-Designprinzipien noch einmal durchzugehen, zumal das Single-Responsibility-Prinzip immer wieder falsch verstanden wird. Und auch das Depency-Inversion-Prinzip habe ich – glaube ich – erst jetzt richtig verstanden. Und auch, wieso ich Interfaces bisher immer der falschen Komponente zugeordnet habe.

Interessante Kapitel

Etwas interessanter, wenn auch nicht ganz neu fand ich das Kapitel zu den Komponentenprinzipien, wie zum Beispiel Common-Closure, Common-Reuse, Acyclic-Dependencies, etc. Martin zeigt anhand von kleinen Beispielen die Bedeutung der Prinzipien und greift dazu auch gerne in die Geschichtskiste und zaubert dort Beispiele in Assembler hervor. Dennoch passen alle Beispiele und sind sehr anschaulich.

Das für mich wichtigste Kapitel war aber „Teil V – Softwarearchitektur“. Der Titel ist sehr generisch, aber Robert C. Martin zeigt sehr deutlich, welche Auswirkungen die Softwarearchitektur auf ein Projekt hat – auch im laufenden Betrieb – und wie eine gute Struktur aussehen kann. Dabei natürlich nicht in einer Allerweltsformel, sondern durch Prinzipien und Paradigmen, die einem helfen sich entlang des Architekturaufbaus und -eingliederung entlang zu hangeln. Am hilfreichsten war für mich die Einteilung der Architektur in Layer, wobei aber ein rundes Modell benutzt wird, in welchem die Abhängigkeitspfeile immer von außen nach innen gehen. Das liefert ein völlig neues Bild und Verständnis der eigenen Software.

Von allen Kapiteln, die interessant waren, fällt der Anhang A „Architekturarchäologie“ etwas ab. Robert C. Martin plaudert aus dem Nähkästchen über Projekte, denen er in seiner Laufbahn beiwohnen durfte, und was diese ausgezeichnet hat – entweder, weil sie etwas besonders gut machten oder weil sie katastrophal scheiterten. Teils ist das interessant, teils aber nur eine Anekdote, aus der ich nicht viel mitnehmen konnte. Aber es steht ja auch im Anhang und bildet nicht den Hauptteil des Buches.

Fazit

Fand ich das Buch interessant? Ja, auch wenn ich es sicherlich nicht wie einen Roman am Stück lesen konnte. Und für wen eignet es sich? Natürlich für Software-Architekten, aber ich mag die Abgrenzung zu Software-Entwicklern nicht wirklich. In meinen Augen ist auch jeder Entwickler ein Architekt und muss gewisse Regeln und Prinzipien kennen, damit das Haus (also die Software) nicht zusammenfällt. Ggf. nicht in der ganzen Breite und Tiefe, aber ein gewisses Verständnis sollte da sein. Und diesen Überblick verschafft das Buch „Clean Architecture“ von Robert C. Martin sehr gut. Im Detail kann man dann zu jedem einzelnem Kapitel sicherlich ein eigenes Buch finden, was das Thema behandelt.

Vielen Dank an dieser Stelle auch noch an Miriam Robels vom mitp Verlag für das Rezensionsexemplar!

Buch: Scythe

Titel

Scythe

Autor

Neal Shusterman

Sprache

Englisch

Genre

Roman

Verlag

Walker Books, 2018

Seitenanzahl

443

In ferner Zukunft sind alle Krankheiten ausgemerzt. Niemand muss Hunger leiden. Und auch den Alterungsprozess hat die Menschheit besiegt, sodass sich jeder Mensch jederzeit wieder verjüngen kann, um sein Erwachsenenleben erneut von vorne zu beginnen. Geregelt wird das tägliche Dasein durch eine Maschine, dem Thunderhead, einer Künstlichen Intelligenz, die sich um alles kümmert, damit es den Menschen gut geht. Eine Ausnahme dieser Utopie gibt es: Die Scythes (Sensenmänner). Wenn die Menschen ewig leben könnten, gäbe es bald ein riesiges Problem mit der Überbevölkerung. Aus dem Grund werden Menschen ausgebildet, anderen Menschen das Leben zu nehmen – so wie dies früher durch Krankheiten, Unfälle oder Schlimmeres auch der Fall war.

In dieser Welt leben Citra Terranova und Rowan Damisch und stoßen getrennter Wege auf Scythe Faraday, der beide als Lehrlinge zu sich nimmt, was sie nur widerwillig annehmen. Wer will schon sein ewiges Leben lang andere Menschen töten? Doch dann bringt sich Scythe Faraday plötzlich um und Rowan und Citra werden getrennt und müssen gegeneinander antreten, denn nur einer von beiden darf ein neuer Scythe werden. Steckt mehr hinter Faradays Tod? Und wie kümmern sich die neuen Scythe-Ausbilder um die beiden Lehrlinge?

„Scythe“ ist ein großartiges Buch. Shusterman schafft ein Welt, die obwohl sehr utopisch, dennoch nicht unwirklich klingt. Die Menschheit hat alles erreicht, es gibt kaum noch einen Antrieb, irgendetwas zu tun, da der Thunderhead sich um alle Belange kümmert. Die Scythes passen sehr gut in diese Welt. Gefürchtet, da sie den Tod bringen. Aber auch umgarnt, da sie Immunität vor dem Tod geben können. Manche werden wie Popstars angehimmelt. Und trotz allem zeichnet Shusterman ein menschliches Bild mit starken Unterschieden zwischen den Ausbildern und deren Verhalten.

Sprachlich ist es recht einfach zu lesen. Einige besondere Wörter wie „Gleaning“ kann man aus dem Kontext erschließen. Die abwechselnde Sichtweise aus Rowans und Citras Sicht ist spannend, da mitunter genau die andere Seite gerade mehr Informationen hat als der Leser.

Das Buch ist auch auf Deutsch als „Scythe – Hüter des Todes“ erschienen. Teil 2 der Trilogie wurde als „Thunderhead“ bzw. „Scythe – Der Zorn der Gerechten“ bereits veröffentlicht und ich freue mich sehr darauf, wie es mit Citra und Rowan weitergeht.